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118 5 Elektrodynamik<br />
Das Viererpotential ist nach Alfred-Marie Liénard und Emil Wiechert benannt, die es<br />
erstmalig angegeben haben. Schreibt man das Liénard-Wichert-Potential als<br />
A m (x) = q um<br />
, (5.240)<br />
yóu<br />
so lassen sich die zugehörigen Feldstärken mit erträglichem algebraischen Aufwand berechnen.<br />
Hierbei ist u = dz der normierte Tangentialvektor an die Weltlinie des Teilchens<br />
ds<br />
im Schnittpunkt z(s(x)) mit dem Rückwärtslichtkegel von x, die wir durch die Eigenzeit<br />
s einer Uhr parametrisieren, die auf der Weltlinie mitgeführt wird,<br />
u = dz<br />
ds =<br />
1<br />
√<br />
1 − v 21<br />
v =<br />
v, dz<br />
dt , u2 = 1 . (5.241)<br />
Der lichtartige Vierervektor y = x − z(s(x)) zeigt von der Ursache zur Auswirkung:<br />
vom Ereignis z(s(x)), in dem die Weltlinie des Teilchens den Rückwärtslichtkegel von x<br />
durchläuft, zum Beobachter bei x im Abstand r und Richtung n<br />
− z(s(x))|<br />
y =|x<br />
y<br />
x − z(s(x))=r1<br />
n, 2 r<br />
= 0 , yóu = √ (1 − v n) . (5.242)<br />
1 − v 2<br />
Die Eigenzeit s auf der Weltlinie definiert die Zeit s(x), die ein Beobachter bei x mit<br />
Licht von z(s) gerade auf der Uhr des Teilchens angezeigt sieht. Sie hat überall auf dem<br />
Vorwärtslichtkegel von z(s) den Wert s.<br />
Den Vierergradienten km von s(x) bestimmen wir durch Ableiten von y 2 = 0,<br />
0 = (δm n − u n ∂ms) yn , km := ∂ms = ym<br />
. (5.243)<br />
yóu<br />
Er ist lichtartig, k2 = 0, und hat die Zerlegung<br />
√<br />
1 − v 2<br />
k =<br />
(5.244)<br />
1 − vn1<br />
n.<br />
Damit können wir die Ableitungen von y und yóu durch die Viererbeschleunigung<br />
˙u = du dt d 1<br />
1<br />
= √<br />
ds ds dt1 − v 21 v= (1 − v 2 ) 2 va<br />
a (1 − v 2 a =<br />
) + v (va), d2z dt2 (5.245)<br />
und die bisher eingeführten Größen ausdrücken,<br />
∂my n = δm n − u n km ,<br />
∂m(yóu) = (∂my n ) un + yó˙ukm = um + (yó˙u − 1) km .<br />
Wir erhalten so die Feldstärken<br />
Fmn = ∂mAn − ∂nAm = − q<br />
(yóu) 2∂m(yóu)<br />
q<br />
un + ∂mun − m ↔ n<br />
(yóu)<br />
q<br />
= kmwn − knwm , wm =<br />
(yóu) 2um + q<br />
(yóu) ( ˙um − um kó˙u) .<br />
(5.246)<br />
(5.247)<br />
5.9 Geladenes Punktteilchen 119<br />
Insbesondere besagt dies für das elektrische Feld, E i = F0i = k0wi − kiw0 ,<br />
E(t,x) = q (1 − v 2 )<br />
r2 (1 − v n) 3n<br />
q<br />
− v+<br />
r (1 − v n) 3 n ×(n − v) ×a. (5.248)<br />
Sein beschleunigungsunabhängiger Teil fällt mit 1/r 2 ab und zeigt nicht in Richtung n<br />
von der Ursache, dem retardierten Ereignis z zur Auswirkung bei x, sondern in Richtung<br />
von x−(z+rv), weg von dem Bestimmungsort z+rv, den das Teilchen mit gleichförmiger<br />
Geschwindigkeit v in dem Augenblick erreichen würde, in dem es sich bei x auswirkt.<br />
Der beschleunigungsabhängige Teil, das Strahlungsfeld, fällt wie 1/r ab und ist senkrecht<br />
auf der Richtung n von der Ursache zum Ort x.<br />
Das Magnetfeld des Teilchens steht senkrecht auf n und E. Denn es ist k 0 = | k| und<br />
B k = −ǫijkkiwj = ǫijkk i wj = ǫijk k i /k 0 E j , B = n × E . (5.249)<br />
Die Energiestromdichte S = E × B/(4π) des Strahlungsfeldes zeigt in Richtung n von<br />
der Ursache weg: eine beschleunigte Punktladung strahlt Energie ab.<br />
Mathematisch sind die Lösungen der Feldgleichungen auf den Lösungskurven der<br />
Bahngleichungen singulär. Es gibt keine stetig differenzierbare Felder und Bahnen, die<br />
die Wirkung (5.188, 5.230, 4.14) stationär machen.<br />
Auch aus physikalischen Gründen darf die Ladung nicht auf einen Punkt konzentriert<br />
sein. Falls keine Wechselwirkung negativ zur Energiedichte beiträgt, dann kann die Ladung<br />
eines Elektrons nicht auf eine Kugelschale mit einem kleineren Radius als dem<br />
halben Elektronradius<br />
rElektron =<br />
e 2<br />
mElektronc 2 = 2,818ó10 −15 m (5.250)<br />
konzentriert sein, sonst enthielte schon das elektrische Feld außerhalb des ruhenden<br />
Elektrons mehr als seine Ruhenergie.