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254 C Elementare Geometrie<br />
1, 2, 3, die räumlichen Maßstäbe des Beobachters, die von der Weltlinie zu gleichzeitigen,<br />
benachbarten Ereignissen zeigen, und die paarweise orthogonal und normiert sein mögen.<br />
Die vier orthonormalen Basisvektoren definieren längs der Weltlinie ein Vierbein (A.107)<br />
ea m eb n gmn = eaóeb = ηab , a, b ∈ {0, 1, 2, 3} . (C.126)<br />
Auf der Weltlinie des Beobachters ist bei metrikverträglichem Paralleltransport die<br />
Ableitung eines Skalarprodukts (aób) = a m b n gmn nach dem Kurvenparameter gleich<br />
dem Skalarprodukt der gemäß Produktregel kovariant längs der Kurve differenzierten<br />
Vektoren (C.100). Da die Skalarprodukte eaóeb längs der Weltlinie konstant sind, gilt<br />
δea<br />
+ eaóδeb<br />
= 0 . (C.127)<br />
δsóeb<br />
δs<br />
Drückt man die kovariante Ableitung des Vierbeins wieder als Linearkombination des<br />
Vierbeins aus<br />
δea k<br />
δs = ωa c ec k , (C.128)<br />
so besagt (C.127), daß die Koeffizienten ωab antisymmetrisch sind<br />
ωab = ωa c ηbc ωab = −ωba . (C.129)<br />
ω ist eine infinitesimale Lorentztransformation (B.13, E.101).<br />
Die kovariante Ableitung des normierten Tangentialvektors e0 einer zeitartigen Weltlinie<br />
definiert einen Vektor be1, die Beschleunigung, die wir als Betrag b und einen zu<br />
e0 senkrechten, normierten Vektor e1 schreiben. Die kovariante Ableitung des Vektors<br />
e1 kann als Linearkombination von e0, e1 und einem weiteren, normierten Vektor e2 geschrieben<br />
werden, der senkrecht auf e0 und e1 steht. Durch fortlaufendes Differenzieren<br />
erhält man so die Gleichungen (C.128); allerdings verschwinden die Koeffizienten ωa c für<br />
c > a + 1. Daher vereinfacht sich (C.128) zu den Frenet-Serretschen Formeln<br />
δe0<br />
δs = −ω01 e1<br />
δe2<br />
δs = ω12 e1 − ω23 e3<br />
δe1<br />
δs = −ω01 e0 − ω12 e2<br />
δe3<br />
δs = ω23 e2 .<br />
(C.130)<br />
Die Koeffizientenfunktion ω01 ist der Betrag der Beschleunigung, ω12 ist der Betrag<br />
der Änderung der Richtung der Beschleunigung und wirkt sich durch Coriolis-Kräfte und<br />
zusammen mit ω23 durch Präzession aus. Verschwindet ω23, so ist im flachen Raum die<br />
Bahnkurve eben. Verschwindet ω12, so ist im flachen Raum die Bahn räumlich gerade,<br />
verschwindet ω01, so ist die Bahnkurve eine Gerade in der Raumzeit, also geodätisch.<br />
Aus vorgegebenen Koeffizientenfunktionen ω01(s), ω12(s) und ω23(s) und den Anfangsbedingungen<br />
x(0), ea(0) kann die Bahnkurve x(s) eindeutig bestimmt werden. Es ist<br />
ohne weiteres möglich, daß die Weltlinien zweier Zwillinge, die vom gleichen Ereignis<br />
x(0) mit unterschiedlicher Geschwindigkeit dx<br />
ds |s=0 = e0(0) starten, sich später schneiden.<br />
Auch wenn alle Koeffizientenfunktionen ω01(s), ω12(s) und ω23(s) des ersten Zwillings<br />
C.7 Drehungsfreie Bewegung 255<br />
zwischen Start bei s = 0 und Treffen bei s = s1 mit denjenigen des anderen Zwillings zwischen<br />
s = 0 und s = s1 übereinstimmen, kann der zweite Zwilling eine andere Weltlinie<br />
durchlaufen haben, auf der das Treffen zu einer anderen Zeit bei s2 = s1 stattfindet.<br />
Das Vierbein, das durch die Frenet-Serretschen Formeln definiert ist, ist normalerweise<br />
nicht drehungsfrei. Drehungsfrei ist die Bewegung der Basisrichtungen e1, e2 und<br />
e3 eines Beobachters, wenn genügend kurze Lichtwege umkehrbar sind und reflektierte<br />
Lichtstrahlen wieder aus der Richtung einfallen, in die sie ausgesendet worden waren.<br />
Was Drehungsfreiheit besagt, klärt die folgende Rechnung. Wir entwickeln bis zur<br />
zweiten Ordnung die nicht notwendig gerade Weltlinie Γ : s ↦→ x(s) mit Tangentialvektor<br />
e0 m = dxm<br />
ds und das gemäß (C.128) mitgeführte Vierbein ea m (s) um einen Punkt x(0)<br />
und betrachten einen Lichtstrahl, der zur Zeit −s in Richtung ni ausgesendet wird, dann<br />
zurück gestreut und zur Zeit s wieder aus Richtung ni E empfangen wird.<br />
Die ausgesendeten und empfangenen Lichtstrahlen yA(λ) und<br />
yE(λ) lösen die Geodätengleichung. Die Weltlinie des Beobachters<br />
ist eventuell beschleunigt<br />
s<br />
Γ s<br />
v<br />
u<br />
Abbildung C.3: Drehungsfreie<br />
Richtung<br />
de0 m<br />
ds + Γkl m e0 k e0 l = ω0 b eb m . (C.131)<br />
Daher sind die Weltlinien in quadratischer Näherung in s und λ<br />
x m (s) = x m (0) + se0 m + 1<br />
2 s2−Γkl m e0 k e0 l + ω0 b eb m, (C.132)<br />
y m A (λ) = xm (−s) + λu m − 1<br />
2 λ2 Γkl m u k u l , (C.133)<br />
y m E (λ) = xm (s) − λv m − 1<br />
2 λ2 Γkl m v k v l . (C.134)<br />
Dabei haben die Tangentialvektoren u und v an die Weltlinie<br />
der ein- und auslaufenden Lichtstrahlen räumliche Komponenten n i E und n i<br />
u = e0 m (−s) + n i ei m (−s) , v = e0 m (s) − n i E ei m (s) ,<br />
i=3<br />
i=1<br />
n i2 <br />
= 1 =<br />
i=3<br />
n<br />
i=1<br />
i E 2 . (C.135)<br />
Die Vierbeine lösen die Differentialgleichung (C.128) und sind in linearer Ordnung<br />
ea m (s) = ea m (0) + s−Γkl m e0 k ea l + ωa b eb m. (C.136)<br />
Die Bedingung, daß sich die Lichtstrahlen in einem Punkt schneiden<br />
yA(λ) = yE(λ ′ ) , (C.137)<br />
sind vier Gleichungen, die λ, λ ′ und die zwei unabhängigen Komponenten von nE als<br />
Funktion von n und s festlegen.<br />
Wertet man diese Gleichungen zunächst in linearer Ordnung in s aus, indem man<br />
Skalarprodukte mit e0 und ej, j = 1, 2, 3, betrachtet, so ergibt sich λ = λ ′ = s und<br />
n i E = ni . Bis zur nächsten Ordnung gilt also<br />
λ = s + s 2 λ2 , λ ′ = s + s 2 λ ′ 2 , n i E = n i + s δn i . (C.138)