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252 C Elementare Geometrie<br />

und bei verschwindender Torsion gilt DUV = DV U.<br />

Längs jeder geodätischen Linie ist die Länge des Tangentialvektors wegen (C.100)<br />

und 1 d<br />

2 du (UóU) = (DUU)óU = 0 konstant. Sind die geodätischen Linien zudem so<br />

parametrisiert, daß diese Länge für jede geodätische Linie gleich ist, und verschwindet<br />

die Torsion, so ist das Skalarprodukt von V mit U konstant<br />

0 = 1 d<br />

2 dv (UóU) = (DV U)óU = (DUV )óU = d<br />

du (VóU) . (C.118)<br />

Ist also der Vektor V zu Beginn für ein u senkrecht zur Tangente U und zeigt er demnach<br />

von der geodätischen Weltlinie zu einem gleichzeitigen Ereignis auf der benachbarten<br />

geodätischen, so tut er das auch später. Der Vektor V heißt geodätische Abweichung.<br />

Längs jeder geodätischen Linie gilt für die Änderung von V wegen (C.44, C.45) und,<br />

weil DUU und [U, V ] verschwinden, die Gleichung<br />

DUDUV = DU(DV U + T(U, V )) = R(U, V, U) + DU(T(U, V )) . (C.119)<br />

In Komponenten lautet die Gleichung der geodätischen Abweichung<br />

δ 2 V m<br />

δu 2 = Rkln m U k V l U n + δ<br />

δuU k Tkl m V l. (C.120)<br />

Längs jeder geodätischen Linie ist dies ein linear homogenes Differentialgleichungssystem<br />

zweiter Ordnung für den Vektor V m , der zur benachbarten Geodäten zeigt. Im flachen<br />

Raum verschwinden die Krümmung und Torsion und die Differenz V m zur Nachbargeraden<br />

wächst linear an.<br />

Wegen (C.111) ist die Matrix ω 2<br />

ω 2 mn = −RkmlnU k U l = ω 2 nm , ω 2 mnU n = 0 , (C.121)<br />

symmetrisch, wenn der Paralleltransport metrikverträglich und torsionsfrei ist. Sie bildet<br />

U m auf Null und den zu U m orthogonalen Raum auf sich ab. Die Gleichung der<br />

geodätischen Abweichung (C.120) hat dann die Form<br />

δ2V m<br />

δu2 + ω 2 n m V n = 0 . (C.122)<br />

An jedem vorgegebenen Punkt P der geodätischen Linie kann ein Koordinatensystem<br />

eingeführt werden, so daß an diesem Punkt die Konnektion verschwindet, die Metrik<br />

gleich der flachen Metrik gmn |P = ηmn ist, der Tangentialvektor U m = (1, 0, 0, 0) nur<br />

eine Zeitkomponente hat und die Matrix ω 2 diagonal mit Diagonalelementen κi ist.<br />

In einer kleinen Umgebung dieses Punktes lautet dann die Gleichung für geodätische<br />

Abweichung ungefähr<br />

d 2 V i<br />

dt 2 + κiV i = 0 , (keine Summe über i) , i = 1, 2, 3 . (C.123)<br />

C.7 Drehungsfreie Bewegung 253<br />

Ist κi positiv, so ist dies die Bewegungsgleichung eines harmonischen Oszillators mit<br />

Einheitsmasse m = 1 und Federkonstante κi . Zu negativem κi gehört Abstoßung in<br />

Richtung der Auslenkung. Im Vakuum und bei verschwindender kosmologischen Konstante<br />

besagen die Einsteingleichungen Rkmlng mn = 0 (8.19), daß die Matrix ω 2 spurfrei<br />

ist und daß die Summe der drei Federkonstanten i κi verschwindet. Wirken die Gezeitenkräfte<br />

zwischen zwei benachbarten geodätischen Linien wie eine rücktreibende,<br />

anziehende Kraft, so gibt es in einer Richtung senkrecht dazu Abstoßung.<br />

Gleiches gilt übrigens auch in Newtonscher Gravitation. Denn das Newtonsche Gravitationspotential<br />

im Vakuum erfüllt die Laplace-Gleichung (5.51)<br />

Entwickelt man das Potential um einen Punkt<br />

i=3<br />

φ(x, y, z) = φ(0, 0, 0) +<br />

i=1<br />

∆φ = 0 . (C.124)<br />

g i x i + 1<br />

2ax 2 + by 2 + cz 2+O(x 3 ) , (C.125)<br />

wobei die quadratischen Terme durch Basiswahl diagonalisiert sind, dann besagt die<br />

Laplace-Gleichung, daß die Summe a + b + c der drei Federkonstanten verschwindet.<br />

Wenn in Newtonscher Gravitation im Vakuum Teilchen im freien Fall die Erde umkreisen,<br />

so pendeln die Weltlinien von nebeneinander laufenden Teilchen umeinander, die<br />

Gezeitenkräfte wirken also in dieser Richtung anziehend. Ist der Abstandsvektor zweier<br />

Teilchen dazu senkrecht und laufen sie mit unterschiedlichem Abstand um die Erde, so<br />

bewirken die Gezeitenkräfte Abstoßung und die Teilchen entfernen sich voneinander.<br />

Ein senkrecht auf eine Zentralmasse fallender Körper wird durch Gezeitenkräfte in<br />

Fallrichtung gestreckt und quer dazu gestaucht. Ein so durch Gezeitenkräfte zerrissener<br />

Komet, der Komet Shoemaker-Levy, schlug 1994 als Kette von hintereinander fallenden<br />

Bruchstücken auf dem Jupiter ein.<br />

In einem fiktiven Tunnel, der durch eine Zentralmasse gebohrt ist, die sich einfachheitshalber<br />

nicht dreht, wirken Gezeitenkräfte für hintereinander fallende Teilchen anziehend,<br />

auf nebeneinander fallende Teilchen wirken sie abstoßend.<br />

Gravitation bewirkt, daß sich der Abstand frei fallender Teilchen ändert, ohne daß<br />

die Teilchen einer spürbaren Kraft ausgesetzt sind. Diese Änderung der beiderseitigen<br />

Abstände durch geodätische Abweichung beruht auf Gezeitenkräften der Gravitation,<br />

die von anderen Massen verursacht wird, nicht auf gegenseitiger Gravitation der Testteilchen.<br />

Die geodätische Abweichung ist unabhängig von den Massen der beteiligten<br />

Testteilchen, wächst mit ihrem Abstand, sofern er klein ist, und ist normalerweise richtungsabhängig.<br />

C.7 Drehungsfreie Bewegung<br />

Ein Beobachter durchlaufe eine Weltlinie xm (s), die mit der Zeit parametrisiert sei, die<br />

seine Uhr anzeigt. Dann hat der Tangentialvektor dxm<br />

ds = e0 m Einheitslänge. Senkrecht im<br />

Sinne des Skalarproduktes stehen an jedem Punkt der Weltlinie drei Basisvektoren ei, i =

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