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Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

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INTERNATIONALER VERGLEICH E | II | 2<br />

<strong>Die</strong> meisten dieser Bildungsanstrengungen gehen davon aus, dass Privathaushalte mit<br />

Niedrigeinkommen vom Kredit zu sorglos Gebrauch machen und Sparen nicht gelernt haben.<br />

Bei diesem Leitbild ist die Verschuldung nicht Ausdruck von Statusarmut, sondern von mangelnder<br />

Sparfähigkeit. <strong>Die</strong>se Annahme ist angesichts der Disproportionen bei den Einkommen dieser<br />

Haushalte, ihren Arbeitsplätzen und den für sie nur noch zugänglichen Finanzprodukten des „zweiten<br />

Kreditmarkts“ anzuzweifeln. Dass sich die Bildungsanstrengungen bisher auch weder in der<br />

Spar- noch in der Verschuldungs- oder <strong>Überschuldung</strong>squote niedergeschlagen haben, lässt die in<br />

den USA bislang kaum diskutierte Frage wichtig werden, welche Funktion die außerordentliche<br />

Werbung für Finanzielle Bildungskampagnen hat.<br />

Der U.S. amerikanische Ansatz bedarf daher einer Erweiterung. Finanzielle Allgemeinbildung ist die<br />

kritische, an den Bedürfnissen des Wirtschaftsbürgers ausgerichtete Vermittlung von Allgemeinwissen,<br />

Fertigkeiten und sozialer Handlungskompetenz <strong>im</strong> Umgang mit – auf Kreditmöglichkeiten<br />

aufgebauten – Finanzdienstleistungen, um Einkommen und Ausgaben, Arbeit und Konsum während<br />

seiner Lebenszeit produktiv zu verknüpfen. <strong>Die</strong>s äußert sich insbesondere in den folgenden<br />

Lernzielen: 267<br />

Den produktiven Gebrauch von Geld in seinen verschiedenen Ausprägungen einschließlich Kredit und Schulden, Sparen<br />

und Investment erkennen und verstehen. <strong>Die</strong> Folgen finanzieller Entscheidungen erkennen und abschätzen können.<br />

Nutzen und Risiken von Finanzdienstleistungen abwägen können, um eine sachgerechte Entscheidung für die eigenen<br />

Bedürfnisse zu treffen.<br />

Informationen und Tipps zu Finanzdienstleistungen eigenständig abrufen, deuten, hinterfragen und bewerten können.<br />

Das persönliche Finanzmanagement ausüben können.<br />

Rechte und Pflichten des Wirtschaftsbürgers kennen und umsetzen können.<br />

Tabelle 21: Lernziele finanzieller Allgemeinbildung<br />

<strong>Die</strong> Aktivitäten in Europa greifen diese Lernziele weitgehend noch nicht auf – mit Ausnahme von<br />

Großbritannien und Skandinavien. Es fehlt an einem konsensualen Begriffs- und Inhaltsverständnis,<br />

aus dem heraus zunächst Instrumente zu entwickeln wären, um den Status quo der finanziellen<br />

Fähig- und Fertigkeiten der Verbraucher verlässlich feststellen zu können. <strong>Die</strong>s ist eine<br />

Grundvoraussetzung für die weitere Entwicklung von Konzepten und deren Evaluation. Bislang<br />

herrscht nur Einvernehmen darüber, dass Finanzielle Allgemeinbildung ein lebenslanges Lernkonzept<br />

ist und <strong>im</strong> Schulalter einsetzen muss. <strong>Die</strong> aktuelle Unsicherheit über die Lernziele und -inhalte führt<br />

dazu, schlichte Informations- und Aufklärungskampagnen mit Finanzieller Allgemeinbildung zu<br />

verwechseln. <strong>Die</strong> Europäischen Aktivitäten lassen sich <strong>im</strong> wesentlichen wie folgt zusammenfassen:<br />

(1) Nationale Regierungsstellen rufen ressortübergreifende politische Aktionen aus; (2)<br />

Verbraucherschutzorganisationen, Medien und einige Finanzanbieter initiieren Einzel- oder<br />

Langzeitkampagnen; (3) Schulbehörden integrieren Finanzielle Allgemeinbildung in ihre Curricula.<br />

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