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138 6 Teilchen im Gravitationsfeld<br />
Sie können daher bei r höchstens unter einem Winkel von<br />
r − 1 r0 α(r) = arctan<br />
4 r − + 1<br />
27r<br />
r03<br />
r0<br />
(6.98)<br />
zur Vertikalen gesehen werden. Alle Lichtstrahlen von Objekten mit r > 3<br />
2r0, zum Beispiel<br />
der Sternenhimmel, werden von ruhenden Beobachtern bei r < 3<br />
2r0 innerhalb des<br />
Öffnungswinkels α(r) gesehen. Für r → r0 geht dieser Öffnungswinkel gegen Null, der<br />
ganze sichtbare Sternenhimmel schrumpft auf einen Punkt zusammen so wie in einem<br />
Tunnel das Licht vom Eingang. Diese Lichtstrahlen von entfernten Objekten sind gemäß<br />
(6.78) zu Frequenzen ν(r) = ν(∞)/1 − r0<br />
r<br />
blauverschoben. Diese optischen Erschei-<br />
nungen lassen sich auch als Aberration und Dopplereffekt eines Beobachters verstehen,<br />
der sich relativ zu frei fallenden Beobachtern schnell bewegt. Ein bei r = r0 ruhender<br />
Beobachter wäre lichtschnell ebenso wie nach oben abgestrahltes Licht.<br />
Für einen bei r = 3<br />
2 r0 ruhenden Beobachter nimmt der Sternenhimmel den halben<br />
Raumwinkel und die Objekte innerhalb r = 3<br />
2 r0 die andere Hälfte ein. Für Beobachter<br />
bei r > 3<br />
2 r0 kommen alle Lichtstrahlen, die von Objekten mit r < 3<br />
2 r0 abgestrahlt werden,<br />
aus einem Bereich mit Öffnungswinkel α(r). Für große Abstände r → ∞ erscheint der<br />
Bereich um das Gravitationszentrum um √ 3 vergrößert; der Bereich innerhalb von 3<br />
2r0 wird unter einem Winkel mit tan α → √ 3 3 r0<br />
2 r gesehen.<br />
Fallende Beobachter sehen eine durch Aberration verformte, durch den Dopplereffekt<br />
verfärbte und durch beide Effekte in der Leuchtstärke abgeänderte <strong>Version</strong> des Bildes,<br />
das ruhende Beobachter am selben Ort sehen. Beim Überqueren von r = r0 bleibt die<br />
Frequenzverschiebung von Licht und der Raumwinkel des Sternenhimmels endlich.<br />
Präzession<br />
Für einen Beobachter, der eine Zentralmasse umkreist, ändern sich dauernd die Richtungen<br />
der Sterne durch Parallaxe und Aberration, denn sein Ort und seine Geschwindigkeit<br />
ändern sich auf der Kreisbahn. Nach einem vollständigen Umlauf sind drehungsfrei<br />
transportierte Richtungen wie zum Beispiel Kreiselachsen gegenüber dem Fixsternhimmel<br />
verdreht.<br />
Der Vektor er zeigt in radiale Richtung, also im Gravitationsfeld nach oben, und<br />
wird nur für r = 3<br />
2r0 drehungsfrei zu er am benachbarten Punkt auf der Kreisbahn<br />
transportiert, ebenso der Vektor eϕ, der in Bewegungsrichtung nach vorne zeigt. Wie<br />
(6.89) zeigt, werden die Vektoren<br />
drehungsfrei (C.141) verschoben<br />
e1 = er cos Ωs − eϕ sin Ωs , e2 = er sin Ωs + eϕ cos Ωs (6.99)<br />
δe0<br />
δs = be1 cos Ωs + be2 sin Ωs ,<br />
δe1<br />
δs = be0 cos Ωs ,<br />
