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44 3 Transformationen<br />
Entsprechend ist θ ′ in l ′ (t ′ ) = (t ′ , −t ′ cosθ ′ , −t ′ sin θ ′ , 0) der Winkel, den B ′ zwischen<br />
der Einfallsrichtung des Lichts und der Gegenrichtung sieht, in die sich B entfernt.<br />
Die drehungsfreie Lorentztransformation in x-Richtung läßt die y- und z-Koordinaten<br />
invariant und streckt die Differenz t− = t−x um den Faktor κ (2.8), t− ′ = κt− (3.2). Der<br />
Beobachter B ′ sieht folglich beim Lichtstrahl das Verhältnis −ly/l− = sin θ/(1 + cosθ)<br />
um κ verringert. Mit der trigonometrischen Identität<br />
1<br />
c<br />
s 2t 12<br />
Abbildung 3.3: Kreis mit<br />
sin θ und 1 + cos θ<br />
sin θ<br />
1 + cosθ<br />
θ θ 2 cos sin 2 2 =<br />
2 cos2 θ<br />
2<br />
= tan θ<br />
2<br />
(3.20)<br />
ausgedrückt, hängt der Winkel θ ′ , unter dem B ′ den Licht-<br />
strahl einfallen sieht, durch<br />
tan θ′<br />
2 =<br />
<br />
1 − v θ<br />
tan . (3.21)<br />
1 + v 2<br />
mit dem Winkel θ zusammen, den B mißt [16].<br />
Die Abänderung der Richtung, mit der Lichtstrahlen für bewegte<br />
Beobachter einfallen, heißt Aberration. Da der Tangens<br />
monoton mit dem Winkel wächst, ist θ ′ für 0 < v < 1 kleiner als θ. Licht kommt einem<br />
bewegten Beobachter wie Regen mehr aus der Richtung entgegen, in die er sich bewegt.<br />
In (3.21) ist die Abhängigkeit der transformierten Einfallsrichtung vom Transformationsparameter,<br />
der Geschwindigkeit v, und der ursprünglichen Richtung getrennt: tanθ/2<br />
transformiert linear. In cosθ ausgedrückt<br />
tan θ sin θ<br />
=<br />
2 1 + cosθ =<br />
√ 1 − cos 2 θ<br />
1 + cosθ =<br />
<br />
1 − cos θ<br />
1 + cos θ<br />
(3.22)<br />
und quadriert, lautet das Transformationsgesetz wie die Geschwindigkeitsaddition (2.15)<br />
1 − cosθ ′ 1 − v 1 − cosθ<br />
= . (3.23)<br />
1 + cosθ ′ 1 + v 1 + cosθ<br />
Dies kann man leicht nach cosθ ′ auflösen und damit sin θ ′ = √ 1 − cos 2 θ ′ berechnen<br />
cosθ ′ =<br />
v + cos θ<br />
1 + v cosθ<br />
Jährliche Aberration des Lichts der Sterne<br />
, sin θ ′ √<br />
1 − v2 = sin θ . (3.24)<br />
1 + v cos θ<br />
Die Erde umläuft die Sonne im mittleren Abstand von r = 1,50ó10 11 m. Die dabei<br />
zurückgelegte Strecke 2πr im Verhältnis zu einem Lichtjahr, 9,46ó10 15 m, ist die Geschwindigkeit<br />
v = 1,00ó10 −4 . Für solch kleine Geschwindigkeiten ist δθ = θ ′ − θ klein,<br />
und (3.21) lautet näherungsweise<br />
tan θ<br />
+ δθ<br />
2<br />
1<br />
2 cos2 θ′<br />
≈ tan<br />
(θ/2) 2 =<br />
<br />
1 − v θ θ<br />
tan ≈ (1 − v) tan<br />
1 + v 2 2 ,<br />
δθ ≈ −v sin θ . (3.25)<br />
3.3 Augenschein 45<br />
Ein Stern, der sich für einen ruhenden Beobachter in einer Richtung θ = π senkrecht zur<br />
2<br />
augenblicklichen Bewegungsrichtung der Erde befindet, wird von mitbewegten Astronomen<br />
in einer um δθ = 1,00ó10 −4 = 20,5 ′′ in Bewegungsrichtung der Erde verschobenen<br />
Richtung gesehen. 1<br />
Während im Jahr die Erde die Sonne umläuft, ändert sich die Geschwindigkeitsrichtung<br />
der irdischen Beobachter. Daher durchlaufen, wie James Bradley 1728 entdeckte<br />
[17], die Richtungen, in denen wir weit entfernte Sterne sehen, im Laufe des Jahres Ellipsen<br />
mit einer großen Achse von 41 ′′ . Bradleys Beobachtung der Aberration war der<br />
erste direkte Beweis des Kopernikanischen Weltbildes, daß die Erde die Sonne umläuft.<br />
Umrisse bewegter Kugeln<br />
Aberration der Richtungen eθ ϕ = (sin θ cosϕ, sin θ sin ϕ, cosθ) von Lichtstrahlen auf<br />
Richtungen eθ ′ ϕ ′, aus denen der bewegte Beobachter die Lichtstrahlen sieht, ist eine<br />
Selbstabbildung der Menge aller Richtungen, der zweidimensionalen Kugeloberfläche S2 .<br />
Der Umriß von Kugeln erscheint bewegten Beobachtern nicht längenkontrahiert als<br />
Pfannkuchen, sondern wieder als Kugelumriß [16, 18, 19]. Aberration bildet also auf S2 Kreise auf Kreise ab.<br />
Dies erschließt man folgendermaßen. Alle Richtungen e, e 2 = 1, aus denen Lichtstrahlen<br />
vom Umriß einer Kugel beim Beobachter einfallen, bilden einen Kreiskegel und<br />
schließen mit der Richtung der Kegelachse, n, n 2 = 1, den gleichen Öffnungswinkel δ ein<br />
cosδ = eón . (3.26)<br />
Ein Photon, das ein Beobachter im Ursprung aus Richtung e einfallend sieht, durchläuft<br />
die Weltlinie<br />
l(t) = t k , k = (1, −e) , k 2 = 0 , (3.27)<br />
denn es bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit v = 1 entgegengesetzt zur Richtung, aus<br />
der es beim Beobachter einfällt. Der Tangentialvektor der Weltlinie, k, ist lichtartig. Sie<br />
gehört genau dann zum Kreiskegel (3.26), wenn k auf dem raumartigen Vierervektor<br />
im Sinne des Skalarproduktes (2.42) senkrecht steht<br />
n = a (− cosδ,n) , n 2 < 0 , (3.28)<br />
kón = a (− cosδ + eón) = 0 . (3.29)<br />
Da Lorentztransformationen Skalarprodukte invariant lassen, erfüllen der transformierte<br />
Vektor n ′ = Λn und alle transformierten Tangentialvektoren k ′ = Λk des Kreiskegels die<br />
Gleichungen k ′ 2 = 0, n ′ 2 < 0, und k ′ón ′ = 0. Da n ′ wie jeder raumartige Vektor von der<br />
Form (3.28) ist, definiert n ′ die Achse n ′ und den Öffnungswinkel δ ′ des Kreiskegels der<br />
Lichtstrahlen k ′ .<br />
Den Öffnungswinkel δ ′ des transformierten Kugelumrisses und den Winkel θ ′ , den die<br />
Achse des transformierten Kegels mit der Bewegungsrichtung des bewegten Beobachters<br />
1 Eine Bogensekunde ist 1 ′′ = 2π/(360ó60ó60) ≈ 4,848ó10 −6 .