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124 6 Teilchen im Gravitationsfeld<br />
Der Parameter r0 heißt Schwarzschildradius. Er ergibt sich als Integrationskonstante der<br />
Einsteingleichungen und wird in Gleichung (6.23) mit der Masse, die das Gravitationsfeld<br />
erzeugt, identifiziert. Ist die Zentralmasse so komprimiert, daß sie sich vollständig im<br />
Inneren des Schwarzschildradius befindet, so kann sie, wie wir in Abschnitt 8.5 sehen<br />
werden, kein Licht nach außen abstrahlen. Sie ist also schwarz und heißt Schwarzes<br />
Loch. 3<br />
Die Geodätengleichung der Schwarzschildmetrik ist lösbar, weil die Bahnen freier Teilchen<br />
aus den Erhaltungssätzen konstruiert werden können.<br />
Die Wirkung W[Γ] = −m c2 τ(Γ), Γ : s ↦→ x(s),<br />
<br />
W[Γ] = −m c dsc2 (1 − r0<br />
r ) ˙t 2 − ˙r 2 /(1 − r0<br />
r ) − r2 ˙ θ2 − r2 sin 2 θ ˙ϕ 2 (6.16)<br />
legt die Parametrisierung der Weltlinie Γ nicht fest (4.4). Wir wählen den Bahnparameter<br />
s so, daß der Tangentialvektor ˙x = dx überall längs der Bahn dieselbe Länge c hat.<br />
ds<br />
c 2 (1 − r0<br />
r ) ˙t 2 ˙r<br />
−<br />
2<br />
(1 − r0<br />
r ) − r2θ˙ 2 2 2 2 2<br />
− r sin θ ˙ϕ = c (6.17)<br />
Dann ist der Bahnparameter s die Zeit τ, die eine mitgeführte Uhr anzeigt.<br />
Die Metrik ist drehinvariant. Das zeigt sich in Kugelkoordinaten daran, daß die ˙ θund<br />
˙ϕ-Abhängigkeit des Längenquadrats r2˙ 2 2<br />
θ + sin θ ˙ϕ 2genauso ist wie im flachen<br />
Raum auf der Kugeloberfläche in Kugelkoordinaten und daran, daß die übrigen Terme<br />
im Längenquadrat nicht von θ und ϕ abhängen. Wegen der Drehinvarianz der Wirkung<br />
(6.16) ist nach Noethertheorem der Drehimpuls L = r × p erhalten. Da das Kreuzprodukt<br />
senkrecht auf seinen Faktoren steht, also ró L = 0 gilt, und da L konstant ist,<br />
liegt r immer in der Ebene, auf der L senkrecht steht. Die Bahnkurve ist also eben. In<br />
Kugelkoordinaten heißt dies, daß die Bewegung nach Wahl der Koordinatenachsen in<br />
der x-y-Ebene verläuft, also mit zeitlich konstantem<br />
θ = π<br />
. (6.18)<br />
2<br />
Es sind mit der Eigenschaft, daß die Bahnkurve eben ist, noch nicht alle Konsequenzen<br />
der Drehinvarianz ausgewertet; ebene Bahnen würden schon aus konstanter Richtung des<br />
Drehimpulses folgen. Daß auch der Betrag des Drehimpulses erhalten ist, zeigt sich daran,<br />
daß die Wirkung (6.16) invariant unter Translationen von ϕ ist. Der Winkel ϕ ist eine<br />
zyklische Variable. Der zu ϕ konjugierte Impuls ∂L , der Drehimpuls L in z-Richtung, ist<br />
∂ ˙ϕ<br />
zeitlich konstant (4.55) und hat bei unserer Wahl des Bahnparameters (6.17) den Wert<br />
L = m r 2 ˙ϕ . (6.19)<br />
Die Wirkung (6.16) ist nicht nur drehinvariant, sondern die Lagrangefunktion hängt<br />
auch nicht von der Zeit t ab, es ist also auch t eine zyklische Variable, und das Negative<br />
des dazu konjugierten Impulses ist erhalten<br />
E = m c 21 − r0<br />
r˙t . (6.20)<br />
