St. Adalbert, der sogenannte Apostel der Preußen, war Bischof <strong>von</strong> Prag und ein ganz guterMann, dem es nur an Verstand fehlte. Was er eigentlich für ein Landsmann war, weiß ich nicht;aber ich vermute ein Deutscher, denn er war so demütig, daß er am Hofe seines Freundes Kaiser<strong>Otto</strong> 11. den Hofleuten heimlich die Stiefel putzte.Ihn gelüstete sehr nach der Märtyrerkrone, und er schlug allerdings, obwohl aus heiliger Einfalt,den allerkürzesten Weg dazu ein, sie auf das schleunigste zu erlangen. Er zog mit zwei GefährtenPsalmen singend durch das Land der wilden heidnischen Preußen. Dies wilde Volk hielt ihn anfangsgar nicht für einen Heiligen, sondern für einen Verrückten und wurde in diesem Glauben nochbestärkt, als Adalbert auf ihre Götterbilder schimpfte, ja, sie wohl gar verunehrte und ihnen dafürKreuz, Hostie, Marienbilder und anderen römisch-christlichen Hausbedarf anbot. Als die Preußenihn auslachten, schimpfte er auf die Verstockten und wurde zornig, und ehe er sich dessen versah,steckten ihm sieben heidnische Wurfspieße im heiligen Leibe, die ihn zum Märtyrer machten.Bruno, einem Benediktiner aus Magdeburg, ging es einige Jahre später nicht besser; die Preußenschlugen ihn nebst achtzehn seiner Gefährten ebenfalls tot.Ebenso wichtig als Beförderer des Klosterwesens und als Heiliger, aber bei weitem wichtiger undbedeutender als Mensch ist der heilige Bernhard. Luther sagt <strong>von</strong> ihm: "War je ein wahrer, gottesfürchtigerMönch, so war es Bernhard; seinesgleichen ich niemals weder gehört noch gelesen habe,und den ich höher halte, denn alle Mönche und Pfaffen des ganzen Erdbodens."Bernhard stammte aus einer altadeligen burgundischen Familie und wurde 1091 zu Fontaines beiDijon geboren. Er war ein Schwärmer, aber ein durchaus edler Mensch, dem es wahrer Ernst war,die verdorbenen Geistlichen und die Menschen überhaupt zu bessern. Er quälte seinen Körper aufgrauenhafte Weise, indem er mit seinen Mönchen oft nur <strong>von</strong> Buchenblättern und dem elendstenGerstenbrote lebte. Genoß er einmal zur Stärkung seines geschwächten Magens etwas Mehlbrei mitÖl und Honig" dann weinte er bitterlich über diese Schwachheit.Seine Frömmigkeit und sein scharfer Verstand erwarben ihm bald einen bedeutenden Ruf. Als ereinst in Mailand einzog, waren ihm Hände und Arme geschwollen <strong>von</strong> den Küssen, mit denen ihndie zudringlichen Gläubigen überdeckten. Er hätte Erzbischof, ja Papst werden können, er schlugalle Würden aus; aber als einfacher Bruder <strong>von</strong> Citeaux übte er den bedeutendsten Einfluß aus. Erschlichtete Streitigkeiten zwischen Päpsten und Königen, zwischen Fürsten und ihren trotzigen Vasallen,und der wildeste Kriegsmann zitterte vor dem gewaltigen Mönch. Weder Kaiser noch Papstwagten es, in Bernhards Kloster Citeaux einzureiten, sie gingen demütig zu Fuß.Er war die Seele des zweiten der Kreuzzüge - dieser großartigen Narrheit, die sieben MillionenMenschen das Leben kostete, die aber aus religiösem Eifer <strong>von</strong> Bernhard gefördert wurde. Selbstüber die hartnäckigsten Widersacher siegte seine Beredsamkeit, wie zum Beispiel über Kaiser KonradIII., der in Speyer seinen Kaisermantel ablegte und den Heiligen auf seinen Schultern durch dasGedränge trug. Seine verführerische Zunge entvölkerte die Städte <strong>von</strong> Männern, so daß in manchenkaum einer für sieben Weiber zurückblieb, denn "alles, was die Wand bepißt", nahm das Kreuz.Der heilige Bernhard verdiente ein eigenes Buch, und ich werde später noch hier und da mancheszu erwähnen haben, was seine Verdienste besser ins Licht setzt. Hier will ich nur noch einige Wunderanführen, welche ihm die Legende zuschreibt und ohne welche er schwerlich in den Heiligenkalendergekommen wäre, trotz all seiner Verdienste.Die Erzählungen <strong>von</strong> den Siegen über den Teufel, welche er durch die Kraft seines Gebetes errang,sind unzählbar. Sein Gebet war aber auch so innig, daß er Steine erbarmte. Einst machte sich einsteinerner Christus vom Kreuze los und stieg herab, um den frommen Beter zu umarmen. Ein steinernesMarienbild ging noch weiter. Es reichte dem Heiligen die Brust, und dieser trank aus demStein die süßeste Frauenmilch! Es ist diese Güte der heiligen Mutter Gottes um so mehr zu bewun-48
