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Die private Überschuldung im internationalen Vergleich

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INTERNATIONALER VERGLEICH<br />

Einleitung<br />

Ähnlich wie in Deutschland stehen sich auch in den Europäischen Nachbarländern und in den USA<br />

<strong>im</strong> wesentlichen zwei Meinungen zu den Ursachen der zunehmenden <strong>private</strong>n <strong>Überschuldung</strong><br />

gegenüber: Meinung 1 – Leichtfertiges Konsumverhalten und voreilige Kreditaufnahme der<br />

Verbraucher lösen die Schuldenspirale aus; Meinung 2 – Ver- und <strong>Überschuldung</strong> ist ein soziales<br />

Phänomen der modernen Kreditgesellschaft.<br />

Während Vertreter der ersten Meinung Lösungskonzepte mit dem Ziel entwickeln, das individuelle<br />

Verhalten der Verbraucher zu verändern, beziehen Vertreter der zweiten Meinung alle Beteiligten<br />

der modernen Kreditgesellschaft – Verbraucher, Kreditwirtschaft, Verbraucherverbände, Staat<br />

(in seiner Funktion als Sozialstaat) – ein und favorisieren mehrd<strong>im</strong>ensionale Lösungsansätze<br />

und Handlungsoptionen.<br />

In einigen öffentlich geführten Debatten ist derzeit zu beobachten, dass der Meinungsaustausch<br />

noch zu wenig der Herausbildung einer kooperativen Strategie für einen rationalen Umgang mit<br />

dem modernen Schuldturm dient. 1 Stattdessen bleibt die Diskussion bei der Frage stehen, „whose<br />

vision of social reality will be made to stick in society.“ 2 Nur: „Moralisms are not a substitute” 3 für<br />

notwendig ausdifferenzierte und nachhaltige Lösungen.<br />

<strong>Die</strong> nachfolgende Darstellung bereitet für ausgewählte EU-Mitgliedstaaten und die USA empirische<br />

Daten zur dortigen <strong>private</strong>n Ver- und <strong>Überschuldung</strong> kompr<strong>im</strong>iert auf und gibt einen Einblick in die<br />

rechtlichen und tatsächlichen Bewältigungsstrategien dieser Länder für die Probleme des modernen<br />

Schuldturms. Neben den USA und Großbritannien, die die am weitesten fortgeschrittene<br />

Kreditgesellschaft repräsentieren, geht die Studie auf die Situation in Kontinentaleuropa ein (vertreten<br />

durch Frankreich, Belgien und die Niederlande), beleuchtet Skandinavien (Finnland und<br />

Schweden) und bezieht Portugal ein, das als vergleichsweise junges EU-Mitglied erste Erfahrungen<br />

mit der Öffnung des freien Kapitalmarkts hinter sich hat und nun ebenfalls mit den Problemen der<br />

modernen Kreditgesellschaft konfrontiert ist.<br />

<strong>Die</strong> Studie, die mit dem Stand 2. August 2004 endet, stützt sich auf öffentlich zugängliche<br />

Statistiken und Untersuchungen sowie auf die Ergebnisse einer eigens durchgeführten<br />

Expertenbefragung. 4 Da die Erhebungszeiträume, die Aktualität und das Volumen der jeweiligen<br />

nationalen Datenbestände nicht <strong>im</strong>mer deckungsgleich sind, ist ihre <strong>Vergleich</strong>barkeit begrenzt. Sie<br />

ermöglichen aber das Identifizieren aktueller Trends. Um diese mit der Situation in Deutschland vergleichen<br />

zu können, bezieht die Studie Daten für Deutschland mit ein. Kapitel A. widmet sich dem<br />

Begriffsverständnis von <strong>Überschuldung</strong> in den jeweiligen Ländern, das ein erstes Indiz für den<br />

Umgang mit den Problemen des modernen Schuldturms gibt. Kapitel B. zeichnet am Beispiel des<br />

Konsumentenkredits die Entwicklung der <strong>private</strong>n Verschuldung nach. Der Entwicklung der <strong>Überschuldung</strong>,<br />

den <strong>Überschuldung</strong>srisiken und den Tendenzen, Privathaushalte von Finanzdienstleistungen<br />

auszuschließen, geht Kapitel C. nach. Kapitel D. stellt Ereignisse und Faktoren zusammen,<br />

die den Prozess der <strong>Überschuldung</strong> auslösen bzw. beeinflussen. Kapitel E. beschreibt Grundzüge der<br />

Entschuldungsmodelle und gibt Einblick in die Beratungsinfrastruktur der Länder. Kapitel F. schließt<br />

mit einem Fazit und Anregungen ab, die Grundlage für eine weitere Diskussion in Deutschland sein<br />

können.<br />

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