29.08.2013 Aufrufe

papiersparender pdf-Version

papiersparender pdf-Version

papiersparender pdf-Version

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

184 8 Dynamik der Gravitation<br />

Thirring-Lense-Effekt<br />

Anders als in Newtonscher Gravitationstheorie verursacht auch ein Drehimpuls L ein<br />

Gravitationsfeld h0i (8.129). Es bewirkt den Thirring-Lense-Effekt 2 [53], daß die räumlichen<br />

Bezugsrichtungen eines ruhenden Beobachters, deren Drehungsfreiheit er durch<br />

hin- und herlaufendes Licht überwacht (C.141), sich gegenüber den Richtungen zu den<br />

Fixsternen drehen.<br />

Dieser Effekt tritt in einem kugelsymmetrischen Gravitationsfeld nicht auf: wie (6.89)<br />

für ω = 0 zeigt, sind dort die Richtungen er, eθ und eϕ drehungsfrei.<br />

In niedrigster Ordnung in 1/r reicht es, den Effekt linear in L für verschwindende<br />

Masse zu berechnen, denn sie bewirkt nur Korrekturen höherer Ordnung.<br />

Die Weltlinie eines ortsfesten Beobachters mit Tangentialvektor e0 m = δ0 m = dxm<br />

ds ist<br />

für M = 0 eine geodätische Weltlinie der Metrik (8.129), denn die Christoffelsymbole<br />

Γ00 m und übrigens auch Γ0m 0 verschwinden, und mit der Notation δ<br />

δs = e0 mDm gilt<br />

δe0 = 0. Wie ein Magnet zieht ein Drehimpuls ein ruhendes Testteilchen weder an noch<br />

δs<br />

stößt er es ab.<br />

Die räumlichen Bezugsrichtungen ei, i = 1, 2, 3, zu den zeitlich unveränderlichen Fixsternen<br />

haben in niedrigster Ordnung die Komponenten ei m = δi m . Die Winkelgeschwindigkeit<br />

Ω dieser Basis relativ zur drehungsfreien Basis entnehmen wir (C.142) für ˆbi = 0,<br />

δei<br />

δs<br />

Wegen dei<br />

ds = 0 und Γrs m e0 r ei s = Γ0i j ej m ist<br />

= 1<br />

c ωijej , Ω k = 1<br />

2 εkij ωij . (8.130)<br />

ωij = cΓ0i j = −cΓ0i j = − c<br />

2 (∂ih0j − ∂jh0i) = G<br />

c2(εjkl ∂i − ε ikl ∂j) xkLl r3 , (8.131)<br />

und mit ε kij ε jfg = δ kf δ ig − δ kg δ if ergibt sich die Winkelgeschwindigkeit<br />

Ω k = G 1<br />

c2 r5L k r 2 − 3x k (x L), (8.132)<br />

mit der sich die Fixsterne um einen Beobachter drehen, der am Ort x ruht. Das Vektorfeld<br />

Ω = G<br />

c2Li∂i x<br />

r3 hat die Ortsabhängigkeit der Feldstärke eines Dipols mit Dipolmoment L.<br />

Bei einer starr mit der Winkelgeschwindigkeit ˆ Ω rotierenden, homogenen Kugel mit<br />

Radius R ist L = 2/5 MR2ˆ Ω und die Präzession hat den Betrag Ω = LG/(c2R3 ) =<br />

r0/(5R) ˆ Ω. Am Äquator der Erde, deren Schwarzschildradius r0Erde = 0,888ó10 −2m und<br />

deren Radius 6,38ó10 6m beträgt [1], dauert eine Umdrehung der Fixsterne relativ zum<br />

drehungsfreien Bezugssystem ˆ Ω/Ω = 358ó10 7 mal länger als ein Sternentag, also etwa<br />

107 Jahre.<br />

Für einen auf der Erdoberfläche mitgeführten Beobachter kommt durch die Kreisbewegung<br />

Präzession, in einer Erdumlaufbahn geodätische Präzession (6.103), hinzu.<br />

Dieser de Sitter-Effekt und der in einer Erdumlaufbahn hundertmal kleinere Thirring-<br />