δe2<br />
δs = be0 sin Ωs . (6.100)<br />
Bei Vernachlässigung gravitativer und relativistischer Effekte würde hier statt Ω die<br />
Winkelgeschwindigkeit ω stehen, die sich für r0 = 0 als Grenzwert von Ω für kleine<br />
6.6 Gewicht, Blickwinkel und Präzession 139<br />
ω ergibt. Die drehungsfrei transportierten Richtungen e1 und e2 präzedieren also mit<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
dβ dβ Ω<br />
= Ω − ω , = − 1 (6.101)<br />
ds dϕ ω<br />
rückwärts gegenüber den Richtungen, die ohne Gravitation und relativistische Effekte<br />
drehungsfrei wären. Hat insbesondere nach einem Umlauf s um 2π/ω zugenommen, so<br />
sind die drehungsfrei transportierten Vektoren e1 und e2 relativ zu den anfänglichen<br />
Richtungen und den Fixsternen rückwärts um den Winkel β = 2π (Ω/ω − 1) verdreht.<br />
Insbesondere tritt ohne Gravitation für r0 = 0 rückdrehende Präzession auf Bahnen<br />
auf, deren Beschleunigungsrichtung sich dreht. Sie heißt Thomas-Präzession und beträgt<br />
dβ<br />
dϕ |r0 =0<br />
= √ 1 + r2ω2 − 1 ≈ 1 r<br />
2<br />
2ω2 c2 . (6.102)<br />
Wird die Kreisbahn mit ω = ωfrei (6.92) im freien Fall durchlaufen, spricht man von<br />
geodätischer Präzession oder dem de Sitter-Effekt. Er bewirkt die Präzession von Kreiselachsen<br />
um die Senkrechte der Bahnebene mit einer Geschwindigkeit von<br />
dβ<br />
=r0<br />
ds |frei 2r31 − (1 − 3r0<br />
2r )−12≈−<br />
3c<br />
r 3/2<br />
0<br />
4 √ . (6.103)<br />
2 r5/2 Sie hat das entgegengesetzte Vorzeichen der Thomas-Präzession. Auf einer erdnahen<br />
Kreisbahn sind die drehungsfreien Richtungen innerhalb eines Jahres um etwa 8,4 ′′ im<br />
Umlaufsinn gegenüber den Fixsternen verdreht.<br />
Frei fallende Zwillinge<br />
Diejenige Weltlinie, auf der zwischen zwei zeitartig zueinander liegenden Ereignissen am<br />
meisten Zeit vergeht, ist, wenn sie existiert, die Weltlinie eines frei fallenden Beobachters,<br />
aber umgekehrt ist nicht unbedingt wahr, daß auf der Weltlinie jedes frei fallenden<br />
Beobachters zwischen zwei Ereignissen mehr Zeit vergeht als auf jeder anderen Weltlinie,<br />
die ebenfalls diese Ereignisse verbindet. Sind die Ereignisse weit entfernt, so kann auf<br />
einer geodätischen Weltlinie durchaus weniger Zeit vergehen als auf einer beschleunigten.<br />
Zum Beispiel durchlaufen ein ortsfester Beobachter mit Weltlinie<br />
t(s ′ ), r(s ′ ), θ(s ′ ), ϕ(s ′ ′ 1<br />
)=s √ r , r(0),<br />
1− 0r<br />
π<br />
2 , 0 (6.104)<br />
und ein Beobachter, der die Erde im freien Fall umkreist (6.86, 6.92), beide die Ereignisse<br />
(0, r(0), π<br />
π<br />
, 0) und (2π a(r), r(0), , 0 ∼ 2π).<br />
2 ω 2<br />
Zwischen diesen Ereignissen vergeht auf der Kreisbahn die Zeit s = 2π,<br />
mehr Zeit aber<br />
ω<br />
beim ortsfesten, nicht frei fallenden Beobachter,<br />
s ′ = 2π<br />
ω a(r)1 − r0<br />
r = s √ 1 + r 2 ω 2 . (6.105)