49dern, als St. Bernhard sie eigentlich immer schlecht behandelte und nicht einmal an ihreJungfrauschaft glauben wollte! Als er einst in den Dom zu Speyer trat, grüßte er das dort befindlicheMarienbild: "Sei gegrüßt, o Königin1" Wie erstaunten die Anwesenden, als die geschmeichelteund angenehm überraschte steinerne Mutter Gottes die steinernen Lippen öffnete und ausrief: "Wirdanken dir schön, unser lieber Bernhard", aber noch verwunderte man sich, als der verdrießlicheHeilige die Worte des Apostels zurückbrummte: "Weiber schweigen in der Versammlung."Bernhard starb 1153. Er erschien seinen Mönchen mehrmals verklärt im Himmelsglanz, aber - undSpötter sollten sich das ad notam nehmen - in der Mitte seines Leibes war ein unangenehmer Makel,eben weil er an die makellose Jungfrauschaft der Mutter des Jesukindleins nicht hatte glaubenwollen.St. Bernhard selbst hatte 160 Klöster angelegt, die eine zahlreiche Nachkommenschaft hatten, dennschon zehn Jahre nach des Heiligen Tod gab es 500, und hundert Jahre später gegen 2000 Bernhardiner-oder Zisterzienserklöster. Die Mönche dieses Ordens zeichneten sich lange Zeit vor allenandern durch Arbeitsamkeit und Sittenreinheit aus, so daß Könige und Fürsten in die Gemeinschaftdesselben traten.Den Segen, den diese Mönche und die Benediktiner dem rohen Mittelalter hätten bringen können,vernichteten die nun bald entstehenden Bettelorden, welche knechtische Unterwerfung der Vernunftunter den blindesten Glauben lehrten und damit die zügelloseste Sittenlosigkeit zu verbinden wußten.Sie verbreiteten eine dicke geistige Finsternis über die Erde, welche die Päpste und ihre Verbündetenso sehr zu schätzen wußten, daß sie auf das sorgfältigste bemüht waren, dieselbe bis aufden heutigen Tag zu erhalten.Die Idee der Bettelorden entsprang in dem Gehirn Johannes Bernardoni, eines verdorbenen Kaufmannssohnesaus Assisi in Umbrien. Er ist bekannt unter dem Namen des heiligen Franz <strong>von</strong> Assisioder des seraphischen Vaters. - Da der junge Mann zum Kaufmann nichts taugte, so wurde er Soldat,geriet in Gefangenschaft und verfiel in eine schwere Krankheit. Als er genas, war er - ein Heiliger!Das heißt vorläufig nur ein simpler Narr, der sich unter Bettlern und Aussätzigen umhertrieb,ihre Geschwüre küßte, sich mit ihren Lumpen kleidete und seinen Vater bestahl, um das Gestohlenezum Ausbau einer verfallenen Kirche zu verwenden. Der Bischof <strong>von</strong> Assisi nahm den Dümmlingin Schutz, und bald zog er im Lande umher, bettelnd für den Bau der eben erwähnten Kirche. DieKollekte fiel so reichlich aus, daß er auf den Gedanken geriet, einen Bettelorden zu stiften. PapstHonorius sagte zwar <strong>von</strong> ihm: "Ihr seid ein Einfaltspinsel", aber Papst Innonenz III., dazu durcheinen Traum veranlaßt, bestätigte die <strong>von</strong> Franz aufgesetzte Mönchsregel, die er doch anfangs eineRegel für Schweine, aber nicht für Menschen genannt hatte.Anfangs wurde Franz verspottet und verhöhnt, aber in der Zeit <strong>von</strong> drei bis vier Jahren stieg der Rufseiner Heiligkeit so sehr, daß ihm, wenn er einer Stadt nahte, Geistlichkeit und Volk feierlich entgegenkamenund mit allen Glocken geläutet wurde (1211).Seine Regel verbot es strenge, ein Eigentum zu haben, und die äußerste Demut war den MönchenGesetz. "Die Almosen", sagte Franz, "sind unser Erbe, Almosen unsere Gerechtigkeit, das Bettelnunser Zweck und unsere Königswürde! Die Schmach und Verachtung unsere Ehre und unser Ruhmam Tage des Gerichts."Er ging selbst mit dem Beispiel voran, denn er war demütig wie ein Hund. Je mehr ihn die Gassenjungenverhöhnten, desto lieber war es ihm, und ganz vergnügt war er, wenn sie ihn gar mitSchmutz warfen. Aus lauter Demut ließ er sich oft mit Füßen treten. Wenn er in Assisi umhergingund bettelte, so steckte er alles Eßbare, das er erhielt, in einen Topf, und wenn ihn hungerte, solangte er zu und aß <strong>von</strong> dem ekelhaften Gemisch. Einst wurde Franz <strong>von</strong> einem Kardinal zu Tischegeladen; er ließ jedoch alle Gerichte unberührt und aß zum Ekel der delikaten Gäste den Schweinefraß,den er gesammelt hatte.
