genügen, nur in leichten Umrissen anzugeben, wie eine so auffallende Veränderung, die demchristlichen Geiste so widerspricht, bewerkstelligt werden konnte.36Wir haben oben gesagt, daß die Presbyteren mit der Leitung der Gemeindeangelegenheiten beauftragtwaren. Bei ihren Beratungen führte anfangs der Älteste den Vorsitz, aber dieser war oft ebenwegen seines Alters dazu nicht immer der tauglichste, und so zogen es denn die Presbyteren vor,den geeignetsten aus ihrer Mitte zum Vorsitzenden zu wählen, welcher, da er über alles die Aufsichtführte, zur Unterscheidung <strong>von</strong> seinen, ihm sonst übrigens durchaus gleichgestellten Kollegen vorzugsweiseder Bischof genannt wurde.Diese Bischöfe maßten sich bald einen höheren Rang an, und wir erblicken sie in den Versammlungenauf einem erhabenen Sessel, während die anderen Presbyteren auf niedrigeren Stühlen um sieher sitzen, hinter denen die Diakonen, gleich den dienenden Brüdern in den Synagogen, stehen. DieGemeinden gewöhnten sich bald daran, in dem <strong>von</strong> ihren Vorstehern so ausgezeichneten Bischofihren geistlichen Oberherrn zu sehen.Besondere Umstände trugen dazu bei, das Ansehen dieser Bischöfe zu vermehren. Die Christen aufdem Lande hatten sich anfangs den Gemeinden in den Städten angeschlossen; als ihre Zahl sichaber vermehrte, wünschten sie eigene Gemeinden zu bilden, wenn sie auch die Gemeinschaft mitden Gemeinden in den Städten nicht aufgeben wollten, da ihnen dieselben besonders zur Zeit derVerfolgung und überhaupt <strong>von</strong> Nutzen war. Sie baten daher die Stadtbischöfe, sie mit Lehren undVorstehern zu versehen, und ein solcher sandte ihnen gewöhnlich einen seiner Presbyteren.Dieser Landbischof hatte nun zwar dieselbe Gewalt über seine Gemeinde wie der Stadtbischof überdie seinige; aber aus der ganzen Natur der Sache erklärt es sich, daß er in vielen Beziehungen <strong>von</strong>dem letzteren gewissermaßen abhängig wurde. Dadurch bekam der Stadtbischof einen Kirchensprengeloder, wie es damals hieß, eine Diözese (Bezirk) oder Parochie.So wurde also schon in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Jesu Geburt der Grund zurkirchlichen Aristokratie gelegt.Nachdem man nun einmal den Anfang damit gemacht hatte, jüdische Einrichtungen auf das Christentumanzuwenden, so griff dieser Unfug um so schneller um sich, als er der Eitelkeit undHerrschsucht ehrgeiziger Bischöfe nützte, die sich bald der Leitung aller christlichen Gemeindeangelegenheitenzu bemächtigen wußten.Am Anfang des dritten Jahrhunderts war es schon so weit gekommen, daß man die Gewalt der Bischöfeaus dem Priesterrechte des Alten Testaments herleitete und alles, was Moses über Priesterverhältnissefestsetzte, ohne weiteres auf die Bischöfe und Presbyteren anwendete. Bis dahin warensie noch immer als das, was sie auch in der Tat waren, als Diener der Gemeinde, betrachtet worden;aber ihr Stolz lehnte sich dagegen auf, und im Laufe des dritten Jahrhunderts hatten sie schon sogeschickt den Glauben verbreitet, daß sie nicht <strong>von</strong> der Gemeinde, sondern <strong>von</strong> Gott selbst eingesetztwären zu Lehrern und Aufsehern derselben; daß sie also nicht Diener der Gemeinde, sondernDiener Gottes wären und daher sowohl das Lehreramt wie auch der Dienst der neuen Religion nur<strong>von</strong> ihnen allein versehen werden könne, weshalb sie einen <strong>von</strong> der Gemeinde abgesonderten, vorzüglicherenStand bilden müßten.Um die noch immer Zweifelnden vollends zu berücken, denen ein solches Verhältnis nicht den LehrenJesu gemäß erschien, griffen die Bischöfe zu einem anderen Mittel, ihnen das, was sie durchsetzenwollten, begreiflicher und annehmbarer zu machen.Wenn nämlich die Apostel einen Lehrer oder Presbyter bestellten, legten sie ihm die Hand auf dasHaupt und riefen Gott an, daß er ihm zu seinem Amte auch den Verstand verleihen möge. DieseSitte war dem jüdischen Ritus entnommen, ohne daß die Apostel daran dachten, welchen
