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224 B Liegruppe und Liealgebra<br />
Der Orbit einer Transformationsgruppe<br />
Eine Gruppe G wirkt als Transformationsgruppe auf eine Mannigfaltigkeit M, wenn<br />
jedes Element g der Gruppe eine invertierbare Selbstabbildung von M ist<br />
g :M → M<br />
p ↦→ g(p)<br />
, (B.18)<br />
wobei hintereinander Ausführen das Produkt g2(g1(p)) = (g2g1)(p) definiert.<br />
Jeder Punkt p der Mannigfaltigkeit M definiert eine Untergruppe, die Stabilitätsgruppe<br />
Hp des Punktes p, deren Elemente den Punkt p invariant lassen<br />
Hp = {h ∈ G : h(p) = p} . (B.19)<br />
Beispielsweise ist der Punkt x = (0, . . .,0, 1) ∈ R n bei Drehungen G = SO(n) invariant<br />
unter den Drehungen Hx = SO(n − 1) in n − 1 Dimensionen.<br />
Wie jede Untergruppe H einer Gruppe G, so definiert die Stabilitätsgruppe Hp durch<br />
g Hp<br />
∼ g ′ ⇔ g −1 g ′ ∈ Hp . (B.20)<br />
eine Äquivalenzrelation zwischen Gruppenelementen von G. Zwei Transformationen g<br />
und g ′ sind genau dann Hp-äquivalent, wenn sie p auf denselben Punkt abbilden<br />
g(p) = g ′ (p) ⇔ p = g −1 g ′ (p) ⇔ g −1 g ′ ∈ Hp . (B.21)<br />
Die Menge der Hp-Äquivalenzklassen bezeichnet man mit G/Hp.<br />
Auf p angewendet erzeugt die Transformationsgruppe eine Untermannigfaltigkeit, den<br />
Orbit Op durch p, der aus allen Punkten q besteht, in die p durch Elemente der Gruppe<br />
G transformiert wird<br />
Op = {q ∈ M : (∃g ∈ G : g(p) = q)} . (B.22)<br />
Da jeder Punkt q des Orbits zu genau einer Äquivalenzklasse aus G/Hp gehört, ist der<br />
Orbit die gleiche Mannigfaltigkeit wie die Menge aller Äquivalenzklassen<br />
Op = G/Hp . (B.23)<br />
Zudem wirkt die Transformationsgruppe G auf dem Orbit Op und auf G/Hp auf gleiche<br />
Weise durch Linksmultiplikation. Der Orbit und seine Transformationen sind vollständig<br />
durch die Gruppe G und die Untergruppe Hp festgelegt [62, Kapitel II, Theorem 3.2].<br />
Beispielsweise erzeugen für n > 2 die Drehungen SO(n), auf x = (0, . . ., 0, 1) ∈ R n<br />
angewendet, als Orbit die n − 1-dimensionale Kugeloberfläche S n−1 (S wie Sphäre)<br />
SO(n)/SO(n − 1) = S n−1 , S n−1 = {y : (y i ) 2 = 1} ⊂ R n . (B.24)<br />
Sind von einem Orbit nur die infinitesimalen Transformationen in einer Umgebung<br />
bekannt, so handelt es sich bei dem Orbit um einen Quotienten G/Hp der zu allen infinitesimalen<br />
Transformationen gehörigen universellen Überlagerungsgruppe G. Hp ist<br />
B.2 Darstellungen 225<br />
eine möglicherweise unzusammenhängende Untergruppe, deren mit der Eins zusammenhängende<br />
Elemente von den infinitesimalen Transformationen erzeugt werden, die bei p<br />
verschwinden.<br />
Man nenntM eine Überlagerung einer zusammenhängenden Mannigfaltigkeit M,<br />
wenn es eine stetige Abbildung π vonM nach M mit der Eigenschaft gibt, daß zu<br />
jedem Punkt p ∈ M eine Umgebung U, p ∈ U, existiert, deren Urbild π −1 U = ∪iVi aus<br />
einer abzählbaren Menge disjunkter Umgebungen Vi besteht, die durch π umkehrbar auf<br />
U abgebildet werden. Ist q ein fest gewählter Punkt in M und bezeichnet Γp i Äquivalenzklassen<br />
von Kurven von q zu p, die als äquivalent angesehen werden, wenn sie stetig<br />
ineinander verformt werden können, so ist die Menge aller Γp i mit π : Γp i ↦→ p eine<br />
Überlagerung von M. Sie ist universell, da sie Überlagerung jeder Überlagerung von M<br />
ist.<br />
Die infinitesimale Erzeugende von SO(2) erzeugt die additive Gruppe R der reellen<br />
Zahlen, die Überlagerung von SO(2). Jeder Orbit ist ein Kreis S 1 oder seine Überlagerung<br />
R oder besteht aus nur einem Punkt.<br />
Die Stabilitätsgruppe Hq jedes Punktes q = g(p) des Orbits durch p ist zu Hp konjugiert<br />
Hg(p) = gHpg −1 .<br />
Existiert auf einem Orbit G/Hp ein Tensorfeld v, das unter allen zu g ∈ G gehörigen<br />
Tensortransformationen Tg invariant ist, so hat es am Punkt p einen Wert v|p, der unter<br />
Hp invariant ist, Thv|p = v|p ∀h ∈ Hp. An allen anderen Punkten q = g(p) des Orbits ist<br />
v durch v|p festgelegt, v| g(p) = Tgv|p.<br />
B.2 Darstellungen<br />
Verschiedene Gruppen G und L können verwandte Gruppenverknüpfungen haben. In<br />
solch einem Fall gibt es eine Abbildung<br />
D :G → L<br />
g ↦→ Dg<br />
von Gruppenelementen g ∈ G auf Dg ∈ L, die Produkte auf Produkte abbildet<br />
(B.25)<br />
Dg1◦g2 = Dg1 ◦ Dg2 . (B.26)<br />
Besteht dabei L aus der Gruppe GL(n) der invertierbaren, linearen Transformationen<br />
eines n-dimensionalen Vektorraumes V, so heißt die Abbildung D Darstellung von G.<br />
Eine n-dimensionale Darstellung bildet die Gruppe G auf GL(n) ab. Das Bild D(G) der<br />
Gruppe G ist eine Untergruppe von GL(n).<br />
Zum Beispiel gehört zu jeder Lorentztransformation x ↦→ x ′ = Λ x der Raumzeit auch<br />
eine Transformation P ↦→ TΛ(P) der Erhaltungsgrößen P, die der jeweilige Beobachter<br />
zum Beispiel an einem Teilchen feststellt. Hintereinander ausgeführte Transformationen<br />
der Erhaltungsgrößen müssen mit derjenigen Transformation übereinstimmen, die zu<br />
hintereinander ausgeführten Lorentztransformationen gehört<br />
TΛ2Λ1(P) = TΛ2(TΛ1(P)) oder TΛ2Λ1 = TΛ2 ◦ TΛ1 . (B.27)