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90 5 Elektrodynamik<br />
Greenfunktion<br />
An der Darstellung (5.59) der zweifach stetig differenzierbaren Funktion φ ist unbefriedigend,<br />
daß sie von φ und nó−−→<br />
gradφ auf dem Rand Gebrauch macht, daß aber bei<br />
gegebenem ∆φ schon die Angabe der Randwerte von φ oder der Randwerte von nó−−→<br />
gradφ<br />
die Funktion φ eindeutig oder bis auf eine Konstante festlegt.<br />
Eine Darstellung von φ, in der nur die Randwerte von φ und ∆φ auftreten, erhalten<br />
wir mit Hilfe des Potentials G(x,y) am Ort x, das von einer Einheitsladung am Ort y in<br />
einem Raum V erzeugt wird, dessen Randflächen geerdet sind, G(x,y)| = 0. Diese<br />
x∈∂V<br />
Funktion G ist nach George Green benannt. Auch bei anderen linearen, inhomogenen<br />
Differentialgleichungen gewinnt man die Lösung für beliebige Inhomogenität aus der<br />
zugehörigen Greenfunktion, das ist die Lösung für eine Inhomogenität, die auf einen<br />
Punkt beschränkt ist. Die Funktion ist für x ∈ V und y ∈ V durch<br />
G(x,y) =<br />
1<br />
|x − y| + g(x,y) , ∆g(x,y) = 0 , g(x,y)| = − x∈∂V 1<br />
. (5.65)<br />
|x − y|<br />
gegeben, wobei g in V harmonisch ist und für verschwindende Randwerte von G sorgt.<br />
Auch wenn G nur in Ausnahmefällen explizit und normalerweise nur numerisch bestimmt<br />
werden kann, erlaubt die Greenfunktion wichtige Einsichten. Schneiden wir nämlich<br />
wie in (5.53) aus V eine Kugel um y mit Radius ε heraus und betrachten wir<br />
<br />
Îε(y) = d 3 <br />
xG(x,y) ∆φ(x) = d 3 xG(x,y) ∆φ(x) −∆G(x,y)φ(x), (5.66)<br />
Vε<br />
Vε<br />
so läßt sich das Integral wie in (5.54) als Oberflächenintegral über ∂Vǫ = ∂V + ∂Kǫ<br />
schreiben<br />
<br />
Îε(y) = d<br />
∂Vε<br />
2 fóG(x,y) −−→<br />
gradφ(x) −−−→<br />
gradG(x,y)φ(x). (5.67)<br />
Auf der Kugeloberfläche ∂Kε gilt bis auf Terme O(ε 0 ), die für ε → 0 endlich bleiben,<br />
G(x,y) = 1<br />
ε + O(ε0 ) , − −−→<br />
gradG(x,y) = − 1<br />
ε 2 n + O(ε0 ) . (5.68)<br />
Daher folgt, wenn wir ε gegen Null gehen lassen, aus dem Mittelwertsatz der Integral-<br />
rechnung wie in (5.58)<br />
<br />
d 3 xG(x,y) ∆φ(x) =<br />
V<br />
<br />
∂V<br />
d 2 fóG(x,y) −−→<br />
gradφ(x) − −−→<br />
gradG(x,y) φ(x)−4πφ(y) .<br />
(5.69)<br />
Berücksichtigen wir, daß G auf ∂V verschwindet und lösen wir auf, so erhalten wir die<br />
Funktion φ(y) dargestellt durch ∆φ und durch ihre Werte auf dem Rand<br />
φ(y) = − 1<br />
<br />
d<br />
4π V<br />
3 xG(x,y) ∆φ(x) + 1<br />
<br />
d<br />
4π ∂V<br />
2 fó−−→<br />
gradG(x,y) φ(x) . (5.70)<br />
Ist φ insbesondere das elektrostatische Potential, das in einem Gebiet V zu einer<br />
Ladungsdichte ρ gehört, also ∆φ = −4π ρ erfüllt, und besteht der Rand von V aus den<br />
5.4 Die elektrodynamischen Potentiale 91<br />
Oberflächen mehrerer Leiter ∂Vα , α = 1, 2 . . ., so sind sie, wenn keine Ströme fließen,<br />
Äquipotentialflächen φ| x∈∂Vα = uα und das Potential ist<br />
<br />
φ(y) = d<br />
V<br />
3 xG(x,y) ρ(x) + 1 <br />
<br />
uα d<br />
4π α ∂Vα<br />
2 fó−−→<br />
gradG(x,y) . (5.71)<br />
An (5.71) verwundert, daß zum Potential am Ort y das Integral von ρ(x) mit G(x,y)<br />
über x beiträgt, wobei y den Ort bezeichnet, an dem sich die Einheitsladung befindet, die<br />
das Potential am Ort x verursacht. Man würde G(y,x) ρ(x) integriert über x erwarten.<br />
Die Erwartung ist richtig, denn die Arbeit G(x,y), die man braucht, um eine Einheitsladung<br />
im Feld einer anderen Einheitsladung bei y von einem Ort mit Potentialwert 0<br />
an den Ort x zu bringen, ist dieselbe, wie diejenige, die man verrichtet, wenn man im<br />
Feld einer Einheitsladung bei x eine andere Einheitsladung nach y bringt, Actio gleich<br />
Reactio,<br />
G(x,y) = G(y,x) . (5.72)<br />
Diese Gleichung beweist man zunächst für innere Punkte y ∈ V und z ∈ V mit dem<br />
Integral<br />
<br />
0 = d<br />
Vε<br />
3 xG(x,y) ∆G(x,z) −∆G(x,y)G(x,z)<br />
(5.73)<br />
Dabei ist Vǫ das Volumen V , aus dem man eine Kugel Kε um y und eine Kugel ˆ Kε um<br />
z herausgeschnitten hat. Das Integral verschwindet, weil die Greenfunktion G(x,y) und<br />
G(x,z) in Vǫ als Funktion von x harmonisch ist.<br />
Der Integrand ist eine Summe von Ableitungen<br />
G(x,y) ∆G(x,z) −∆G(x,y)G(x,z) = ∂iG(x,y) ∂iG(x,z) −∂iG(x,y)G(x,z).<br />
(5.74)<br />
Mit dem Satz von Gauß folgt daher<br />
<br />
0 =<br />
∂Vε<br />
d 2 f iG(x,y) ∂iG(x,z) −∂iG(x,y)G(x,z). (5.75)<br />
Es trägt aber zum Oberflächenintegral über ∂Vε = ∂V + ∂Kε + ∂ ˆ Kε der Rand von V<br />
nicht bei, da dort die Greenfunktion verschwindet.<br />
Auf der Kugelfläche ∂Kε um y geht G(x,z) im Grenzfall ε → 0 stetig gegen G(y,z).<br />
Die Funktion G(x,y) verhält sich wie 1/ε und der Gradient von G(x,y) wie −n/ε 2 (5.68).<br />
Mit ε gegen Null geht daher nach dem Mittelwertsatz der Integralrechnung das Integral<br />
über ∂Kε gegen 4πG(y,z).<br />
Entsprechend geht das Integral über die Kugelfläche ∂ ˆ Kε um z gegen −4πG(z,y).<br />
Das Ergebnis<br />
0 = 4πG(y,z) − G(z,y) (5.76)<br />
zeigt, daß in der Greenfunktion der Ort der verursachenden Ladung bei z und der Auswirkung<br />
bei y vertauscht werden dürfen.