37Mißbrauch ihre dereinstigen Nachfolger damit treiben würden. Die Bischöfe behaupteten nämlich,daß durch dieses Handauflegen der den Aposteln innewohnende heilige Geist auch auf dieGeweihten übergegangen sei und daß diese auch die Kraft hätten, ihn auf dieselbe Weise an anderezu übertragen. Es gelang ihnen vortrefflich, diese Ansicht unter den Christen populär zu machen,und am Ende des dritten Jahrhunderts glaubte man allgemein daran und sah in den Bischöfen, Presbyterenund Diakonen Wesen ganz anderer Art und fand es ganz natürlich und selbstverständlich,daß sie einen Stand für sich bildeten.So bedeutend nun auch der Einfluß der Bischöfe auf die Gemeinden schon war, so hatte die demokratischeVerfassung derselben doch noch keineswegs aufgehört. Die Bischöfe konnten in den religiösenAngelegenheiten durchaus nicht nach Gefallen schalten und walten, sondern waren an dieEinwilligung der Presbyteren und der ganzen Gemeinde gebunden. Dies war ihnen sehr unbequem,da sie nach unumschränkter Gewalt strebten, und zur Erlangung derselben benutzten sie die Provinzialsynoden.Wir haben schon früher beiläufig bemerkt, wie falsch die Aussprüche und Lehren Jesu häufig <strong>von</strong>den Christen verstanden wurden. Es entspannen sich über deren Auslegung bald Streitigkeiten, undschon im zweiten Jahrhundert finden wir, daß sich mehrere Gemeinden vereinigten, um dieselbendurch gemeinschaftliche Besprechungen auszugleichen. Als diese Streitigkeiten sich mit der Zeitvermehrten, fühlte man die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit solcher schiedsrichterlichen Versammlungenund ordnete sie für die Gemeinden eines bestimmten Bezirkes oder Landes regelmäßigund wenigstens einmal im Jahre an. So entstanden die Provinzialkirchenversammlungen. Die Gemeindenwurden auf denselben durch Abgeordnete vertreten, welche aus den Bischöfen, Presbyteren,Diakonen und einigen anderen Gemeindemitgliedern bestanden.So bedeutend nun auch der Einfluß der Bischöfe auf die Beschlüsse dieser Kirchenversammlungenwar, so standen ihnen noch immer die große Anzahl der anderen Abgeordneten der Gemeinde entgegen,und es wurde vorerst die Aufgabe der Bischöfe, diese <strong>von</strong> den Kirchenversammlungen zuentfernen. Zuerst gelang es ihnen mit den nicht priesterlichen Mitgliedern der Gemeinde, dann mitden Diakonen und endlich auch mit den Presbyteren, so daß die Gesamtheit der christlichen Gemeindenauf den Synoden einzig und allein durch die Bischöfe vertreten wurde.Dies war zwar ein bedeutender Gewinn, denn nun konnten diese beschließen, was sie in ihrem Interessefür nötig hielten; aber noch immer bedurften die gefaßten Beschlüsse der Zustimmung derGemeinde. Um diesen lästigen Zwang zu entfernen, erfand man ein eigentümliches Mittel, welcheswir einen plumpen und ungeschickten Betrug nennen würden, wenn er - nicht gelungen wäre.Es war nämlich bei den Christen Gebrauch geworden, jede Versammlung mit der Bitte an Gott zueröffnen, daß er die Anwesenden durch seinen Geist erleuchten und bei ihren Beratungen leitenmöge. Diese Sitte wurde auch bei der Eröffnung <strong>von</strong> Kirchenversammlungen beobachtet, und nunerzeugten die Bischöfe bei den nur zu gläubigen Christen den Wahn, daß durch dieses Gebet derHeilige Geist auch stets veranlaßt werde, bei der Synode gleichsam den Vorsitz zu führen, so daßalle ihre Beschlüsse als Aussprüche des Heiligen Geistes, also Gottes selbst, zu betrachten wären,die der Bestätigung nicht bedürften! Durch diese List waren die christlichen Gemeinden um denletzten Rest ihrer Freiheit gebracht und der eigennützigen Willkür der Bischöfe preisgegeben.Nachdem diese einmal so weit gekommen waren, gingen sie in ihren Anmaßungen immer weiter,und es kam bald eine Zeit, wo die vor kurzem noch so ehrwürdigen Vorsteher der christlichen Gemeindengrößtenteils die eigennützigsten, schamlosesten und verworfensten Menschen waren. "Ausden hölzernen Kirchengefäßen wurden goldene, aber aus den goldenen Bischöfen wurden hölzerne."Als Kaiser Konstantin die christliche Religion zur Staatsreligion machte, erlitten alle Verhältnisseder christlichen Kirche eine bedeutende Veränderung. Die Kaiser betrachteten sich selbst als Ober-
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