23.12.2012 Aufrufe

Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SCHULDEN-KOMPASS | TEILANALYSE C | 3.4<br />

<strong>Die</strong> aufgezeigten Merkmale stellen zentrale Merkmale des Sozialprofils überschuldeter Haushalte<br />

dar, erheben jedoch keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Zweifellos wird das Sozialprofil<br />

(relativ) überschuldeter Privathaushalte noch durch weitere Merkmale geprägt wie den<br />

Familienstand, den Schulbildungs- bzw. Berufsbildungsabschluss, das Sparverhalten und die finanziellen<br />

Vorsorgemöglichkeiten, den Erwerbsstatus (Voll-, Teilerwerbstätigkeit, geringfügige<br />

Beschäftigung etc.) und andere mehr. Teilweise stehen die genannten Merkmale jedoch in enger<br />

Korrespondenz mit den bereits dargestellten und diskutierten Merkmalen: beispielsweise steht die<br />

aufgezeigte Berufsgruppenzugehörigkeit in engem Zusammenhang mit dem Schulbildungs- bzw.<br />

Berufsbildungsabschluss. Weiterführende Analysen zur Vervollständigung des Sozialprofils überschuldeter<br />

Privathaushalte können dadurch natürlich nicht ersetzt werden.<br />

Das Sozialprofil bietet ein statisches Bild des <strong>Überschuldung</strong>sprozesses, der durch unterschiedliche<br />

Einflussfaktoren (multifaktorieller Prozess) der strukturellen, institutionellen und individuellen Ebene<br />

best<strong>im</strong>mt wird, und der bei Haushalten mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit von der Verschuldung<br />

zur <strong>Überschuldung</strong> führt. Das Risiko, von der Verschuldung in <strong>Überschuldung</strong> zu gelangen,<br />

wurde für Privathaushalte differenziert nach spezifischen Merkmalen dargestellt und diskutiert.<br />

3.4.2 Ursachen der <strong>Überschuldung</strong> <strong>private</strong>r Haushalte<br />

Das Sozialprofil, das heißt die charakteristischen Merkmale relativ überschuldeter Privathaushalte,<br />

bietet gleichzeitig einen Einblick in die Ursachen der <strong>Überschuldung</strong>. Wie einleitend skizziert, korrespondieren<br />

die Merkmale des Sozialprofils eng mit den Ursachen der <strong>Überschuldung</strong>sprozesse, da<br />

das Sozialprofil jene Merkmale überschuldeter Privathaushalte wiedergibt, die einerseits häufig auftreten<br />

und andererseits bei verschuldeten Haushalten, die diese Merkmale besitzen, mit erhöhter<br />

Wahrscheinlichkeit zur <strong>Überschuldung</strong> führen.<br />

Als eine Ursache der <strong>Überschuldung</strong>sprozesse <strong>private</strong>r Haushalte ist sicherlich der Verlust von<br />

Erwerbsarbeit anzusehen. Mehr als die Hälfte aller verschuldeten Haushalte, die von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen sind, sind überschuldet, wenn als Existenzmin<strong>im</strong>um für die Lebenshaltungskosten die<br />

Pfändungsfreigrenze herangezogen wird. Allerdings kann dadurch nur ein kleiner Teil der <strong>Überschuldung</strong>sprozesse<br />

erklärt werden, da wie angeführt (vgl. die Interpretation der Ergebnisse in Kap.<br />

3.3) „nur“ 7% aller verschuldeten Haushalte (verschuldet durch Konsumenten und/oder Hypothekarkredite)<br />

von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Ganz entscheidend ist in diesem Zusammenhang<br />

die Zusammensetzung des Haushaltes: Generell haben die Haushalte von allein Stehenden, (Ehe)<br />

Paarhaushalten mit Kindern sowie die Haushalte von allein Erziehenden ein wesentlich höheres<br />

Risiko von Verschuldung in <strong>Überschuldung</strong> zu gelangen (vgl. die Ausführungen in Kap. 3.3) als<br />

(Ehe-) Paarhaushalte ohne Kinder. <strong>Die</strong>s liegt u.a. darin begründet, dass bei Haushalten mit Kindern<br />

das durchschnittliche Haushaltsnetto-Äquivalenzeinkommen geringer ist <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong> mit<br />

Haushalten ohne Kindern und weiterhin bei Haushalten mit Kindern seltener beide Elternteile vollerwerbstätig<br />

sind <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong> mit (Ehe-) Paarhaushalten ohne Kinder. Aus den Analysen von überschuldeten<br />

Haushalten, die bei Schuldnerberatungsstellen betreut werden, ist weiterhin bekannt,<br />

dass bei allein Erziehenden-Haushalten, die von allen Haushaltstypen das höchste <strong>Überschuldung</strong>srisiko<br />

tragen (vgl. Abb. 3.3.1 bis Abb. 3.3.4), der Anteil von Transferleistungen am Haushaltsnettoeinkommen<br />

mehr als zwei Drittel beträgt (vgl. Abb. 3.4.1). Transferleistungen bestehen aus öffentlichen<br />

Transferleistungen (Kindergeld, Wohngeld, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld etc.) und <strong>private</strong>n<br />

Transferleistungen wie Unterhaltszahlungen.<br />

145

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!