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76 4 Relativistische Teilchen<br />

Der Viererimpuls hängt nicht von der Parametrisierung der Weltlinie ab. Wir wählen<br />

s = t, und erhalten wegen x0 = c t und v = dx<br />

den Viererimpuls (3.45)<br />

dt<br />

p 0 =<br />

m c<br />

<br />

v 2<br />

1 − c2 p = mv<br />

<br />

v 2<br />

1 − c2 , E =<br />

.<br />

m c2<br />

<br />

v 2<br />

1 − c2 ,<br />

(4.104)<br />

Die Nullkomponente des Viererimpulses, p 0 , ist bis auf einen Faktor c die Energie<br />

E = c p 0 . Es ist ja p 0 die Erhaltungsgröße zu Translationen von x 0 = c t und E die<br />

Erhaltungsgröße, die zu Translationen von t gehört. p = (p 1 , p 2 , p 3 ) ist der räumliche<br />

Impuls.<br />

Die Wirkung für N freie Teilchen ist einfach die Summe von Wirkungen (4.14), wobei<br />

das i-te Teilchen die Bahnkurve x(i)(t) , i = 1, . . ., N, durchläuft<br />

W[x(1), . . .,x(N)] =<br />

N<br />

i=1<br />

Selbstverständlich bleibt der Gesamtimpuls<br />

p m N<br />

= p<br />

i=1<br />

m (i)<br />

dx(i)<br />

<br />

−mic ds . (4.105)<br />

ds2<br />

(4.106)<br />

erhalten, denn schon jeder einzelne Viererimpuls ist wegen fehlender Wechselwirkung<br />

der Teilchen eine Erhaltungsgröße. Aber anders als die einzelnen Impulse bleibt der<br />

Gesamtimpuls auch bei Wechselwirkung eine Erhaltungsgröße, wenn die Wechselwirkung<br />

invariant unter Translationen von Raum und Zeit ist. Dies besagt das Noethertheorem<br />

(Seite 67). Wenn man den Beitrag der Wechselwirkung zum Impuls bei weit voneinander<br />

entfernten Teilchen vernachlässigen kann, so ist dieser erhaltene Impuls durch die Summe<br />

(4.106) der Impulse der einzelnen, genügend weit voneinander entfernten Teilchen<br />

gegeben. Daß bei wechselwirkenden Teilchen die Energie und der räumliche Impuls erhalten<br />

bleiben, ist in allen relevanten Experimenten und Beobachtungen bestätigt. Gemäß<br />

Noethertheorem besagt diese beobachtete Energie- und Impulserhaltung, daß die Wirkung<br />

unter Verschiebungen in der Raumzeit invariant ist oder, anschaulicher formuliert,<br />

daß kein physikalischer Effekt ein Ereignis als Ursprung in der Raumzeit auszeichnet.<br />

Allerdings bedurfte es einer ” verzweifelten Hypothese“ von Pauli, der ein Neutrino als<br />

zusätzlichen Buchungsposten einführte, um die Energie-Impuls-Bilanz beim Betazerfall<br />

auszugleichen. Jahrzehnte später wurde das Neutrino, mittlerweile genauer 3 Arten von<br />

Neutrinos, nachgewiesen und seine postulierten Eigenschaften experimentell bestätigt.<br />

Energie- und Impulserhaltung gilt nicht in der Allgemeinen Relativitätstheorie, wenn<br />

die Metrik nicht invariant unter Translationen ist. Zum Beispiel kühlt im expandierenden<br />

Universum, dessen Metrik zeitabhängig ist, die Hintergrundstrahlung ab, ohne<br />

daß die dabei abnehmende Energie woanders erscheint. Der fehlenden Energieerhaltung<br />

4.4 Symmetrien und Erhaltungsgrößen 77<br />

entspricht die fehlende Invarianz unter Zeittranslationen: die Zeitentwicklung des Universums<br />

zeichnet den Urknall als besonderes Ereignis aus.<br />

Weil Skalarprodukte xóy = x 0 y 0 − x 1 y 1 − x 2 y 2 − x 3 y 3 = x k y l ηkl (2.42)<br />

⎧<br />

⎪⎨ 0 falls k = l ,<br />

ηkl = 1 falls k = l = 0 ,<br />

⎪⎩<br />

−1 falls k = l ∈ {1, 2, 3}<br />

, η =1<br />

−1<br />

−1<br />

−1<br />

á, (4.107)<br />

unter Lorentztransformationen x k ↦→ Λ k nx n invariant sind, sind die Koeffizienten ω k n<br />

jeder infinitesimalen Lorentztransformation<br />

δωx k = ω k nx n<br />

multipliziert mit ηmk Matrixelemente einer antisymmetrischen Matrix<br />

Denn für alle x k und y l gilt<br />

(4.108)<br />

ωmn = ηmkω k n = −ωnm . (4.109)<br />

0 = δω(x k y l ηkl) = (δωx k y l + x k δωy l )ηkl = (ω n kηnl + ω n lηkn)x k y l = (ωlk + ωkl)x k y l .<br />

(4.110)<br />

Hierbei haben wir für die infinitesimalen Transformationen, die Ableitungen nach den<br />

Transformationsparametern sind, die Produktregel verwendet.<br />

Weil Lorentztransformationen Skalarprodukte invariant lassen, ist auch die Lagrangefunktion<br />

−m c ( dx<br />

ds )2 (4.14) unter infinitesimalen Lorentztransformationen invariant.<br />

Nach dem Noethertheorem gehört zu dieser Invarianz die Erhaltungsgröße<br />

n ∂<br />

Qω = δωx<br />

∂ ˙x nL = −ωn mx m pn = 1<br />

2 ωmn(x m p n − x n p m ) . (4.111)<br />

Bei der letzten Umformung ist ausgenutzt worden, daß ω n mpn = ωnmp n gilt und daß aus<br />

(4.109) ωmnx m p n = −ωnmx m p n = −ωklx l p k = −ωmnx n p m folgt.<br />

Da Qω für jedes antisymmetrische ω eine Erhaltungsgröße ist, sind insbesondere<br />

M mn = x m p n − x n p m , m, n = 0, 1, 2, 3 (4.112)<br />

Erhaltungsgrößen. Es ist M mn = −M nm antisymmetrisch und nur 6 dieser Größen sind<br />

unabhängig.<br />

Für m, n = 1, 2, 3 handelt es sich um die drei Komponenten des Drehimpulses<br />

Lx = x 2 p 3 − x 3 p 2 , Ly = x 3 p 1 − x 1 p 3 , Lz = x 1 p 2 − x 2 p 1 , L = x × p . (4.113)<br />

Ebenso wie Translationsinvarianz die Erhaltung von Energie und Impuls von wechselwirkenden<br />

Teilchen sichert, so hat Lorentzinvarianz, spezieller Invarianz unter der Untergruppe<br />

der Drehungen, die Erhaltung des Drehimpulses zur Folge.

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