- Seite 2 und 3: 2InhaltAus der Vorrede zur ersten A
- Seite 4 und 5: Entfernte Textstelle:4Überall renn
- Seite 6 und 7: 6bens. Kardinal Johann, ein Englän
- Seite 8 und 9: 8Sind Regierungen so verblendet, da
- Seite 10 und 11: 10Einige wohlmeinende Freunde sprac
- Seite 12 und 13: 12Für die gebildeten Klassen der G
- Seite 14 und 15: Auch der Wechsel der Jahreszeiten m
- Seite 16 und 17: dem diese sie dazu gebrauchten, den
- Seite 18 und 19: 18ausgeglichen werden kann und sehe
- Seite 20 und 21: Eigentliche Wunder, das heißt Ding
- Seite 22 und 23: andere Körper; denn wenn auch das
- Seite 24 und 25: deter der Verstand eines Menschen i
- Seite 26 und 27: 26Katholische Priester, welche von
- Seite 28 und 29: 28anerkannt werden, so mußte er Ha
- Seite 30 und 31: 30Wenn wir als wahr annehmen, daß
- Seite 32 und 33: 32daß sich die Götter unter die M
- Seite 34 und 35: 34zerstreut und mit ihnen die Chris
- Seite 36 und 37: genügen, nur in leichten Umrissen
- Seite 38 und 39: 38häupter derselben; sie beriefen
- Seite 40 und 41: 40Der Übergang zu dem Gedanken, da
- Seite 42 und 43: daß überall Geschwüre hervorbrac
- Seite 44 und 45: 44Die ganze Gegend, in welcher ein
- Seite 46 und 47: Zeit in der syrischen Wüste und sc
- Seite 50 und 51: 50Die Tiere hatte er sehr lieb und
- Seite 52 und 53: 52Eine höchst merkwürdige Antipat
- Seite 54 und 55: 54Ärger konnten die Pfaffen die ch
- Seite 56 und 57: 56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
- Seite 58 und 59: der Nachgeburt genossen hätten! -
- Seite 60 und 61: 60kuriose Spielereien und Abwege, s
- Seite 62 und 63: 62Schachtel; eine Flasche voll ägy
- Seite 64 und 65: 64ziemlich ernsthaft den Pater Guar
- Seite 66 und 67: jemals bezahlt wurde. - Der Papst u
- Seite 68 und 69: 68Es ist ordentlich spaßhaft zu se
- Seite 70 und 71: 70Leo X. fand es vorteilhaft, den A
- Seite 72 und 73: 72Er blieb bei dem "Gotteskasten" s
- Seite 74 und 75: Die Statthalterei Gottes in Rom74"A
- Seite 76 und 77: 76Stolz, Herrschsucht und Geldgier
- Seite 78 und 79: 78Völker ließen sich von diesen e
- Seite 80 und 81: 80Selbst im Abendland, wo doch der
- Seite 82 und 83: 82Martinus wagte es, den Befehlen d
- Seite 84 und 85: sondern begleitete ihn selbst zu Fu
- Seite 86 und 87: 86fällt? Wir kennen dich nicht und
- Seite 88 und 89: 88Der Strom der päpstlichen Nichts
- Seite 90 und 91: 90Man erzählt nämlich, daß zwisc
- Seite 92 und 93: auf den Mund küssen, und keiner du
- Seite 94 und 95: 94Feindin, aber barmherziger war, u
- Seite 96 und 97: ich in meinem Königreiche vor eine
- Seite 98 und 99:
98Innozenz IV. verlieh den Kardinä
- Seite 100 und 101:
100Bonifaz VIII. ist derjenige Paps
- Seite 102 und 103:
102wenn ich die Schandtaten und Ver
- Seite 104 und 105:
sich bereits seinen Bruder Dschem e
- Seite 106 und 107:
106vieren zwischen den Leuchtern du
- Seite 108 und 109:
