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60 4 Relativistische Teilchen<br />
und nach partieller Integration erhält man für die Differenz δτ<br />
δτ = − 1<br />
s<br />
ds δxód<br />
(4.9)<br />
c dsdx dsdx ds2−1.<br />
s<br />
Randterme treten bei der partiellen Integration nicht auf, da auch die variierte Weltlinie<br />
durch A und B geht und da demnach δx(s) = 0 und δx(s) = 0 ist. Für eine Weltlinie<br />
extremaler Zeitdauer verschwindet δτ für alle Funktionen δx, die diese Randbedingungen<br />
erfüllen. Die Funktionen x(s) müssen daher die Differentialgleichungen<br />
d<br />
ds<br />
dx<br />
ds<br />
<br />
( dx<br />
ds<br />
)2 = 0 (4.10)<br />
erfüllen, die besagen, daß der Einheitsvektor in Richtung der Tangente konstant ist.<br />
Die Länge des Tangentialvektors dx wird nicht festgelegt, da die Zeit τ, wie in (4.4)<br />
ds<br />
gezeigt, nicht von der Parametrisierung der Weltlinie abhängt.<br />
Gleichung (4.10) ist notwendig dafür, daß die Zeit τ sich nicht in erster Ordnung in δx<br />
ändert, das heißt, daß die Zeit stationär ist: Wäre der Faktor bei δxm zu einem Zeitpunkt<br />
größer Null, so wäre er in einer ganzen Umgebung dieses Punktes größer Null. Wählte<br />
man dann ein δxm , das außerhalb dieser Umgebung verschwindet und innerhalb dieser<br />
Umgebung positiv ist, so wäre δτ negativ und die Zeit τ auf der Weltlinie nicht stationär.<br />
Wählt man die Parametrisierung so, daß der Tangentialvektor konstante Länge c hat<br />
dx<br />
= c<br />
ds2<br />
2 , (4.11)<br />
dann stimmt der Bahnparameter s bis auf Wahl des Nullpunktes mit der Uhrzeit τ auf<br />
der Weltlinie überein und Gleichung (4.10) besagt, daß die Beschleunigung b = d2x ds2 längs<br />
der Bahn verschwindet, daß der Tangentialvektor konstant ist<br />
d2x = 0 (4.12)<br />
ds2 und daß die Weltlinie extremaler Zeit durch<br />
s<br />
x(s) = <br />
v 2<br />
1 − c2c (4.13)<br />
v+x(0)<br />
gegeben ist. v und x(0) werden durch die Anfangs- oder Randbedingungen festgelegt.<br />
Bei vorgegebenen Anfangs- und Endpunkten ist die Gerade in der Raumzeit eindeutig<br />
festgelegt. Auf ihr ist die Zeit nicht nur stationär, sondern extremal. Die extremale Zeit<br />
τ(B, A; Γ) ist auf der geraden Weltlinie von A nach B größer als auf einer Weltlinie mit<br />
Knick. Die extremale Zeit ist also maximal.<br />
Da freie Teilchen definitionsgemäß gerade Weltlinien durchlaufen, ist die Eigenzeit<br />
(4.8) bis auf einen Normierungsfaktor ihre Wirkung<br />
<br />
WTeilchen[x] = −m c dsdx<br />
. (4.14)<br />
ds2<br />
Die physikalisch durchlaufenen Bahnen erfüllen die Bewegungsgleichung (4.10), auf ihnen<br />
ist bei festgehaltenen Randpunkten die Wirkung (4.14) minimal.<br />
4.3 Wirkungsprinzip<br />
4.3 Wirkungsprinzip 61<br />
Abbildungen von Funktionen in die reellen Zahlen nennt man Funktionale. Zum Beispiel<br />
ordnet die Weglänge den Funktionen xm (t) die Länge der Bahn zu. 2 Kann man ein<br />
Funktional durch eine Reihe in den Funktionen xm (t) darstellen, so ist es von der Form<br />
W[x] = <br />
<br />
1<br />
dt1dt2 . . . dtn fm1m2...mn(t1, t2, . . .,tn)ó<br />
n n!<br />
(4.15)<br />
óx m1 (t1)x m2 (t2) . . .x mn (tn)<br />
mit irgendwelchen Koeffizientenfunktionen fm1m2...mn(t1, t2, . . .,tn). Die Koeffizientenfunktionen<br />
heißen auch n-Punkt-Funktionen. Sie sind total symmetrisch unter jeder<br />
Permutation π :1, 2, . . ., n↦→π(1), π(2), . . ., π(n)der Argumente<br />
fm1m2...mn(t1, t2, . . .,tn) = fm π(1)m π(2)...m π(n) (tπ(1), tπ(2), . . .,tπ(n)) . (4.16)<br />
Lokale Funktionale, wie zum Beispiel die Weglänge, sind spezieller von der Form<br />
<br />
W[x] = dt L (t, x(t), ˙x(t)) . (4.17)<br />
Der Wert solch eines lokalen Funktionals summiert sich aus Beiträgen von allen Zeiten<br />
und macht zu jedem Zeitpunkt t nur Gebrauch von einer Funktion L der Zeit t, des Ortes<br />
x, der Geschwindigkeit ˙x = d x und eventuell höherer, aber endlich hoher, Ableitungen<br />
dt<br />
von x.<br />
Die Größen t, x, x(n) = ( dx<br />
dt )nx, n = 1, 2 . . . nennen wir Jet-Variable. Auf den Jet-<br />
Variablen wirkt d d durch dt dtt = 1, auf die n-te Ableitung x(n) angewendet, bewirkt d<br />
dt die<br />
Erhöhung der Ableitungsbezeichnung d<br />
dtx(n) = x(n+1) .<br />
Die Funktion L (t, x, ˙x), die im Integranden des lokalen Funktionals auftritt, heißt<br />
Lagrangefunktion. Sie ist eine Funktion der Jet-Variablen und ist zu unterscheiden von<br />
der verketteten Funktion L(t) = L (t, x(t), ˙x(t)), die man erhält, wenn man die Variablen<br />
x und ˙x auf einer Bahn x(t) durch die Funktionen x(t) und ˙x(t) ersetzt. Man kann zwar<br />
L (t, x, ˙x) nach x, nicht aber L(t) nach x(t) ableiten.<br />
Physikalische Systeme sind durch ein lokales Funktional, die Wirkung, charakterisiert.<br />
Mit der Wirkung lassen sich Bewegungsgleichungen unabhängig vom verwendeten Koordinatensystem<br />
formulieren und der Zusammenhang von Symmetrie und Erhaltungsgrößen<br />
klären.<br />
Wie (4.57) zeigen wird, setzt sich, falls die Energie erhalten ist, die Lagrangefunktion<br />
mit Koeffizienten 1/(n − 1) aus den Anteilen En der Energie zusammen, die homogen<br />
vom Grad n in den Geschwindigkeiten ˙x sind,<br />
L = En<br />
. (4.18)<br />
n − 1<br />
n<br />
2 Wir benennen in den nächsten zwei Abschnitten den Bahnparameter nicht mit s, sondern mit t. ˙x steht<br />
für die Ableitung von x nach dem Bahnparameter. Der Index m zählt die Freiheitsgrade ab und läuft<br />
von 1 bis zur Anzahl N der Freiheitsgrade. Wir verwenden die Einsteinsche Summationskonvention.<br />
Jeder in einem Term doppelt vorkommende Index enthält die Anweisung, über seinen Laufbereich zu<br />
summieren.