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Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

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SCHULDEN-KOMPASS | 2. TEILANALYSEN<br />

2.3 Teilanalyse C: Wege in die <strong>Überschuldung</strong> und ihre Ursachen<br />

Eine von Gunter E. Z<strong>im</strong>mermann gewählte Normierung erlaubt die Quantifizierung des Phänomens<br />

<strong>Überschuldung</strong> von Privathaushalten in Deutschland. Der Autor bietet eine Grundlage, auf deren<br />

Basis die so genannte <strong>Überschuldung</strong>skarriere untersucht werden kann. Mit Berechnungen auf Basis<br />

der Pfändungsfreigrenzen und des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) liefert der Autor eine nachvollziehbare<br />

und messbare Antwort auf die Frage: „Wann ist jemand überschuldet?“<br />

Grundlegend ist die Definition der relativen <strong>Überschuldung</strong> (Negative Haushaltsbilanz der Einnahmen<br />

und Ausgaben, inkl. Kreditbelastungen) sowie zwei Konstruktionen des Existenzmin<strong>im</strong>ums<br />

<strong>im</strong> Sinne der Pfändungsfreigrenzen und des BSHG. Dort wird das Existenzmin<strong>im</strong>um restriktiver<br />

gefasst als in den Pfändungsfreigrenzen. <strong>Die</strong> Notwendigkeit der Berechnung relativer <strong>Überschuldung</strong><br />

nach beiden Existenzmin<strong>im</strong>a ergibt sich unter anderem daraus, dass Haushalte für eine gewünschte<br />

Anschaffung freiwillig ihre Lebenshaltungskosten unter das Niveau der Pfändungsfreigrenze auf das<br />

Sozialhilfe-niveau reduzieren können. In der Folge wird die errechnete Anzahl überschuldeter<br />

Haushalte sinken, wenn das Existenzmin<strong>im</strong>um auf den Sozialhilferichtsätzen basiert, gegenüber dem<br />

Existenzmin<strong>im</strong>um auf Basis der Pfändungsfreigrenzen. Es entsteht eine Ober- und Untergrenze des<br />

Anteils relativ überschuldeter Privathaushalte an allen verschuldeten Privathaushalten. Zu betonen<br />

ist, dass aus dieser Konzeptualisierung von <strong>Überschuldung</strong> nach absoluten und relativen Kriterien<br />

zwangsläufig nicht die abschließend ermittelte Anzahl überschuldeter Haushalte folgt, sondern <strong>im</strong><br />

Fall der relativen <strong>Überschuldung</strong> die Anzahl abhängig ist vom festzulegenden Existenzmin<strong>im</strong>um für<br />

die Lebenshaltungskosten des Haushalts.<br />

Gunter E. Z<strong>im</strong>mermann trifft anhand der Daten des sozioökonomischen Panels (SOEP 2002) und der<br />

Einkommens- und Verbrauchstichprobe (EVS 2003) und auf Basis sekundärstatistischer Analysen<br />

erstmals repräsentative Aussagen zur Größe und Merkmalsverteilung verschuldeter Personen und<br />

Haushalten mit bankmäßigen Krediten. Ermöglicht werden nicht nur repräsentative Aussagen<br />

darüber, wie viele Haushalte in Deutschland überschuldet sind, sondern auch eine Quantifizierung<br />

derjenigen Haushalte, die sich an der Schwelle zur <strong>Überschuldung</strong> befinden.<br />

Darüber hinaus lässt sich für weiterführende Untersuchungen zu <strong>Überschuldung</strong>skarrieren ein typisiertes<br />

Sozialprofil des überschuldeten Haushalts skizzieren. <strong>Die</strong>s bietet eine theoretische Grundlage<br />

für die Schuldnerberatung und die weitere Ausgestaltung von Präventionsmaßnahmen.<br />

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