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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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2010 E<strong>in</strong>e Wette über e<strong>in</strong>e R<strong>und</strong>e<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 3. Januar 2011<br />

Der am 3. Januar 1926 <strong>in</strong> Gera geborene Paul Dern begann se<strong>in</strong>e sportliche Laufbahn<br />

als Segelflieger. Dem Zeitgeist folgend <strong>und</strong> auch zu den militärstrategischen Vorstellungen<br />

des nationalsozialistischen Regimes passend, gehörte es fast zum guten Ton,<br />

dass sportlich <strong>in</strong>teressierte Jugendliche Segelflieger werden wollten. Paul hatte dazu<br />

den Vorteil, dass se<strong>in</strong> Vater nicht nur aktiver Flieger, sondern sogar Fluglehrer war.<br />

Mit 14 Jahren absolvierte Paul se<strong>in</strong>en ersten Start mit e<strong>in</strong>em Gleiter, der mit dem Seil<br />

von se<strong>in</strong>en Kameraden hochgezogen wurde. In se<strong>in</strong>em Flugbuch s<strong>in</strong>d alle Flüge verzeichnet,<br />

auch wenn sie nur 10m weit waren. Mehr als h<strong>und</strong>ert Flüge absolvierte er bis<br />

Ende 1943 vor allem bei Lotschen, Rochlitz <strong>und</strong> Rockau, bis er se<strong>in</strong>en Segelflugzeugführersche<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> den Händen halten konnte. Nach dem Schulabschluss wurde er gleich<br />

zum Kriegsdienst e<strong>in</strong>gezogen, hatte aber Glück, dass er nur bei den Bodentruppen der<br />

Luftwaffe dienen musste, was se<strong>in</strong>e Überlebenschancen deutlich erhöhte. Nach e<strong>in</strong>er<br />

schweren Verw<strong>und</strong>ung kam er über mehrere Lazarette zurück nach Gera, wo er das<br />

Kriegsende erlebte. Im Herbst 1945 ließ er sich an e<strong>in</strong>em Lehrerbildungs<strong>in</strong>stitut <strong>in</strong> Gera<br />

zum Neulehrer ausbilden. Hier gab es die ersten engeren Kontakte zu Georg Buschner,<br />

dem späteren legendären Fußballtra<strong>in</strong>er des FC Carl Zeiss <strong>Jena</strong> <strong>und</strong> der Nationalmannschaft<br />

der DDR, der ebenfalls aus Gera stammte. Diese persönliche, berufliche <strong>und</strong><br />

sportliche Verb<strong>in</strong>dung blieb bis zum Tode von Buschner, der später auch Wohnnachbar<br />

Derns war, erhalten. <strong>Sport</strong>lich kam Dern <strong>in</strong> dieser Zeit zur Handballmannschaft<br />

von Gera-Untermhaus, die zu den führenden Mannschaften <strong>in</strong> Ostthür<strong>in</strong>gen zählte.<br />

E<strong>in</strong>e Wette im jugendlichen Leichts<strong>in</strong>n brachte ihn zur Leichtathletik. Er hatte beim<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g der Handballer, die damals üblicherweise ihre <strong>Sport</strong>art nur im Freien meist<br />

auf Fußballplätzen durchführten, gewettet, dass er die 400m lange <strong>Sport</strong>platzr<strong>und</strong>e <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Zeit unter 60 Sek<strong>und</strong>en schaffen würde. Ohne spezielles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g schaffte er es<br />

tatsächlich <strong>in</strong> 59 Sek<strong>und</strong>en. Als er diese relativ gute Zeit auch Tage später mehrmals<br />

wiederholte, wurde e<strong>in</strong> Leichtathletiktra<strong>in</strong>er auf ihn aufmerksam, der ihn an Thür<strong>in</strong>gens<br />

Mittelstreckentra<strong>in</strong>er, Ewald Mertens, vermittelte. Mit speziellen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsplänen<br />

ausgestattet verbesserte Dern kont<strong>in</strong>uierliche se<strong>in</strong>e Laufergebnisse, blieb se<strong>in</strong>er<br />

Handballmannschaft aber weiter treu. Die Untermhäuser Handballer waren Ende der<br />

1940er Jahre e<strong>in</strong>e Spitzenmannschaft <strong>und</strong> standen 1949 gegen Magdeburg sogar im<br />

Endspiel um den Ostzonenmeistertitel. Dieses Spiel verloren sie aber mit 7:15. Paul<br />

Dern arbeitete nach Abschluss des zehnmonatigen Neulehrerstudiums dann sofort als<br />

Lehrer an der Ostschule <strong>in</strong> Gera. Georg Buschner, der <strong>in</strong>zwischen an der <strong>Jena</strong>er Uni<br />

an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät e<strong>in</strong>e Ausbildung als Führungskader erhielt,<br />

<strong>in</strong>formierte Dern 1949 über die Eröffnung e<strong>in</strong>es Studienganges für <strong>Sport</strong>lehrer.<br />

Buschners E<strong>in</strong>fluss als Vorsitzender des Uni-Studentenrats sorgte dafür, dass Dern sofort<br />

e<strong>in</strong>en Studienplatz im ersten Matrikel am der <strong>Sport</strong>lehrerausbildung bekam. Nach<br />

Studienabschluss wurde Dern sofort Assistent Institut für Körpererziehung, wo Buschner<br />

rechte Hand der Direktor<strong>in</strong> war. <strong>Sport</strong>lich war Dern <strong>in</strong>zwischen ganz bei der Leichtathletik<br />

gelandet <strong>und</strong> Spitzenmittelstreckler des frühen DDR-<strong>Sport</strong> geworden. Mehrere<br />

DDR-Meistertitel für die BSG Motor Carl Zeiss <strong>Jena</strong> <strong>und</strong> Studentenmeistertitel für die<br />

<strong>Jena</strong>er Uni gehen auf se<strong>in</strong> Konto. Lange Zeit hielt er den Stadionrekord über 1000m<br />

mit 2.30,8 M<strong>in</strong>uten. Se<strong>in</strong>e schnellen Starts sicherten ihm regelmäßig den E<strong>in</strong>satz als<br />

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