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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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nachweisen läßt, weshalb es die Päpste auch nicht dulden wollen, daß dieselbe <strong>von</strong> den Katholikengelesen wird.77Die Apostelgeschichte geht bis in das Jahr 61 nach Christi Geburt. Nach der Erzählung der päpstlichenGeschichtsschreiher ist Petrus schon über 20 Jahre früher nach Rom gekommen; aber dieApostelgeschichte, die doch am Anfang so viel und so weitläufig <strong>von</strong> Petrus spricht - sagt <strong>von</strong> dieserso wichtigen Reise kein Wort!Ganz sicher ist bewiesen, daß Paulus in Rom war und hier unter dem Kaiser Nero zwischen denJahren 66-68 den Märtyrertod erlitt, zugleich mit Petrus lügen die päpstlichen Geschichtsschreiberhinzu. Paulus war zwei Jahre in Rom und schrieb <strong>von</strong> dort Briefe an verschiedene christliche Gemeinden,in denen er mehrere seiner Freunde und Anhänger nennt; aber <strong>von</strong> Petrus schreibt er keinWort!Wäre dieser Bischof in Rom gewesen, so hätte es Paulus gar nicht umgehen können, <strong>von</strong> ihm zureden, sei es auch nur, um sich über ihn zu beschweren, daß er ihn nicht in seinem Werk unterstützte,denn er sagt ausdrücklich, daß diejenigen, die er nennt, sind allein meine Gehilfen am ReicheGottes, die mir ein Trost geworden sind" (Kolosser 4, 7-15). Also "Paulus schreibt da<strong>von</strong> nichts",daß Petrus jemals in Rom war.Doch wenn dieser auch, ganz gegen seinen Beruf als Apostel, 25 Jahre Pfarrer einer Anzahl armer,verfolgter Christen in Rom gewesen wäre, folgt dann daraus, daß die nachherigen Bischöfe <strong>von</strong>Rom ein Recht hatten, mit Völkern, Kaisern und Königen wie mit Lumpengesindel umzuspringen?- Möchten sich die Päpste immerhin Nachfolger Petri oder Pauli nennen, allein auch nicht mehrAnsprüche machen als diese!Wo Petrus gestorben ist, weiß man zum Glück für die Päpste nicht, und so konnten diese eine schönerührende Geschichte erfinden, die gar keine historische Begründung hat. Nach ihrer Erzählungwurde Paulus als römischer Büger nur enthauptet; allein der Jude Petrus wurde gegeißelt und danngekreuzigt, - den Kopf nach unten, wie er es - nach der Legende - aus Demut und zum Unterschiedemit Christus verlangte. In dieser Demut sind die Päpste nicht seine Nachfolger!Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Gemeinde der Christen zu Rom zur Zeit, als Paulus dort war,noch nicht so groß, daß sie eines eigenen Aufsehers bedurfte, und <strong>von</strong> einem Bischof im späterenSinn kann vollends nicht die Rede sein. Das Verdienst, die christliche Gemeinde zu Rom gestiftetzu haben, gebührt also unbedingt dem Paulus; dem Petrus aber auf keinen Fall.Alle Ansprüche also, welche die sich Päpste nennenden römischen Bischöfe darauf gründeten, daßsie Nachfolger Petri wären - zerfallen demnach in nichts. - Ursprünglich waren diese Peterlügen<strong>von</strong> ihnen nur deshalb erfunden worden, weil sie dadurch bewirken wollten, daß ihre Stimme beiKirchenStreitigkeiten als entscheidende gelten sollte. Als sie dies erst durchgesetzt hatten, griffensie weiter, denn l'app~tit vient mangeant.Konsequenterweise beginnen die Päpste ihre Reihe mit Petrus. Nach ihm nennt man eine Mengezum Teil völlig erdichteter Namen, um nur die Lücken auszufüllen; denn die frühere Geschichte derrömischen Bischöfe ist noch dunkler als die der römischen Könige. Es ist zwecklos, diese HerrenStadtpfarrer, denn anderes waren sie nicht, namentlich aufzuführen; ich will mich damit begnügen,nur diejenigen näher zu beleuchten, welche die größeren Schritte taten, dem Gipfelpunkt näherzukommen,nach welchem alle strebten.Die Reihen der römischen Kaiser, die der asiatischen Despoten, kurz, keine Fürstenreihe der Welt -ja nicht einmal die Schreckenskammer der Madame Toussaut in London bieten solche moralischenUngeheuer dar als die Reihe der Päpste, die sich die Statthalter Gottes nennen. - Aber sie mochtenes noch so arg treiben, den verdummten Menschen gingen die blöden Augen nicht auf. Fürsten und

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