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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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187Diese Untersuchung hatte noch eine andere Entdeckung zur Folge. Ein sechzehnjähriger Knabekam zu Ammann und entdeckte ihm, daß der Prior der Karthause zu Ittlingen im Thurgau mit ihmnoch weit schändlichere Dinge getrieben, als sie Schär und Eisenring zur Last gelegt wurden. Erhabe, durch den Prior beschwichtigt, nicht geglaubt, eine so große Sünde zu begehen, aber jetzt seiihm die Sache klar, da jene beiden dafür zum Zuchthaus verurteilt wären.Ähnliche Tatsachen würden ans Tageslicht kommen, wenn wir einmal <strong>von</strong> den Klöstern andererLänder so genaue und offenherzige Schilderungen erhielten, wie sie uns Ammann und Rafaelo Ciocci<strong>von</strong> der Schweiz und <strong>von</strong> Rom geliefert haben. Es ist durchaus kein Grund vorhanden, anzunehmen,daß die Mönche in anderen Gegenden sittenreiner sind, denn dieselben Ursachen erzeugengewöhnlich auch dieselben Wirkungen, höchstens mit einigen, in der Hauptsache nichts änderndenVariationen.Und solchen Männern sollen wir unsere Kinder zur Erziehung anvertrauen!? Haben die Regierungennicht den Mut und den Willen, das Volk zu befreien, so muß sich jeder Familienvater selbsthelfen. Die Zeiten haben sich wesentlich geändert, und keine Regierung wagt es mehr, die Untertanenin die Kirche zu treiben oder sie zu zwingen, zur Beichte zu gehen. Übt sie auch noch einenZwang aus auf solche Bürger, die Staatsdienste suchen, so sollten doch wenigstens diejenigen, welcheihre eigenen Herren sind, ihr Haus gegen den Einfluß liederlicher, scheinheiliger Pfaffen bewahrenund durch vernünftige Lehren im Hause den in der Schule erhaltenen Unterricht unschädlichmachen, wenn die Regierung nämlich darauf besteht, den Besuch sogenannter konfessionellerSchulen zu erzwingen. Wenn das Volk es ernstlich verlangt, wird nicht nur die Schule <strong>von</strong> demEinfluß der Kirche befreit werden, sondern der Staat wird auch aufhören, sich um die Religion seinerUntertanen weiter zu bekümmern, als es zum Schutze der kein Gesetz verletzenden Ausübungder verschiedenen Religionen nötig ist.Werft zunächst die Pfaffen aus den Häusern und aus den Schulen und den unvernünftigen Glaubenaus dem Herzen - das weitere findet sich <strong>von</strong> selbst.Der BeichtstuhlMensch bleibt Menschund ein Pfaffe vorzüglich.Eine der sinnreichsten und verderblichsten Erfindungen der römischen Kirche ist die Ohrenbeichte.Mit Hilfe derselben hat sie lange die Welt regiert ohne große Kosten und Beschwerden. Über denhohen Wert derselben herrscht nur eine Stimme, und selbst der Ketzer Marnix <strong>von</strong> St. Aldegondemeinte schon vor dreihundert Jahren, daß dieselbe der Kirche nehmen, ihr die Augen ausstechenheiße. Er sagte nämlich: - "denn diese Ohrenbeichte ist ihr unzweifelhaft ein Paar Augen wert: nämlichdas eine braucht sie, um alle Heimlichkeiten und verborgenen Anschläge aller Könige undFürsten dieser Welt zu erfahren, wodurch sie in den friedlichen Besitz aller Regierungen und Herrschaftengekommen ist. Das andere gebraucht sie, um damit in den Busen der jungen Mädchen undbetrübten Frauen zu sehen und zu tasten und dadurch ihre Heimlichkeiten zu ergründen und zu erfahrenund ihnen danach solche liebe Buße aufzuerlegen, daß ihre geängstigten Gewissen getröstetund ihre Herzen merklich erleichtert werden.O, wie manchmal haben die heiligen Pfaffen und Mönche den betrübten und unfruchtbaren Weibchenin ihrer Ohrenbeichte so guten Rat gegeben, daß sie dadurch bald fröhliche Mütter gewordensind und <strong>von</strong> derselben Zeit an zu ihren heiligen Beichtvätern solche innige Liebe wie zu ihren eigenenMännern selbst bekommen haben."ich habe schon in den vorhergehenden Kapiteln hin und wieder <strong>von</strong> der Beichte geredet. Ich willmir nicht die unnütze Mühe geben zu beweisen, daß die Ohrenbeichte ihre Rechtfertigung nicht in

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