Lense-Effekt wurde 2011 nach Auswertung des Experiments Gravity-Probe-B mit einem<br />

2 Die Anfänge von Thirring und Tirol lauten gleich. Es handelt sich nicht um ein englisches ” th“.<br />

8.9 Gravitationswellen 185<br />

Satelliten bestätigt, der im April 2004 gestartet wurde [54]. Im gleichen Jahr wurde<br />

der Einfluß des Drehimpulses der Erde auf die Metrik (8.129) durch die sich daraus<br />

ergebenen Drehung der Bahnebene der Satelliten Lageos und Lageos 2 bestätigt [55].<br />

8.9 Gravitationswellen<br />

Die linearisierten Einsteingleichungen (8.110) lassen im Vakuum, T mn = 0, Abweichungen<br />

vom flachen Raum zu, die aus ebenen Wellen zusammengesetzt sind. Diese Gravitationswellen<br />

sind Lösungen der Lorenzbedingung ∂m ¯ h mn und der homogenen Wellengleichung<br />

¯ h mn = 0 und sind daher wie das elektromagnetische Viererpotential (5.165)<br />

Wellenpakete und von der Form<br />

¯h mn <br />

(x) =<br />

d 3 k<br />

(2π) 3 2k 0<br />

10<br />

<br />

∗ mn<br />

τ aτ<br />

τ=1ǫ † ( k) e ikóx mn<br />

+ ǫτ aτ( k) e −ikóx| √<br />

k0 = k 2<br />

. (8.133)<br />

Hierbei haben wir die zehn Amplituden a † mn ( k) = a † nm ( Á<br />

k) als Linearkombination<br />

∗ mn<br />

von zehn Basiselementen, den Polarisationstensoren ǫτ (k) geschrieben, mit denen sich<br />

leichter die Lorenzbedingung (8.109), die Auswirkung der verbleibenden Koordinaten-<br />

¯k<br />

k<br />

k<br />

0 klären lassen.<br />

Um die Polarisationstensoren angeben zu können, ergänzen<br />

wir wie in Abbildung 8.2 den lichtartigen Vierervektor<br />

k k = (k<br />

n1 n2<br />

Abbildung 8.2: Polarisationsvektoren<br />

0 , k) = (| k|, k), k = 0, durch einen weiteren lichtartigen<br />

Vektor ¯ k = (| k|, −k) und zwei dazu senkrechte, komplexe Vektoren<br />

ni, i = 1, 2 mit raumartigem Real- und Imaginärteil zu<br />

einer vierdimensionalen Basis, zum Beispiel n1(k) ∝ (0, w × k), n2(k) ∝ (0,n ∗ 1 × k), wobei der Real- und Imaginärteil von w<br />

linear unabhängig sind. Diese Polarisationsvektoren haben Skalarprodukte<br />

k 2 = 0 = ¯ k 2 , kó¯ k = 2 2<br />

k , kóni = 0 = ¯ kóni ,<br />

n ∗ (8.134)<br />

iónj = −δij , i, j ∈ {1, 2} .<br />

∗ mn<br />

Als Polarisationstensoren ǫτ (k), τ = 1, . . .,10, verwenden wir<br />

∗ mn 1<br />

ǫ1 = √<br />

2n m 1 nn1 − nm2 nn2 ∗ mn<br />

ǫ2 = 1 √<br />

2n m 1 nn2 + nm2 nn1 ∗ mn 1<br />

ǫ3 =<br />

2k 2km k n<br />

∗ mn 1<br />

ǫ4 =<br />

2k 2<br />

¯k m¯n k<br />

∗ mn 1<br />

ǫ5 =<br />

2 √ 2k 2k m¯ n n<br />

k + k¯ m ∗ mn<br />

k ǫ6 = 1 √<br />

2n m 1 nn1 + nm2 nn2 ∗ mn<br />

ǫ7,8 = 1<br />

2| k|k m n n i + k n n m ∗ mn<br />

ii = 1, 2 ǫ9,10 = 1<br />

2| m n<br />

k ni +<br />

k|¯ ¯ k n n m (8.135)<br />

ii = 1, 2 .<br />

<br />

transformationen sowie das Verhalten der physikalischen Amplituden unter Drehungen<br />

¯

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!