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188 8 Dynamik der Gravitation<br />
8.10 Nachweis von Gravitationswellen<br />
Eine Gravitationswelle verändert richtungsabhängig die Laufzeit von Licht zwischen ruhenden,<br />
unbeschleunigten Teilchen. Um dies zu messen, hängt man in Detektoren wie<br />
geo600 [56] oder ligo [57] Strahlteiler und Spiegel eines Interferometers im Schwerefeld<br />
der Erde so auf, daß sie von störenden Erschütterungen genügend entkoppelt sind<br />
und in Richtung des Lichtstrahls frei beweglich sind, oder man läßt sie bei lisa [58]<br />
auf Satelliten, abgeschirmt vom Sonnenwind, hinter der Erde die Sonne im freien Fall<br />
umkreisen, wobei ihr gegenseitiger Abstand nahezu unverändert bleibt. Den darüber<br />
hinausgehenden gravitativen Einfluß von Erde und Sonne auf den Detektor kann man<br />
vernachlässigen: sie bewirken analog zur Lichtablenkung eine vernachlässigbar geringe<br />
Δτ<br />
T<br />
x<br />
x δx<br />
S<br />
Abbildung 8.3: Auswirkung<br />
einer Gravitationswelle<br />
1<br />
2<br />
gmn=<br />
Ablenkung der Gravitationswelle.<br />
In der folgenden Berechnung vereinfachen wir daher die<br />
Weltlinien von Strahlteiler, Spiegel und Licht zu geodätischen<br />
Weltlinien der Metrik (8.148) und bestimmen die<br />
Auswirkung der Gravitationswelle in erster Ordnung in h<br />
und k. Die Laufzeitänderung des Lichts, ∆τ, weist man<br />
durch Interferenz mit einem zweiten Lichtstrahl nach, der<br />
im zweiten Arm des Interferometers die Gravitationswelle<br />
in einer anderen Richtung durchläuft.<br />
So wie ein Magnetfeld nicht auf ruhende Ladungen<br />
wirkt, so beeinflußt die Gravitationswelle nicht die Weltlinien<br />
y(s) des ruhenden Spiegels S und des ruhenden<br />
Strahlteilers T des Interferometers<br />
(y − , y 1 , y 2 , y + ) = (s − a 3 , a 1 , a 2 , s + a 3 ) . (8.153)<br />
Hierbei sind y − = t−z und y + = t+z Lichtkegelkoordinaten<br />
und (a 1 , a 2 , a 3 ) sind die jeweiligen konstanten Ortskoordinaten.<br />
Unabhängig von den Amplituden h und k der<br />
Gravitationswelle sind (8.153) geodätisch, denn die Gra-<br />
vitationswelle ist in mitfallenden Koordinaten (F.11) gegeben.<br />
Explizit überprüft man die Geodätengleichung im Koordinatensystem (x − , x 1 , x 2 , x + )<br />
mit der Metrik<br />
1<br />
2<br />
−1 + h k<br />
k −1 − h<br />
á,g mn=<br />
2<br />
−1 − h<br />
−k<br />
−k<br />
−1 + h<br />
á,<br />
2<br />
(8.154)<br />
wobei wir nur in erster Ordnung in h und k rechnen, und mit den Christoffelsymbolen<br />
−Γ−1 1 = Γ−2 2 = − 1<br />
2 Γ11 + = 1<br />
2 Γ22 + = 1<br />
Γ−1 2 = Γ−2 1 = 1<br />
2 Γ12 + = − 1<br />
2<br />
dk<br />
.<br />
dx− dh<br />
,<br />
2 dx− (8.155)<br />
8.10 Nachweis von Gravitationswellen 189<br />
Ebenso bestätigt man in erster Ordnung in h und k, daß die Vektoren e−, e1, e2 und e+<br />
mit Komponenten<br />
ea m = δa m + δea m , δe− m = 0 , δe+ m = 0 ,<br />
δe1 m = 1<br />
2 (0, h, k, 0) , δe2 m = 1<br />
(0, k, −h, 0)<br />
2<br />
(8.156)<br />
längs der ruhenden Weltlinien y(s) parallel und drehungsfrei (C.141) verschoben werden<br />
dea m<br />
ds<br />
+ dyl<br />
ds Γln m ea n = 0 . (8.157)<br />
Den Lichtstrahl x+δx vom Strahlteiler zu Spiegel zerlegen wir in die Weltlinie x(λ), die<br />
er ohne Gravitationswelle durchlaufen würde<br />
x m (λ) = x m (0) + λ(1 − cosθ, sin θ cosϕ, sin θ sin ϕ, 1 + cosθ) , (8.158)<br />
und die von der Welle hervorgerufene Abweichung δx(λ), die wir in erster Ordnung<br />
berechnen. Hierbei ist θ der Winkel zwischen der Richtung n des Lichtstrahls und der<br />
Ausbreitungsrichtung der Gravitationswelle.<br />
Die Geodätengleichung besagt für die Abweichung δx<br />
d2δxm mdxk dx<br />
= −Γkl<br />
dλ2 dλ<br />
l<br />
. (8.159)<br />
dλ<br />
und δx kann durch zweifache Integration über λ berechnet werden. Wir setzen (8.155)<br />
und dxk<br />
dh dx− dh<br />
ein und verwenden = dλ dλ dλ dx− = (1 − cos θ) dh<br />
dx− d2δx− = 0 ,<br />
dλ2 d2δx + d sin<br />
=<br />
dλ2 dλ<br />
2 θ<br />
1 − cosθ (h(cos2 ϕ − sin 2 ϕ) + 2k cosϕsin ϕ)) ,<br />
d2δx1 d<br />
= sin θ(h cosφ + k sin φ) ,<br />
dλ2 dλ<br />
d2δx2 d<br />
= sin θ(−h sin φ + k cos φ) .<br />
dλ2 dλ<br />
Berücksichtigt man sin2 θ<br />
1−cos θ<br />
(8.160)<br />
= 1 + cosθ und die Winkeladditionstheoreme der trigonometrischen<br />
Funktionen, so erhält man nach Integration<br />
dδx− dλ = c− dδx<br />
,<br />
+<br />
dδx1 dλ = c1 + sin θ(h cosϕ + k sin ϕ) ,<br />
dλ = c+ + (1 + cos θ)(h cos(2ϕ) + k sin(2ϕ)) ,<br />
dδx 2<br />
dλ = c2 + sin θ(−h sin ϕ + k cosϕ) .<br />
(8.161)<br />
Die Integrationskonstanten sind dadurch festgelegt, daß der Lichtstrahl unabhängig von<br />
der Gravitationswelle im selben Ereignis startet, δx m (0) = 0, und daß die Gravitationswelle<br />
auch nicht die anfängliche Richtung des Lichtstrahls, bezogen auf die drehungsfrei<br />
transportierten Vektoren ea (8.156), ändert<br />
dδxm dλ = dx<br />
<br />
λ=0<br />
a<br />
dλ δea m = sin θ(δe1 m cosϕ + δe2 m sin ϕ)<br />
= 1<br />
sin θ(0, h cosϕ + k sin ϕ, −h sin ϕ + k cosϕ, 0) .<br />
2<br />
(8.162)