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Anträge<br />
Empfehlungen<br />
der Antragskommission<br />
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Antragsbereich I<br />
Antrag 7<br />
Sozialistische Jugend Deutschlands-Die Falken<br />
Demokratie? Stärken!<br />
Verfassungsschutz? Abschaffen!<br />
Kaum 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus und etwa<br />
20 Jahre nachdem nicht nur in Rostock-Lichtenhagen Neo-Nazis<br />
Häuser anzündeten, Menschen jagten und ermordeten, rief das<br />
Bekanntwerden der heimtückischen Verbrechen des Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds fassungsloses Entsetzen hervor. Die Tatsache,<br />
dass über mehrere Jahre eine Gruppe von mindestens drei<br />
rechtsradikalen Terroristinnen und Terroristen gezielt zehn Menschen<br />
auf Grund ihrer vermeintlichen Herkunft ermordeten, ohne<br />
dass ihnen die deutschen Behörden dabei auf die Spur gekommen<br />
wären, schien unvorstellbar. Stattdessen wurden die Ermittlungen<br />
ausschließlich auf den Bereich der sogenannten „Ausländerkriminalität“<br />
beschränkt. Aus den Opfern wurden Täter gemacht, die<br />
sich ihren Tod durch Beteiligung an kriminellen Aktivitäten quasi<br />
selbst zuzuschreiben hätten. Auf die Idee, dass diese Menschen aus<br />
rassistischen Motiven von Neonazis ermordet worden sein könnten,<br />
kam offensichtlich niemand.<br />
Neben der Polizei hat auch vor allem der für die Überwachung von<br />
Neo-Nazis zuständige Verfassungsschutz hat vollständig versagt.<br />
Zwei der Täter, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos waren den Geheimdiensten<br />
schon seit Jahren bekannt. Obwohl nach ihnen gefahndet<br />
wurde, konnten sie unbehelligt in den Untergrund gehen,<br />
aus dem sie mutmaßlich zusammen mit Beate Zschäpe ihre Anschläge<br />
vorbereiteten.<br />
Durch V-Leute rechte Strukturen finanziert<br />
Der Verfassungsschutz war offensichtlich nicht nur unfähig, seine<br />
Aufgabe zu erfüllen, den rechten Terrorismus frühzeitig im Keim<br />
zu ersticken und die Festnahme der Täter voranzutreiben. Vielmehr<br />
hat er über den Umweg der V-Leute den Aufbau rechtsradikaler<br />
Strukturen geradezu finanziell unterstützt. Beispielhaft dafür steht<br />
der Fall Carsten S., der wegen eines eindeutig rassistisch motivierten<br />
versuchten Mordes bereits im Gefängnis saß. Als V-Mann<br />
wurden für ihn durch den Verfassungsschutz Hafterleichterungen<br />
erwirkt, er konnte ein rechtes Szene-Magazin sogar weiter aus der<br />
JVA weiter betreuen. Besonders skandalös ist der Umstand, dass<br />
besagter V-Mann vom Verfassungsschutz in etwa die Summe erhielt,<br />
die er dem Opfer seiner Tat als Schmerzensgeld zahlen musste.<br />
So übernahm der Staat quasi die Geldstrafe eines rassistischen<br />
Gewalttäters. Dies gilt ebenso für den Thüringer Heimatschutz,<br />
die Kameradschaft, der der NSU nahe stand. Sie wurde aus den<br />
Geldern aufgebaut, die die V-Leute des Thüringer Landesamtes für<br />
Verfassungsschutz aus staatlichen Kassen erhalten hatten.<br />
Das Konzept der V-Leute ist auf so vielen Ebenen falsch, dass es<br />
auch mit strengeren Regeln und Gesetzen nicht mehr korrigierbar<br />
ist. Die Gelder an V-Leute fließen oft direkt in die eigentlich zu<br />
bekämpfenden rechten Strukturen. Der Wert der dadurch gewonnenen<br />
vermeintlichen Informationen ist nicht nur zweifelhaft, die<br />
Aussagen haben zudem vor keinem Gericht Bestand. Anstatt Neo-<br />
Nazis dafür zu bezahlen, Informationen zu liefern, ist das Geld in<br />
die Ausbildung von Undercover-Agenten zu investieren.<br />
Die Extremismustheorie liefert die ideologischen Grundlagen<br />
Oftmals werden die Relativierung und damit die Verharmlosung<br />
menschenverachtender Überzeugungen und neo-nazistischer Gewalt<br />
mit der sogenannten Extremismustheorie gerechtfertigt. Diese<br />
wissenschaftlich umstrittene Theorie beruht auf derGrundannahme,<br />
eine Gesellschaft bestünde aus einer „guten“ Mitte und zwei<br />
gleich gefährlichen Rändern. Besonders problematisch wird diese<br />
I7<br />
Demokratie? Stärken!<br />
Verfassungsschutz? Abschaffen!<br />
Überweisung an Gesprächskreis Innenpolitik beim <strong>SPD</strong>-Parteivorstand<br />
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