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36 2 Zeit und Länge<br />
der zueinander senkrechten Vektoren verschwindet.<br />
Das Längenquadrat v 2 ist das Quadrat der Zeit, die zwischen den Ereignissen t− und<br />
t auf der Weltlinie des Beobachters vergeht, und diese Zeit ist die Lichtlaufzeit und<br />
demnach die Entfernung vom Beobachter zum Ereignis E. Wegen v 2 = −w 2 ist daher<br />
−w 2 das Quadrat der Entfernung von E zum Beobachter.<br />
Senkrecht: Der Vektor wET von einem Ereignis t auf der Weltlinie eines gleichförmig<br />
bewegten Beobachter zu einem für ihn gleichzeitigen Ereignis E steht senkrecht im Sinne<br />
des Skalarproduktes (2.42) auf der Weltlinie des Beobachters. Das negative Längenquadrat<br />
−wET 2 ist das Quadrat der Entfernung zwischen E und dem Beobachter.<br />
Die Hyperbel H durch t mit Ursprung t− ist dadurch definiert, daß man zu ihren<br />
Punkten von t− durch gleichlange Verschiebungen u(s) gelangt,<br />
u(s) = √ 1 + s 2 v + s w , u(s) 2 = v 2 , (2.50)<br />
wobei s die reellen Zahlen durchläuft. Insbesondere gehört der Punkt t auf der Hyperbel<br />
zu s = 0. Da u2 nicht von s abhängt, sind alle Punkte auf H gleich weit von t− entfernt.<br />
Jeder Vektor von t− zu einem Punkt A auf der Senkrechten B⊥ ist von der Form<br />
x(s) = v + sw, wobei s eine reelle Zahl ist. Er ist wegen vów = 0 gleich lang wie der<br />
Vektor −v + sw von t+ zu A.<br />
Da √ 1 + s2 für s = 0 größer als 1 ist, liegen außer t alle Punkte von H auf der von t−<br />
abgewandten Seite von B⊥, denn es ist u(s) = x(s)+a(s)v mit positivem a(s). Da zudem<br />
B⊥ und H den Punkt t durchlaufen, berühren sie sich dort und B⊥ ist die Tangente an<br />
die Hyperbel H im Punkt t. Sie steht senkrecht auf dem Ortsvektor von t− nach t.<br />
Dies folgt auch, wenn man u(s) 2 nach s differenziert. Für den Tangentialvektor du<br />
ds<br />
erhält man<br />
u(s)óu(s) = konstant ⇒ du<br />
= 0 . (2.51)<br />
dsóu<br />
Perspektiven<br />
Peilt man waagerecht von einem Turm auf Meereshöhe<br />
zu einem zweiten, baugleichen Turm, der<br />
ebenfalls auf Meereshöhe steht, dann erscheint<br />
wechselseitig wegen der Erdkrümmung jeweils der<br />
andere Turm weniger hoch. Denn Höhe ist eine<br />
perspektivische Abmessung. Sie hängt davon ab,<br />
welche Richtung waagerecht ist, und bei den beiden<br />
Türmen sind diese Richtungen nicht gleich.<br />
Perspektivische Verkürzung ist physikalisch<br />
wichtig. Weil man die Höhe einer Leiter durch<br />
Drehen verändern kann, kann eine gedrehte Leiter<br />
durch eine niedrige Tür passen, auch wenn die<br />
Länge der Leiter größer ist als die Höhe der Tür,<br />
und obwohl Drehungen weder die Maße der Tür<br />
noch der Leiter ändern.<br />
B<br />
M0<br />
O<br />
Mα<br />
Abbildung 2.16: Gedrehte Maßstäbe<br />
E<br />
2.7 Skalarprodukt und Längenquadrat 37<br />
Die Abbildung 2.16 stellt die perspektivische Höhe zweier zueinander gedrehter Maßstäbe<br />
M0 und Mα in der Euklidischen Geometrie dar. Ein Kreis markiert Punkte gleichen<br />
