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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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Mit den Schandtaten dieses Papstes könnte man ein ganzes Buch füllen, aber ich will den Lesernnur einige mitteilen.105Von der Macht und der Stellung der Päpste hatte Alexander die höchsten Begriffe, denn er sagte:"Der Papst steht so hoch über dem König wie der Mensch über dem Vieh", und mit der Religion,welche damals die christliche hieß, war er vollkommen zufrieden, denn er äußerte: "Jede Religionist gut, die beste aber - die dümmste", und es würde schwer geworden sein, etwas Dümmeres alsdas Christentum der römischen Kirche jener Zeit aufzufinden. Alexander selbst hatte gar keine Religion.Höchst originell ist eine Unterredung, welche der gelehrte Prinz Piko di Mirandola mit dem Papstenach der Niederkunft der Lukretia mit Roderich hatte. Alexander fragte ihn: "Kleiner Piko, wenhältst du für den Vater meines Enkels?""Nun, Ihren Schwiegersohn!", nämlich den für impotent bekannten Alfons."Wie kannst du das glauben?""Der Glaube, Ew. Heiligkeit, besteht ja darin, Unmögliches zu glauben", und nun kramte der Prinzeine solche Menge geglaubter Unmöglichkeiten aus, daß der Heilige Vater sich beinahe vor Lachenausschüttete."Ja, ja", sagte der Papst, "ich fühle wohl, daß ich nur durch Glauben, nicht aber durch meine Werkeselig werden kann.""Ew. Heiligkeit", antwortete der Prinz, "haben ja die Schlüssel des Himmelreichs; aber ich - wieginge es mir dort, wenn ich bei meiner Tochter geschlafen, mich des Dolches und der Cantarella(Gift) so oft bedient hätte!""Ernsthaft, sage mir", fuhr der Papst fort, "wie kann Gott am Glauben Vergnügen finden? Nennenwir nicht den, der da sagt, er glaube, was er unmöglich glauben kann, einen Lügner?" "GroßerGott!" rief der Prinz und schlug ein Kreuz, "ich glaube, Ew. Heiligkeit sind kein Christ!""Nun, ehrlich gesprochen, ich bin's auch nicht.""Dacht' ich's doch!" sagte der Prinz, und damit endete die seltsamste Unterredung, die wohl je zwischeneinem Papst und einem Laien stattgefunden hat.Die Liederlichkeit Alexanders läßt sich in unserer keuschen Sprache nicht wohl beschreiben; siekommt nur der Cäsar Borgias und seiner Schwester Lukretia gleich. Alle Abarten der Wollust,welche wir Deutschen meistens nicht einmal dem Namen nach kennen und welche <strong>von</strong> den früherenPäpsten einzeln getrieben wurden, dienten diesem Papst gewordenen Priap zur Unterhaltung.Burkhard, der Zeremonienmeister Alexanders VI., hat in seinem Diarium das Leben am päpstlichenHofe geschildert, und die üppigste Phantasie kann nichts erdenken, was hier nicht getrieben wurde.Burkard sagt: "Aus dem apostolischen Palast wurde ein Bordell, und ein weit schandvolleres Bordell,als je ein öffentliches Haus sein kann.""Einst wurde", so erzählt Burkard, "auf dem Zimmer des Herzogs <strong>von</strong> Valence (Cäsar Borgia) imapostolischen Palast eine Abendmahlzeit gegeben, bei welcher auch fünfzig vornehme Kurtisanengegenwärtig waren, die nach Tische mit den Dienern und anderen Anwesenden tanzen mußten, zuerstin ihren Kleidern, dann nackend. Darauf wurden Leuchter mit brennenden Lichtern auf die Erdegesetzt und zwischen denselben Kastanien hingeworfen, welche die nackten Weibsbildet, auf allen

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