3 Reizvollerweise setzt sich der Name Schwarzschild aus Abschirmung und dem resultierenden Erschei-<br />
nungsbild zusammen.<br />
6.4 Periheldrehung 125<br />
Die zu Zeittranslationen gehörige Erhaltungsgröße ist definitionsgemäß die Energie E.<br />
Setzen wir (6.18), (6.19) und (6.20) in (6.17) ein und multiplizieren wir mit − m r0<br />
(1− 2 r ),<br />
so erhalten wir einen Energiesatz (4.60) für die Bewegung der Radialkoordinate r<br />
1<br />
2 m ˙r2 − m r0 c2 L2<br />
+<br />
2 r 2 m r2 − L2 r0<br />
2 m r<br />
m c2<br />
− . (6.21)<br />
2 m c2 2<br />
3 = E2<br />
Bis auf den 1<br />
r3-Term im effektiven Potential, der die Drehimpulsbarriere L2<br />
2 m r2 der Newtonschen<br />
Physik in L2<br />
2 m r21 − r0<br />
rabändert, und bis auf die Benennung der Erhaltungsgröße,<br />
ist dies der Energiesatz (4.76) für die Radialbewegung eines Teilchens mit Masse<br />
m im Newtonschen Gravitationspotential 4 einer Zentralmasse M<br />
1<br />
2 m ˙r2 m M L2<br />
− G +<br />
r 2 m r2 = ENewton . (6.22)<br />
−11 m3<br />
Der Koeffizient G = 6,67ó10 kgósec 2 [1, 22] ist die Gravitationskonstante.<br />
Bei großem Abstand von der Zentralmasse wird der Term − L2 r0<br />
2 m r3 vernachlässigbar<br />
und die Bahnen in der Schwarzschildmetrik stimmen mit den Bahnen im Newtonschen<br />
Gravitationsfeld einer Zentralmasse M überein, wenn wir den Schwarzschildradius als<br />
2 G M<br />
r0 =<br />
c2 (6.23)<br />
identifizieren. Da Massen positiv sind, ist auch der Schwarzschildradius r0 positiv. Bei<br />
der Sonne beträgt er r0|Sonne = 2,953ó10 3m, bei der Erde r0|Erde = 8,87ó10 −3m [1].<br />
Der Energiesatz für die Radialbewegung im Gravitationsfeld einer Zentralmasse M<br />
lautet nach Identifizierung des Schwarzschildradiusses in der Allgemeinen Relativitäts-<br />
theorie<br />
1<br />
2 m ˙r2 m M L2<br />
− G +<br />
r 2 m r2 − G L2 M<br />
m c2 r<br />
6.4 Periheldrehung<br />
m c2<br />
− . (6.24)<br />
2 m c2 2<br />
3 = E2<br />
Wegen des zusätzlichen 1<br />
r 3-Terms ist die Gravitation in der Allgemeinen Relativitätstheorie<br />
stärker anziehend als die Newtonsche Gravitation. Die Bahnkurven der Planeten<br />
um die Sonne sind nur noch näherungsweise geschlossene Ellipsen r(ϕ) = a(1−e2 )<br />
1+e cos ϕ (4.81)<br />
mit großer Halbachse a und Exzentrizität e, auf denen r periodisch zwischen maximalem<br />
Abstand r1 = a (1+e), dem Aphel, und minimalem Abstand r2 = a (1−e), dem Perihel,<br />
hin und her pendelt. Es wird ein etwas größerer Winkel als δϕ = 2 π von Perihel zu<br />
Perihel durchlaufen. Das Perihel verschiebt sich in Umlaufrichtung nach vorne.<br />
Zur Berechnung der Periheldrehung [36] betrachten wir den Kehrwert der Radialko-<br />
ordinate als Funktion von ϕ<br />
u(ϕ) = r0<br />
. (6.25)<br />
r(ϕ)<br />
4 1<br />
Dies gilt nur im Grenzfall einer kleinen Masse m, genauer tritt in der kinetischen Energie 2 m ˙r2 der<br />
radialen Relativbewegung der zwei Körper und in der Drehimpulsbarriere L2<br />
Masse mred =<br />
m M<br />
m+M auf.<br />
2 m r 2 statt m die reduzierte