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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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170Die beschuhten oder graduierten Karmeliter, die sich viel mit dem Studieren beschäftigten unddeshalb einige Vorrechte genossen, erhielten dennoch trotz ihrer Gelehrsamkeit bei den kleinstenVergehungen Prügel. Am allerhärtesten wurden aber die Vergehungen mit hübschen Klosterfrauenbestraft, besonders ein mit denselben begangenes Verbrechen, welches zwar nicht genannt, aber indem Orden sehr häufig vorgekommen sein muß. Schon auf den bloßen Verdacht hin, dasselbe begangenzu haben, wurde ein Mönch, ohne Hoffnung auf Milderung und Barmherzigkeit zu haben,mit ewigem Gefängnis bestraft, und zwar: um dort erbärmlich gequält zu werden, wie der Beisatz inden Statuten lautet.Nicht so streng scheint man indessen dergleichen Vergehungen genommen zu haben, wenn sie mitnichtgeistlichen Frauen begangen wurden, und die Mönche trugen Sorge, daß solche in der Nähewaren. Besonders scheinen die Weiber der Klosterdiener, die in den Wirtschaftsgebäuden, der sogenanntenVorstadt wohnten, eine große Anziehungskraft für die heiligen Väter gehabt zu haben,und einen besonderen Wert hatten diejenigen Weiber, welche keine Kinder bekamen oder in derKlostersprache "steriles" (Unfruchtbare) waren. - Der bekannte Schriftsteller Karl Julius Weberwohnte einst einer Unterhaltung bei, welche ein Domherr mit seiner Köchin hatte, die <strong>von</strong> ihm einenhöheren Lohn forderte. Der Domherr wollte nicht einsehen, warum sie mehr verlange als eineandere; allein sie machte ihre Vorzüge geltend und rief mit Selbstgefühl: "Ja, ich bin aber aucheine Sterelise!"Der Orden <strong>von</strong> Fontevrauld war ein kurioser Orden. In dem Kloster lebten Mönche und Nonnenzusammen, die oft beieinander schlafen mußten, um Versuchungen gewaltsamerweise und einzig zudem Zwecke herbeizuführen, sie desto glorreicher zu überwinden. Die Regel dieses Ordens fand soviele Liebhaberinnen, daß nicht selten zwei- bis dreitausend Nonnen im Kloster waren. Da dieSchwangerschaften gar zu häufig vorkamen, mußte die Zucht etwas strenger eingerichtet werden.Dieses Kloster zu Fontevrauld oder Eberardsbrunnen hatte fünfzig Mönchsklöster unter sich. Besonderszahlreich war aber die Zahl der Novizen im Stammhause, und meistens führten hier fürstlicheoder andere vornehme Damen das Regiment, denn dieser Orden hatte das Eigentümliche, daßhier das männliche Geschlecht dem weiblichen untergeben war.Das Geißeln an einem jungen Frater oder Novizen war für die Damen ein Hauptvergnügen undwurde höchsteigenhändig vollzogen und am liebsten der "unteren Disziplin" der Vorzug gegeben.Oft ließen sich beide Teile - Mönche und Nonnen - zusammen disziplinieren; die Nonnen vomBeichtvater und die Mönche <strong>von</strong> der Äbtissin.Die verbesserten Regeln des Zisterzienserordens waren besonders beim weiblichen Geschlecht mitdem Geißeln sehr freigebig. War eine Nonne gestorben, dann mußten die Schwestern sich nochviele Wochen lang zum Heil der Seele der Toten den Hintern zerhauen. Dies Geißeln zum Heil derarmen im Fegefeuer schwitzenden Seelen fand in vielen Nonnenklöstern statt, und auch in Leyden,wie uns der gelehrte, aber etwas derbe Marnix Herr <strong>von</strong> St. Aedegonde in seinem "Bienenkorb"folgendermaßen erzählt:"Noch vber alle dise heylsame hülffmittel, haben die liebe andächtige Schwestern zu Leyden inHolland, vnd in allen Regularissenklöstern, noch etwas gefunden, das sehr artig ist. Den zwischenRemigy und aller Heyligentag, nachdem man die Vigilien <strong>von</strong> neun Lektionen sehr andächtig hatgesungen, so geht jhre Frau Mater inn eyn finster Kellerlein, mit eyner Ruten inn der hand, ynnd dakommen die Schwesterlein, eyne vor, die ander nach, mit dem hintern bloshaupts, ja etliche auchwol gantz Mutternackend, vnnd legen sich für sie, vnnd empfangen die selige Disziplin oder züchtigungfür die Seelen im Fegfeuer. Dann als manchmal sie zehen streich empfangen, so mancheSeelen fliegen knapp in schnapps dem Himmel zu, wie die Küe in eyn Mäusloch. Ist das nicht köstlichDing, mit Nonnenärssen die Seelen aufplasen? Ei der kräfftigen Nonnenfürz, welche so feineBlaßbälg inns Fegfeuer geben! Ich denk, die andern Nonnen, Beginen und Schwestern werdens jnenauch nach thun müssen, vnnd soll allein wolstandshalben geschehen; auch das es der Pater oftmals

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