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Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

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ADDENDUM<br />

Verschuldung, <strong>Überschuldung</strong> und Verbraucherkreditrichtlinie –<br />

verantwortliche Kreditvergabe und/oder ‚fresh start’<br />

Von Hans-W. Micklitz<br />

1. Das Konzept der verantwortlichen Kreditvergabe in der geplanten Verbraucherkreditrichtlinie<br />

Noch 1987 ging es der Europäischen Kommission vor allem darum, Preistransparenz durch einheitliche<br />

Kriterien für die Berechnung des Kreditzinses zu formulieren. Mit der jetzt angelegten großen<br />

Reform will die Kommission <strong>im</strong> Wege der Vollharmonisierung einen umfassenden einheitlichen<br />

Rahmen für die Vergabe von Verbraucherkrediten in Europa festlegen.<br />

Im Mittelpunkt der kontrovers geführten Diskussion steht das Konzept der verantwortlichen<br />

Kreditvergabe, neu-deutsch responsible lending. <strong>Die</strong> Europäische Kommission will der<br />

Kreditwirtschaft die rechtliche bindende Pflicht auferlegen, den Kunden vor der Kreditvergabe auf<br />

seine Kreditwürdigkeit zu überprüfen (screening) und ihn dementsprechend zu beraten. So soll die<br />

Prävention verbessert werden. <strong>Die</strong> Kreditwirtschaft sieht in der ‚Zwangsberatung’ eine unnötige<br />

Bevormundung des Verbrauchers.<br />

Sie würde haften, wenn sie ihrer Beratungs- und Prüfungsverpflichtung nicht nachkommt. Sofern<br />

der Verbraucher nicht die Daten liefert, die die Kreditwirtschaft für eine Prüfung der Kreditwürdigkeit<br />

benötigt, scheidet hingegen eine Haftung aus. Ob und inwieweit das Konzept der verantwortlichen<br />

Kreditvergabe das Gesetzgebungsverfahren passieren wird, ist unsicher. Dahinter verbirgt sich eine<br />

Richtungsentscheidung über die Best<strong>im</strong>mung der Verantwortungssphären.<br />

2. Ein Ausblick auf die divergierenden Ansätze in der EG und den USA<br />

Das Konzept der verantwortlichen Kreditvergabe ist mit der Ausgestaltung der Regelung über die<br />

Verbraucherinsolvenz verknüpft. Zwei unterschiedliche Ansätze stehen sich gegenüber, die angloamerikanische<br />

‚fresh start’ Philosophie und die kontinentaleuropäische des ‚earned fresh start’.<br />

Den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich, den Ländern des common law also, ist das<br />

Konzept der verantwortlichen Kreditvergabe/responsible lending mehr oder weniger unbekannt.<br />

Dafür gewähren diese Länder dem Verbraucher die Möglichkeit eines ‚fresh start’. Ist er nicht mehr<br />

in der Lage die aufgehäuften Schulden zu bezahlen, so soll er die Möglichkeit erhalten, sich über ein<br />

Verbraucherinsolvenzverfahren zu entschulden. <strong>Die</strong> Philosophie dieses Ansatzes ist vergleichsweise<br />

einfach. <strong>Überschuldung</strong> wird nicht als moralisches Versagen gewertet, das der Verbraucher lebenslang<br />

zu büßen hat, indem er für seine Schulden bis zum Tode einstehen muss. <strong>Überschuldung</strong> wird<br />

als gesellschaftliches Phänomen einer Marktgesellschaft prinzipiell unabhängig davon akzeptiert, ob<br />

es auf individuellen Fehlern (Leichtfertigkeit) oder sozio-ökonomischen Umständen (Arbeitslosigkeit,<br />

Scheidung etc.) beruht. Der überschuldete Verbraucher soll die Möglichkeit erhalten, als<br />

Marktbürger – mehr oder weniger schuldenfrei – in die Markt-Gesellschaft zurückzukehren. <strong>Die</strong><br />

Banken sollen als cheapest cost avoider die durch den Kreditausfall entstandenen Kosten in die<br />

Kreditkosten einrechnen. Insofern kommen die, die ihre Kredite bedienen, für die auf, die in die

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