108verstehe". Hadrian war ein hölz
- Seite 110 und 111:
110Wenn es heutzutage ein Schriftst
- Seite 112 und 113:
112Als aber der Bericht endlich fer
- Seite 114 und 115:
machen; ihr habt einen dazu gemacht
- Seite 116 und 117:
116Der erste Papst im 17. Jahrhunde
- Seite 118 und 119:
118Nachdem er einst dem Herzog von
- Seite 120 und 121:
120Kaiser Joseph II. machte mit dem
- Seite 122 und 123:
122Mit Zittern und Zagen ging Pius
- Seite 124 und 125:
124Die Unzufriedenheit im Kirchenst
- Seite 126 und 127:
126Reichstag ausgesprochene teilwei
- Seite 128 und 129:
128Teil der Geistlichen, die ich ha
- Seite 130 und 131:
verkennbaren Einfluß. Ein Unverhei
- Seite 132 und 133:
schwingen. - Der Irrtum lag in der
- Seite 134 und 135:
134ständig als Muster auf und erz
- Seite 136 und 137:
hinweg: Ich verdamme nicht das Heir
- Seite 138 und 139:
138ne Wut meine Seele ängstigte, d
- Seite 140 und 141:
140bezahlen oder unter die Armen ve
- Seite 142 und 143:
142vorzuheben. Doch treffe die Wahl
- Seite 144 und 145:
144Mehrere Anhänger Gregors, welch
- Seite 146 und 147:
146Im Jahre 1409 wurden zu Augsburg
- Seite 148 und 149:
148des Fleisches ihre Köchinnen un
- Seite 150 und 151:
150müsse man annehmen, daß er sie
- Seite 152 und 153:
152Zur Zeit der Reformation kamen u
- Seite 154 und 155:
154den! Durch die Reformation und d
- Seite 156 und 157:
156er dieser Freude einen Mönch op
- Seite 158 und 159:
158Von den unendlich vielen Beispie
- Seite 160 und 161:
Steh'n, heilige Liebe, hier alle di
- Seite 162 und 163:
162dem Hund sein Schwanzerl? Dem Hu
- Seite 164 und 165:
164Wehe dem Unglücklichen, der es
- Seite 166 und 167:
166behandeln müssen, da er in der
- Seite 168 und 169:
Rindvieh der Urheber der Geißelpro
- Seite 170 und 171:
170Die beschuhten oder graduierten
- Seite 172 und 173:
172Die in den Klöstern herrschende
- Seite 174 und 175:
174Andere, die nicht so schwärmeri
- Seite 176 und 177:
176Sein Vorgänger habe die Krankhe
- Seite 178 und 179:
178Der Hausfreund Baumanns war der
- Seite 180 und 181:
Disziplin. Doch damit war es noch n
- Seite 182 und 183:
182Allein P. Raimund tobte und verb
- Seite 184 und 185:
184müssen sie die Grundsätze lock
- Seite 186 und 187:
186Der Pater wäre zur öffentliche
- Seite 188 und 189:
188den Evangelien findet, denn die
- Seite 190 und 191:
190Schon im Jahre 428 hatte Papst C
- Seite 192 und 193:
192malen. -Auf solche Weise verfuhr
- Seite 194 und 195:
es möglich sei, im ehelichen Stand
- Seite 196 und 197:
196Nach einer mehrwöchigen Vorbere
- Seite 198 und 199:
198Die vielen Reden von fleischlich
- Seite 200 und 201:
200Cornelius opponierte und drohte
- Seite 202 und 203:
202Katharina war längere Zeit kran
- Seite 204 und 205:
204Durch die Unvorsichtigkeit einer
- Seite 206 und 207:
wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
- Seite 208:
ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu