Auch der Wechsel der Jahreszeiten mit seinen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten mußtedie Frage nach dessen Ursache erzeugen.Da die Erfahrung, die Mutter aller Wissenschaft, noch in der Kindheit war, so bewegte sich diePhantasie, das ungeregelte Spiel der Vernunft, nur in dem sehr beschränkten14Kreise des Sichtbaren und knüpfte daran ihre Schlüsse in bezug auf das Verborgene. Als handelndeWesen kannte man nur Tiere und Menschen, und die Geschöpfe der Phantasie, die man als Urheberder genannten Naturerscheinungen dachte, konnten nur tier- oder menschenähnliche Wesen sein.In manchen Menschen ist die Phantasie reger als in andern, und sie teilten mit, was sie über dieHandlungen und Verhältnisse dieser Wesen zueinander dachten und aus den Äußerungen der ihnenzugeschriebenen Tätigkeit erfanden. So entstanden Märchen und Sagen, welche durch die mit besonderslebhafter Phantasie begabten Menschen, Dichter, immer weiter ausgesponnen, in mehr oderminder vernünftigen Zusammenhang gebracht und mit Personen bevölkert wurden.Entfernte Textstelle:Solche in der Kinderstube des Menschengeschlechts entstandene Märchen pflanztensich als wirklich geschehen <strong>von</strong> Geschlecht zu Geschlecht fort, und ihre Spuren sindnoch nach Jahrtausenden selbst unter den am weitesten entwickelten Völkern nachzuweisenund üben noch heute einen gewissen Einfluß. Das wird einem jeden begreiflichsein, der sich über seine eigenen Gefühle und Empfindungen Rechenschaftgibt. Selbst der aufgeklärteste und gebildetste Mann wird noch am Ende seines LebensAnklänge der Eindrücke entdecken, die er in seiner Kinderstube empfing; eswird keinem gelingen, sich absolut <strong>von</strong> dem Ammenmärchen loszumachen.Da sich die Urmenschen die in den Wolken oder an andern ihnen unzulänglichen Orten vermutetenUrheber der Naturerscheinungen - "Götter" - nur als mächtigere Tiere oder Menschen dachten, soschrieb man ihnen natürlich auch dieser Vorstellung angemessene Empfindungen zu, wie Zorn,Haß, Rache, Wohlwollen, Güte usw. Da sich nun der Zorn <strong>von</strong> Menschen besänftigen und dessenÄußerung abwenden läßt, so lag der Gedanke nahe, dies auch mit den Göttern zu versuchen, und soentstanden die Opfer.Diese Opfer bestanden in Gegenständen, die Menschen angenehm waren, und da die Götter imHimmel wohnten und diese Opfer nicht abholten, so mußte man sie ihnen in den Himmel senden,was in keiner anderen Weise geschehen konnte, als dadurch, daß man sie verbrannte, da doch wenigstensder Geruch und Rauch zum Himmel aufstiegen.Die geschäftige Phantasie bildete sich bald eine Theorie über die Wirkung dieser Opfer, und da mandabei nie den menschlichen oder rein sinnlichen Standpunkt verließ, so kam man natürlich zu demSchluß, daß das, was Menschen ganz besonders angenehm, was selten und daher schwer zu verschaffen,was ihnen vorzüglich lieb war, den Göttern das angenehmste Opfer sein müsse.Da nun aber der Zorn der Götter schwer zu besänftigen war, das heißt da unangenehme Naturerscheinungenoft lange dauerten und man viele Opfer gebrauchte, bis sie mit ihren Wirkungen aufhörten,solche seltene, den Göttern besonders angenehme Opfer aber schwer zu verschaffen warenund dem einzelnen oft fehlten, so vereinigten sich viele, den Bedarf für die Götter herbeizuschaffen,da alle den Wunsch haben mußten, sie zu versöhnen. So bildeten sich Opfervereine, die wohl alsder Anfang der Religion bezeichnet werden können.
