Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Die Wurzeln des Rugby liegen im Jahre 1893<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 22. Oktober 2009 Nr. 156<br />
Nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf se<strong>in</strong>er letzten Tagung<br />
die <strong>Sport</strong>arten Golf <strong>und</strong> Rugby als olympische Diszipl<strong>in</strong> bestätigt hat, nehmen viele<br />
sport<strong>in</strong>teressierte <strong>Jena</strong>er viel bewusster wahr, dass <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> e<strong>in</strong>e starke Rugbyabteilung<br />
beim USV existiert. 2010 kann sie auf ihr zehnjähriges Jubiläum zurückblicken. Die<br />
historischen Wurzeln gehen aber schon bis auf das Jahr 1893 zurück; <strong>Sport</strong>historikern<br />
bekannt als das Gründungsjahr des <strong>Jena</strong>er Fußballs. Nach gegenwärtiger Forschungslage<br />
dürfte e<strong>in</strong>er der Haupt<strong>in</strong>itiatoren für die ersten Fußballspiele <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> der Engländer<br />
Joseph Joe F<strong>in</strong>dlay gewesen se<strong>in</strong>. Magister F<strong>in</strong>dlay, wie er <strong>in</strong> der Literatur bezeichnet<br />
wird, kam mit dem Kommilitonen Robert Waterhouse Ende 1892 nach <strong>Jena</strong>. Beide<br />
meldeten sich im Januar 1893 bei der Universität für Vorlesungen <strong>und</strong> Sem<strong>in</strong>are bei Prof.<br />
Dr. Wilhelm Re<strong>in</strong> <strong>und</strong> Prof. Dr. Rudolph Eucken an. F<strong>in</strong>dlay belegte u. a. Geographie<br />
Thür<strong>in</strong>gens, Psychologie, Schulreformbestrebungen, E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> die Philosophie<br />
<strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong> der Philosophie. Bereits im Sommer 1893 legte er <strong>in</strong> Leipzig se<strong>in</strong>e<br />
gedruckte Dissertation unter dem Titel „Zur Entwicklung des höheren Schulwesens<br />
Englands“ vor. Eng befre<strong>und</strong>et war er ansche<strong>in</strong>end mit dem Gymnasiallehrer<br />
Herrmann Peter, der 1893 e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> gründete, um „Spielplätze“ <strong>in</strong> der Oberaue<br />
zu bauen. F<strong>in</strong>dlay hat schon als Schüler <strong>und</strong> verstärkt als Student selber aktiv Fußball<br />
<strong>und</strong> Rugby, welches <strong>in</strong> England den gleichen Wurzeln entstammt, gespielt. E<strong>in</strong>ige<br />
Jahre später schenkte er der Bibliothek des Pädagogischen Universitätssem<strong>in</strong>ars se<strong>in</strong><br />
Buch „Über die Schule von Rugby“ mit Widmung, welches noch heute im Bestand<br />
der Universität ist. Warum er sich 1893 mit Herrmann Peter stärker auf Fußball<br />
<strong>und</strong> nicht auf Rugby konzentrierte, ist nicht belegt. Es könnte aber generell an der<br />
Entwicklung dieser beiden Spielsportarten <strong>in</strong> Deutschland gelegen haben, die sich<br />
starker Widerstände der alles beherrschenden Turnervere<strong>in</strong>e erwehren mussten. Hätte<br />
F<strong>in</strong>dlay damals anders gehandelt, könnten wir heute vielleicht schon auf 116 Jahre<br />
Rugby zurückblicken. Da dies nicht so war, mussten die <strong>Sport</strong>historiker weiter suchen.<br />
Erste Meldungen über Rugbyspiele gibt es um 1930, als ebenfalls <strong>Jena</strong>er Studenten<br />
zusammen mit Leipzigern bei akademischen Wettbewerben e<strong>in</strong>e Rugbymannschaft<br />
aufstellen. Aber erst ab 1954 hat die Hochschulsportgeme<strong>in</strong>schaft (HSG) offiziell e<strong>in</strong>e<br />
Rugbymannschaft, die mehrfach mit Spielergebnissen, meist Niederlagen, <strong>in</strong> der<br />
Tagespresse ersche<strong>in</strong>t. So unterlag am 14. Mai 1956 auf dem <strong>Sport</strong>platz Wöllnitzer<br />
Wiesen (heute Unisportzentrum) Wissenschaft <strong>Jena</strong> der Hochschule für Verkehrswesen<br />
Dresden überraschend hoch mit 3:17 Punkten. Danach verlieren sich die Rugbyspuren<br />
<strong>in</strong> <strong>Jena</strong> wieder. Der Deutsche Vizemeistertitel im Unterwasserrugby 1997 von <strong>Jena</strong>er<br />
Studenten passt nicht <strong>in</strong> die Rugbygeschichte des USV. Erst als am 12. April 2000 zu<br />
Beg<strong>in</strong>n des Sommersemesters Michael Flor im Hochschulsportbüro der Uni aufkreuzte<br />
<strong>und</strong> den Mitarbeitern solange die Vorteile des Rugby für die Studenten erklärte, bis<br />
sie e<strong>in</strong>er Aufnahme der <strong>Sport</strong>art <strong>in</strong>s Hochschulsportprogramm zustimmten, kann man<br />
von der Keimzelle der heutigen starken Abteilung Rugby im USV sprechen. Michael Flor<br />
warb auch gleich noch persönlich die ersten 20 Studenten für e<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe<br />
<strong>und</strong> leitete das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. Bereits e<strong>in</strong> viertel Jahr später, im Juli 2000 beteiligte sich<br />
die Abteilung Rugby <strong>in</strong> Bad Köstritz an e<strong>in</strong>em Turnier <strong>und</strong> stellte e<strong>in</strong>e Männer- <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e Frauen-Mannschaft. Im Februar 2001 fand dann nach 44-jähriger Pause auf den<br />
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