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32 2 Zeit und Länge<br />
Folglich vergeht auf U zwischen den Ereignissen (0, 0, 0, 0) und (t, x, y, z) die Zeit<br />
τ =t 2 − x 2 − y 2 − z 2 = √ 1 − v 2 t . (2.35)<br />
Insbesondere würden lichtschnelle Uhren, wenn es sie gäbe, stehen. Dazu paßt, daß die<br />
elektromagnetische Welle eines Lichtpulses auf seiner Weltlinie nicht schwingt, sondern<br />
konstante Phase hat (7.96), und daß lichtschnelle Teilchen nicht zerfallen können (3.57).<br />
Die Zeit zwischen zwei Ereignissen hängt nicht von Einzelheiten der Uhr ab, mit der<br />
sie gemessen wird. Die Zeit ist ein Maß für Entfernung, also eine geometrische Struktur,<br />
in der Raumzeit. Zeitlich gleich weit vom Ursprung entfernte Ereignisse findet man nicht<br />
wie in der nichtrelativistischen Physik in einer Ebene mit konstantem t und auch nicht<br />
wie in der Euklidischen Geometrie auf einer Kugelschale mit konstantem t 2 +x 2 +y 2 +z 2 ,<br />
sondern auf einem Hyperboloid mit konstantem t 2 − x 2 − y 2 − z 2 = τ 2 . Das Quadrat<br />
der zeitlichen Entfernung zweier Ereignisse unterliegt nicht dem Satz des Pythagoras,<br />
sondern dem Satz des Minkowski.<br />
Die Uhrzeit hängt nicht davon ab, welcher Beobachter Koordinaten für das Ereignis<br />
ermittelt, in dem die Uhr U die Zeit τ anzeigt. Wenn ein anderer Beobachter den<br />
Ursprung durchläuft und die Zeiten t ′ + und t ′ − und die Winkel θ ′ und ϕ ′ mißt und in<br />
Raumzeitkoordinaten (t ′ , x ′ , y ′ , z ′ ) umrechnet, so muß τ 2 = t+t− und τ 2 = t ′ + t′ − gelten<br />
2.6 Dopplereffekt<br />
t 2 − x 2 − y 2 − z 2 = t ′ 2 − x ′ 2 − y ′2 − z ′ 2 . (2.36)<br />
Wenn sich eine Uhr U mit Geschwindigkeit v in Richtung e mit einem Winkel θ zur<br />
Sichtlinie bewegt, dann vergrößert sich während eines kurzen Augenblicks dt ihr Abstand<br />
zum Beobachter B, dessen Koordinaten t, r und θ wir verwenden, um dr = v cosθ dt.<br />
Damit vergrößert sich die Laufzeit des Lichtes zu ihm, und Lichtpulse l und l von zwei<br />
Ereignissen auf der Uhr, die um dt zeitlich versetzt starten, erreichen den Beobachter<br />
(im Maßsystem c = 1) mit einer Zeitdifferenz von τB = dt + v cosθ dt.<br />
Auf der bewegten Uhr U vergeht zwischen dem Aussenden der beiden Lichtpulse die<br />
Zeit τU = √ 1 − v 2 dt (2.35). Der Beobachter B sieht folglich auf der Uhr U die Zeit<br />
√<br />
1 − v2 τU =<br />
1 + v cosθ τB<br />
(2.37)<br />
ablaufen, während auf seiner eigenen, gleichen Uhr die Zeit τB vergeht. Gleichung (2.11),<br />
τB = κτU, ist der Spezialfall, in dem sich die Uhr in Sichtlinie mit cosθ = 1 entfernt. 4<br />
Schwingt in dieser Zeit ein mit der Uhr mitgeführter Sender n-mal mit einer Frequenz<br />
4 In der Abbildung 2.14 liegen die Weltlinien des Beobachter B und der Uhr U einfachheitshalber in<br />
