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Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

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PROJEKTBEIRAT | DISKUSSIONSBEITRÄGE<br />

Besser vorausplanen als später beraten<br />

Von Uli Röhm<br />

Familien werden nur dann Finanzpläne aufstellen, wenn vorher alle Hürden aus dem Weg geräumt<br />

sind. In der Berichterstattung über die steigende Zahl ver- und überschuldeter Haushalte geht es in<br />

den meisten Fällen auch um die Schuldnerberatung. Doch damit gelangt nur das letzte Glied einer<br />

unheilvollen Entwicklung in den Fokus der Öffentlichkeit. Sobald Menschen eine solche<br />

Schuldnerberatung brauchen, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Wer Familien davor<br />

bewahren will, sich zu verschulden, muss früher ansetzen und alles unternehmen, dass es gar nicht<br />

so weit kommt. <strong>Überschuldung</strong> lässt sich verhindern und Verschuldung vermeiden, wenn man<br />

Familien in die Lage versetzt, ihr Leben so zu planen und zu organisieren, dass die Höhe der<br />

Ausgaben und der Umfang ihrer Anschaffungen nicht höher ist als die Einnahmen und der Besitz<br />

über die sie regelmäßig verfügen und verfügen können.<br />

Mancher, der das gelesen hat, wird sich jetzt fragen: Was soll diese banale Aussage, das weiß doch<br />

jedes Kind. Aber was vielen selbstverständlich erscheint, ist in Deutschland für Millionen von<br />

Menschen längst nicht Normalität. Viele Familien haben Probleme ihre persönliche „Buchhaltung“<br />

in den Griff zu bekommen und eine ausgeglichene Gewinn- und Verlustrechnung für das eigene<br />

Budget vorzulegen. <strong>Die</strong>se Schwierigkeiten sind nicht auf die weniger Gebildeten oder sozial<br />

Schwachen begrenzt, diese Probleme gibt es in allen Schichten.<br />

Eine Ursache ist darin begründet, dass Ökonomie und Haushalten nicht von klein auf gelehrt und<br />

gelernt wird. Es hängt wohl auch damit zusammen, dass den regelmäßigen monatlichen Einnahmen<br />

eines Arbeitnehmerhaushalts, wie Gehalts- oder Rentenzahlungen, nicht unmittelbar und zeitgleich<br />

all die Ausgaben gegenüberstehen, die ebenfalls jeden Monat anfallen. Wäre das der Fall, könnte<br />

man sofort und bequem erkennen wie viel Geld darf höchstens ausgegeben werden, damit die<br />

Familie nicht in die Miesen rutscht. Es gibt zwar gleich bleibende monatlich anfallende Posten wie<br />

Mietkosten oder Ausgaben für Lebensmittel. Aber Probleme bereiten die außerordentlichen<br />

Zahlungen, die nicht auf den ersten Blick vorhersehbar sind. Bereits der Kauf von Elektrogroßgeräten,<br />

Kleidung oder Möbeln muss vorausgeplant werden, da diese Posten meist den Betrag<br />

übersteigen, der normalerweise am Monatsende in einem Arbeitnehmerhaushalt übrig ist.<br />

Rechtzeitig so viel Geld zurückzulegen, dass man sich dies alles leisten kann, bedarf einer vorausschauenden<br />

Planung. <strong>Die</strong>s gilt erst recht für größere Anschaffungen, wie die eines Autos oder von<br />

Wohneigentum oder der Finanzierung einer größeren Urlaubsreise für die gesamte Familie.<br />

Für viele ist es eine Überforderung, sich die Übersicht zu verschaffen, wie viel Geld kommt rein, was<br />

fließt regelmäßig ab und wann fallen welche größeren Ausgaben an. In der Vergangenheit gab es<br />

eine Hilfe in Form von so genannten Haushaltsbüchern. Dabei handelte es sich <strong>im</strong> Prinzip um<br />

größere Schulhefte, teilweise waren sie mit einem vorgedruckten Raster versehen. In die mussten<br />

von Hand alle Einnahmen und Ausgaben eingetragen werden. Das war eine mühsame, zeitaufwändige<br />

Angelegenheit und erforderte große Disziplin. Zumal vorher mit großer Sorgfalt auch noch alle<br />

Belege gesammelt werden mussten. Wer diese Aufgaben nicht täglich erledigt hat, dem wächst das<br />

Ganze innerhalb kurzer Zeit über den Kopf. <strong>Die</strong> wenigsten halten diese Form der Dokumentation<br />

über einen längeren Zeitraum durch. Das ist ein Grund, warum diese Form der Schuldenprävention<br />

zum Scheitern verurteilt ist. Familien, die Probleme haben ihre Finanzen in den Griff zu bekommen,<br />

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