Abstandes vom Mittelpunkt; die Tangente an den Kreis steht senkrecht auf dem<br />
Ortsvektor vom Mittelpunkt zum Kreis.<br />
Die beiden Maßstäbe schneiden sich im Punkt O. Für einen Beobachter, der Höhe mit<br />
M0 mißt, sind Punkte gleich hoch wie B, wenn sie auf der Geraden durch B liegen,<br />
die einen rechten Winkel mit dem Maßstab bildet. Insbesondere ist für ihn der Punkt<br />
E gleich hoch wie der Punkt B. Die mit dem gedrehten Maßstab Mα gemessene Länge<br />
zwischen O und E ist größer als die Länge zwischen den dazu gleich hohen Punkten O<br />
und B, denn der Kreis durch B schneidet den gedrehten Maßstab zwischen O und E.<br />
Bezieht ein Beobachter Höhe auf die Richtung von Mα, so gilt ebenfalls, daß zwei Punkte<br />
auf dem dazu gedrehten Maßstab M0 weiter voneinander entfernt sind als zwei dazu<br />
gleichhohe Punkte auf dem Maßstab Mα. Die perspektivische Höhenverringerung ist<br />
wechselseitig.<br />
Wenn man in Abbildung 2.16 den Kreis durch eine Hyperbel ersetzt, so erhält man die<br />
B0 Bv<br />
geometrischen Verhältnisse der Raumzeit. Im<br />
Raumzeitdiagramm 2.17 markiert die Hyperbel t<br />
B<br />
B<br />
E<br />
E<br />
O<br />
Abbildung 2.17: Zeitdehnung<br />
2− x2 = τ2 für ein festes, positives τ2 und mit t > 0<br />
Ereignisse gleichen zeitlichen Abstandes zum Ursprung<br />
(2.35). Gleichförmig bewegte Uhren, die<br />
gleich gehen und auf geraden Weltlinien von Beobachtern<br />
B0 und Bv den Ursprung t = 0, x = 0<br />
durchlaufen, zeigen bei Durchlaufen des Ereignisses,<br />
in dem ihre Weltlinie die Hyperbel schneidet,<br />
eine um τ spätere Zeit an.<br />
Die Tangenten im Punkt B und B ′ stehen senkrecht<br />
im Sinne des Skalarproduktes auf der Weltlinie<br />
von O zu B beziehungsweise von O zu B ′ (2.51).<br />
Sie bestehen daher aus Ereignissen, die für den Beobachter<br />
B0 beziehungsweise Bv gleichzeitig stattfinden. Sie schneiden die Weltlinie des<br />
anderen Beobachters, bevor auf dessen Uhr die Zeit τ vergeht.<br />
Vergeht auf einer Uhr zwischen zwei Ereignissen die Zeit τ, so vergeht auf jeder bewegten<br />
Uhr zwischen den dazu gleichzeitigen Ereignissen die kürzere Zeit (2.35)<br />
τEO = τE ′ O = √ 1 − v 2 τ , (2.52)<br />
so wie zwei Punkten auf einer senkrechten Leiter einen kleineren Abstand haben als die<br />
gleichhohen Punkten auf einer geneigten Leiter. Die perspektivischen Verhältnisse in der<br />
Raumzeit sind, wie in der Euklidischen Geometrie, wechselseitig.<br />
Die verkürzte Zusammenfassung ” bewegte Uhren gehen langsamer“ unterschlägt die<br />
umständliche Angabe von Strecken OE und OB beziehungsweise OE ′ und OB ′ , deren<br />
Dauer zu vergleichen ist, und ist Anlaß von Mißverständnissen. Denn ” langsamer gehen“<br />
ist eine Ordnungsrelation und es kann nicht die Uhr B0 langsamer als die Uhr Bv und<br />
ebenfalls die Uhr Bv langsamer als die Uhr B0 gehen. Tatsächlich gehen beide Uhren<br />
gleich, dies kann ein Schiedsrichter wie in Abbildung 2.2 überprüfen.