der Zeichenebene. Wir untersuchen aber den allgemeineren Fall, daß die Weltlinie des Beobachters B<br />
parallel zu dieser Ebene verläuft und die Weltlinie der Uhr nicht schneidet.<br />
τB<br />
B<br />
l<br />
l<br />
τU<br />
U<br />
Abbildung 2.14: Dopplereffekt<br />
2.6 Dopplereffekt 33<br />
νU = n/τU, so sieht der Beobachter diese n Schwingungen,<br />
während auf seiner Uhr die Zeit τB vergeht. Er<br />
beobachtet die Frequenz νB = n/τB,<br />
√<br />
1 − v2 νB =<br />
1 + v cosθ νU . (2.38)<br />
Ist v cos θ > √ 1 − v 2 − 1, so erscheint die Uhr langsamer<br />
und die Frequenz des Lichtes der Uhr ist zu geringeren<br />
Werten in den roten Bereich verschoben.<br />
Bewegt sich die Uhr mit v cos θ < √ 1 − v 2 − 1 auf<br />
den Beobachter zu, so erscheint sie schneller und ihr<br />
Licht ist blauverschoben. Diese Änderung der wahrgenommenen<br />
Frequenz durch Bewegung der Quelle gegenüber<br />
dem Empfänger ist der Dopplereffekt. Er wird<br />
zur Geschwindigkeitsmessung alltäglich verwendet.<br />
Bei Bewegung quer zur Sichtlinie mit cos θ = 0 zeigt der transversale Dopplereffekt,<br />
τU = √ 1 − v 2 τB, unmittelbar die Verlangsamung bewegter Uhren, denn die Länge der<br />
Laufstrecke zum Beobachter verändert sich gerade nicht.<br />
Dopplerverschiebung ist nur bei Bewegung in Sichtlinie wechselseitig gleich. Sendet<br />
B zwei um dt = ˆτB versetzte Lichtpulse zur Uhr U, so erreicht der zweite die Uhr um<br />
dt ′ = dt + v cosθ dt ′ , also um dt ′ = ˆτB/(1 − v cosθ), später, da sich die Laufstrecke um<br />
v cosθ dt ′ verlängert hat. Dabei vergeht auf der Uhr U die Zeit ˆτU = √ 1 − v 2 dt ′ . Die<br />
Uhr U sieht also von B Frequenzen<br />
ˆνU =<br />
1 − v cosθ<br />
√ 1 − v 2 ˆνB . (2.39)<br />
Dies stimmt mit ˆνU = √ 1 − v 2 /(1 + v cosθ ′ ) ˆνB (2.38) überein, wobei θ ′ den durch Aberration<br />
(3.21) geänderten Winkel zur Sichtlinie mit der Richtung bezeichnet, in die U<br />
den Beobachter B sich entfernen sieht.<br />
Scheinbare Überlichtgeschwindigkeit<br />
Aus dem Quasar 3c273 strömt Gas, dessen Bewegung quer zur Sichtlinie zu einer auf<br />
der Erde meßbaren Winkelgeschwindigkeit führt [14, Kapitel 11]. Multipliziert man die<br />
beobachtete Winkelgeschwindigkeit mit der bekannten Entfernung, so erhält man als<br />
Geschwindigkeit quer zur Sichtlinie die siebenfache Lichtgeschwindigkeit. Der Quasar<br />
scheint also Teilchen mit Überlichtgeschwindigkeit zu emittieren.<br />
Diese Schlußfolgerung ist falsch, denn das Produkt von Abstand und beobachteter<br />
Winkelgeschwindigkeit ist nicht die Geschwindigkeit quer zur Sichtlinie.<br />
Die Uhr U in Abbildung 2.14 bewegt sich in der Zeit dt um v sin θ dt = r dθ quer zur<br />
Sichtlinie, wobei r ihren augenblicklichen Abstand bezeichnet. Die Lichtpulse l und l<br />
mit der Winkeldifferenz dθ treffen beim Beobachter mit Zeitdifferenz τB = dt+v cos θ dt