24.11.2012 Aufrufe

Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ohne großes Zeremoniell<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 12. November 2009 Nr. 159<br />

Ohne großes Zeremoniell wurde am 13. November 1929 das Gebäude der Universitätsturnhalle<br />

mit Landesturnanstalt, heute <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> als Muskelkirche bekannt, <strong>in</strong><br />

Betrieb genommen. In e<strong>in</strong>em Zeitungsbericht von e<strong>in</strong>em unbekannten Autor konnte<br />

man lesen: „Ohne Sang <strong>und</strong> Klang ist die neue Landesturnanstalt <strong>in</strong> Benutzung<br />

genommen worden. Es ist von ihr ja auch nicht viel zu s<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> sagen. Wer sie e<strong>in</strong>mal<br />

gesehen hat, weiß Bescheid <strong>und</strong> guckt lieber <strong>in</strong> die Kernberge als nach diesem Erzeugnis<br />

staatlicher Baukunst. Aber gegen den Namen „Muskelkirche“, den der Volksm<strong>und</strong><br />

dieser Musterturnanstalt beilegt, muß ich entschieden protestieren. E<strong>in</strong>e Kirche ist<br />

<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> schönes zweckentsprechendes Bauwerk, <strong>und</strong> an mancher alten <strong>und</strong><br />

neuen Kirche kann auch der nicht kirchlich Ges<strong>in</strong>nte se<strong>in</strong>e helle Freude haben. Aber den<br />

möchte ich sehen, der sich schon über den Bau der Landesturnanstalt gefreut hat. Wir<br />

müssen schon e<strong>in</strong>en anderen populären Namen für sie suchen. Ich will von Vorschlägen<br />

absehen. Vielleicht erlässt das Staatliche Bauamt <strong>in</strong> Weimar e<strong>in</strong> Preisausschreiben für<br />

e<strong>in</strong>en geeigneten Namen.“ Bis dah<strong>in</strong> war es aber vom Entwurf (siehe Artikel: 1927<br />

Auftrag für Jakob Schrammen) bis zur Fertigstellung e<strong>in</strong> schwieriger Weg. Letztendlich<br />

gelang er auch nur, weil <strong>in</strong> seltener E<strong>in</strong>mütigkeit die Stadt <strong>Jena</strong>, die Universität, die<br />

Zeiss-Stiftung <strong>und</strong> Vertreter der Landesregierung an e<strong>in</strong>em Strang zogen. Bedenkt man<br />

die schwierige wirtschaftliche Situation <strong>in</strong> Deutschland, als die Planung 1925/26 begann<br />

<strong>und</strong> gerade die Inflation überstanden war; bedenkt man die politische Instabilität <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen, wo nach dem Sturz e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ken Regierung durch Intervention des Reiches<br />

sich nach 1919 <strong>in</strong> kurzen Abständen vier Regierungen aus vorwiegend konservativen<br />

Kräften ablösten <strong>und</strong> bedenkt man die Konkurrenz der Fakultäten an der Universität,<br />

wenn es um die Verteilung von Geldern g<strong>in</strong>g, dann ist es geradezu e<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, dass<br />

von der Bestätigung der ersten Mittel durch den Thür<strong>in</strong>ger Landtag im Juni 1927 nur<br />

zweie<strong>in</strong>halb Jahre bis zur Fertigstellung verg<strong>in</strong>gen. Als erste Baurate wurden 250.000<br />

RM bewilligt. Die Gesamtkostenschätzung beliefen sich auf über 500.000 RM wovon<br />

die Zeiss-Stiftung 100.000 RM zur Verfügung stellte. Damit die Planung überhaupt<br />

konkret beg<strong>in</strong>nen konnte, war e<strong>in</strong> Trick notwendig, der sowohl die F<strong>in</strong>anzierung<br />

als „sportliche“ Landese<strong>in</strong>richtung als auch als Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>lehrer ausbildende<br />

Universität ermöglichte. Der Fachreferent für Leibesübungen, Realoberlehrer<br />

Wiedemann <strong>und</strong> Dr. Friedrich Tenner vom Thür<strong>in</strong>gischen Volksbildungsm<strong>in</strong>isterium,<br />

der später als Direktor im Gespräch war, schlugen nach e<strong>in</strong>er Besichtigung der<br />

Preußischen Landesturnanstalt <strong>in</strong> Spandau vor, e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem Bau<br />

e<strong>in</strong>er Universitätsturnhalle <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Landesturnanstalt zu versuchen. Der genaue<br />

<strong>Wort</strong>laut ihrer Empfehlung war: „Wir ersuchen von dem dar<strong>in</strong> enthaltenen Material im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Werbung für den Gedanken der Landesturnanstalt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der<br />

zu erbauenden Universitätsturnhalle vertraulich Gebrauch zu machen.“ Damit konnten<br />

die Bedürfnisse des Vere<strong>in</strong>ssports nach e<strong>in</strong>er Landesturnanstalt für die Ausbildung von<br />

ehrenamtlichen „Übungsleitern“ <strong>und</strong> Kampfrichtern, die Ausbildung von <strong>Sport</strong>lehrern<br />

<strong>und</strong> der Studentensport an der Uni gebündelt werden. Zudem konnten die Versuche<br />

der damaligen Landeshauptstadt gestoppt werden, das Geld für e<strong>in</strong>e Landesturnanstalt<br />

nach Weimar zu holen.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!