Die herbeigeschafften Opfervorräte mußten aufbewahrt und endlich den Göttern dargebrachtwerden, und es wurden bald besondere Personen mit diesem Geschäft beauftragt. So entstandenPriester.15Da diese Priester diejenigen Personen waren, welche den Göttern, die man sich stets als mehr oderweniger idealisierte Menschen dachte, die Opfer darbrachten, also mit ihnen in unmittelbare Verbindungtraten, so lag der Gedanke nahe, daß die Götter ihnen als den wirklichen Spendern besondersgünstig seien und ihnen zunächst ihre Wünsche mitteilten. Daraus folgte wieder, daß man ihneneinen gewissen Einfluß auf die Entschlüsse der Götter zuschrieb und sich um ihre Gunst bemühte,damit sie diesen vorausgesetzten Einfluß für diejenigen anwendeten, welche sich ihre Zuneigungzu erwerben verstanden.Herrschsucht liegt aber in der Natur jedes Menschen, und es ist begreiflich, daß den Priestern der<strong>von</strong> ihnen erlangte Einfluß angenehm war und sie denselben zu erhalten und zu vermehren trachteten.Sie wußten freilich, daß die in bezug auf ihr Verhältnis zu den Göttern gehegten Voraussetzungenirrtümliche waren; allein der Irrtum hatte dieselbe Wirkung, wie ihn die Wahrheit gehabt habenwürde, und es lag in ihrem Interesse, denselben zu erhalten und zu vermehren.Die Priester in dieser Kinderperiode der Menschheit glaubten übrigens selbst an die Götter und hatten<strong>von</strong> ihrer Natur im Hauptsächlichen dieselbe Vorstellung wie die übrigen Menschen; sie hieltendaher eine unmittelbare Verbindung mit denselben für keineswegs unerhört oder unmöglich, undTräume und Visionen, über deren Ursprung und Natur die Erfahrungen noch gering waren, mochtensie darin bestärken, daß ein solcher Verkehr mit den Göttern nicht nur möglich sei, sondern auchwirklich stattfinde.So entstand denn allmählich infolge unabsichtlicher und absichtlicher Täuschung über die Beziehungzwischen Göttern, Priestern und den anderen Menschen ein System, welches auf dem Glaubenberuhte, den das Volk den Aussagen der Priester schenkte. Diese, die vertraut mit den Göttern waren,wußten, was diesen angenehm und unangenehm war, und sie verstanden es, die Sprache zudeuten, durch welche sie sich den Erdenkindern mitteilten. Die Priester ordneten die Art und Weisean, wie die Opfer gebracht werden sollten, und daß sie bei all diesen Anordnungen sich selbst nichtvergaßen, versteht sich wohl <strong>von</strong> selbst. So wuchs das Ansehen der Priester <strong>von</strong> einem Menschenalterzum andern immer mehr, und sie waren die eigentlichen Herrscher des Volkes.Außer den im Himmel, das heißt in den Wolken, wohnenden Göttern gab es aber auch auf der Erdedem Menschen mehr oder weniger furchtbare Gewalten; zunächst starke und reißende Tiere undendlich Menschen, die ihre größere körperliche Kraft zum Nachteil anderer anwandten. Gegen diesemußte man sich schützen, und es ist begreiflich, daß diejenigen, welche vermöge größerer Kraft,größeren Mutes und Geschicklichkeit sich bei der Jagd und im Kriege auszeichneten, Einfluß undMacht unter ihren Mitmenschen erwarben. Sie wurden Häuptlinge - Fürsten.Verstand und Körperkraft sind nur selten in gleichem Maße in denselben Menschen vereinigt, undals im Laufe der Zeit die Verhältnisse der Gesellschaft verwickelter wurden, ward auch das Herrschenschwieriger, und Fürsten und Priester fanden es zweckmäßig, sich gegenseitig zu unterstützen,wobei je nach den Umständen bald die Gewalt der Fürsten, bald die der Priester überwog.Die Religion wurde daher die Stütze der Despotie und umgekehrt.Viele sind stärker als einer, und da sich die Interessen des Einen nicht immer mit denen der Vielenvertragen, so würde es noch häufiger vorkommen, als es der Fall war und ist, daß die Vielen denEinen zwingen, nach ihrem Willen zu regieren, wenn nicht die Religion, die auf die Furcht vor denverborgenen, mächtigen Göttern gegründet war, ein solches Auflehnen durch den Mund ihrer anerkanntenVertreter, der Priester, als ein Verbrechen gegen diese Macht schon deshalb gestempelthätte, weil durch die Verminderung der Macht der Despoten die der Priester gefährdet wurde, in-
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wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu