daß überall Geschwüre hervorbrachen, die so entsetzlich stanken, daß es niemand in seiner Näheaushalten konnte.Dieser Simeon glaubte immer, daß er sich noch nicht genug quäle, und erfand daher etwas ganzNeues oder was wenigstens <strong>von</strong> den Christen noch nicht angewandt wurde, da Anbeter der großenGöttermutter, der Kybele, in Syrien Ahnliches getan hatten. Simeon stellte sich nämlich auf dieSpitze einer Säule und blieb hier jahrelang stehen. Die erste Säule, die er zu diesem Zwecke benützte,war nur vier Ellen hoch, aber je höher sein Wahnsinn stieg, desto höher wurden auch seineSäulen. Als seine Tollheit den Gipfelpunkt erreicht hatte, war seine Säule vierzig Ellen hoch; aufdieser stand er dreißig Jahre ! Wie er es eigentlich anfing, nicht herunterzufallen, wenn ihn derSchlaf überkam, ist schwer zu begreifen; allein wahrscheinlich gewöhnte er sich, stehend zu schlafenwie Pferde und Esel. Eine seiner Lieblingsunterhaltungen war es, sich beim Gebet bis auf dieFüße zu bücken. Er muß noch einen geschmeidigeren Rücken gehabt haben als irgendwelcheKammerherrn, denn ein Augenzeuge berichtete, daß er bis 1244 solcher Bücklinge gezählt habe, derHeilige aber noch unendlich lange in seiner frommen Turnübung fortgefahren sei.Sirneon brachte es dahin, daß er vierzig Tage hungern konnte! Als seinem ausgemerkelten Körperendlich die Kraft zum Stehen fehlte, ließ er auf seiner Säule einen Pfahl errichten und sich an denselbenmit Ketten in aufrechtstehender Stellung befestigen.Diese Säulentollheit fand viele Nachahmer, besonders im warmen Morgenlande. Im Abendlande istnur ein Säulenheiliger bekannt, und die fromme Stadt Trier hat den Ruhm, daß er einer ihrer Söhnewar. Der damalige Bischof war aber noch nicht so tief in den Geist der römischen Kirche eingedrungenwie Herr Bischof Arnoldi, der vor etwa zwanzig Jahren den angeblich ungenähten RockJesu für Geld zeigte, denn sonst würde er nicht die Säule haben umstürzen und den Narren - ichmeine den Heiligen - zur Stadt hinausjagen lassen.Da es das höchste Ziel aller dieser für ihre Seligkeit sich quälenden Toren war, "die Natur mit Füßenzu treten" und jede "vom Fleische" stammende Regung zu unterdrücken, so wurde denn natürlichauch der Geschlechtstrieb als höchst unchristlich verdammt und bekämpft. Der Kampf mit diesemmächtigsten der Triebe kostete aber die allergrößte Mühe und hatte, wie wir noch in der Folgesehen werden, die allerverderblichen Folgen für die sich Christen nennende Menschheit.St. Hieronymus (geb. 330 und gest. 422) erzählt ganz kalt, daß dieser Kampf mit der Natur Jünglingenund Mädchen Gehirnentzündungen und oft Wahnsinn zugezogen habe. Die armen Narren, dieihren Leib kasteiten, um den Unzuchtsteufel in sich zu demütigen, wußten ja nicht, daß sie dadurchdas Übel nur ärger machten, denn der Teufel - der bekanntlich überall seine Hand im Spiel hat -führte ihnen die üppigsten Bilder vor die Phantasie.Einige bestrichen, um sich den Kampf zu erleichtern, ihre rebellischen Glieder mit Schierlingssaft,und andere machten der Sache völlig ein Ende, indem sie die Wurzel des Übels ausrotteten. Dannhörte freilich alles auf, auch die Versuchung, und wenn ein Verdienst im Überwinden liegt, auchdas Verdienst. Der sonst so vernünftige Kirchenvater Origenes tat dies ebenfalls; aber seine Tat warkeineswegs originell, da heidnische Priester der Kybele diese unangenehme Operation ziemlichhäufig mit sich vornahmen. Leontius, ein Priester zu Antiochien, Jakobus, ein syrischer Mönch, undnoch viele andere unter den Priestern und Laien folgten diesem Beispiel, was daraus hervorgeht,daß ein Gesetz gegen die Kapaunirwut gegeben werden mußte. Nun, Gott sei Dank, vor der Rückkehrdieses Fanatismus sind wir sicher!Andere, welche sich zu einer solchen Radikalkur nicht entschließen konnten oder auch durch ihreFrömmigkeit da<strong>von</strong> abgehalten wurden, litten Höllenqualen. Den heiligen Pachomius trieb das innerlicheFeuer in die Wüste, weil er es hier leichter zu ersticken meinte als in der Welt, wo sovielzweibeiniger Zündstoff umherläuft. Er kämpfte oft mit sich, ob er seinen entsetzlichen Qualen nichtdurch den Tod ein Ende machen solle. Einst legte er sich nackt in eine Höhle, welche <strong>von</strong> Hyänen42
ewohnt wurde. Diese Bestien beschnupperten ihn, ließen ihn aber ungefressen liegen, wahrscheinlichweil sie ihm anrochen, daß er ein Heiliger war.43Eines Tages gesellte sich zu dem geplagten Manne ein schönes äthiopisches Mädchen, setzte sichauf seinen Schoß und reizte ihn so sehr, daß er wirklich glaubte zu tun, was jeder nicht so heiligeMann in seiner Lage unfehlbar getan haben würde. Als das Entsetzliche geschehen war, ging es ihmwie manchem andern nach ähnlichen Vorfällen; er erkannte jetzt, wer seine Hand dabei im Spielhatte, und gab dem schönen Mädchen als Dank eine ungeheure Maulschelle. Und seine Vermutungwar richtig; das Mädchen war der Teufel in eigener Person, denn Pachomius' Hand stank <strong>von</strong> derBerührung ein ganzes Jahr lang so entsetzlich, daß er fast ohnmächtig wurde, wenn er sie der Nasezu nahe brachte.Ärgerlich darüber, daß ihn der Teufel so erwischt hatte, rannte er in der Wüste umher. Er fand eineAspis oder kleine Brillenschlange und setzte sie in seiner Wut gleich einem Blutegel an das Glied,welches Origenes sich abschnitt. Aber die Schlange war ebenso ekel wie die Hyäne und wollte nichtanbeißen. Pachom hielt dies für ein Wunder, und eine innere Stimme sagte ihm, daß er nun Ruhehaben sollte, und somit scheint ihn das Teufelsmädel kuriert zu haben.Mit Mystizismus vereinigte Dummheit und daraus entstehende Schwärmerei stecken an undverbreiten sich wie Pest und Cholera. Die ganze Christenheit wurde <strong>von</strong> dieser asketischenSchwärmerei ergriffen. Ganze Scharen rannten in die Wüste, so daß sich die Heiligen auf die Füßetraten und genötigt wurden, ungeheure Gemeinschaften - Klöster - zu bilden.St. Pachomius, der eigentliche Stifter derselben, hatte in dem seinigen vierzehnhundert Mönche undführte noch über siebentausend andere die Aufsicht. Im vierten Jahrhundert gab es in Ägypten wenigstenshunderttausend Mönche und Nonnen; denn daß die leicht erregbaren und verrückt zu machendenWeiber <strong>von</strong> dieser Tollheit nicht frei blieben, kann man sich leicht denken. In den gut gelegenenWüsten fing es an, an Platz zu fehlen, und man schaffte sich künstliche Wüsteneien, dasheißt Klöster in den Städten. Die Stadt Oxyrrhinchus hatte mehr Klöster als Wohnhäuser und inihnen beteten und arbeiteten nicht weniger als dreißigtausend Mönche und Nonnen.Die Heiden mochten spotten, soviel sie wollten, um dieses heilige Feuer auszulöschen; es gelangihnen nicht, denn die geachtetsten Kirchenlehrer priesen das Mönchs- und Einsiedlerleben überalles und nannten es den geraden Weg in das Paradies. Die heiligsten Bande der Natur wurden zerrissen.Jünglinge verließen ihre Bräute, wie der heilige Alexius, der in der Brautnacht in die Wüsterannte. Ammo las seiner Braut die Briefe des Paulus an die Korinther vor! Die Braut wurde dadurchso begeistert, daß sie mit Ammo in die Wüste lief und hier gemeinschaftlich mit ihm eine elendeHütte bezog, wo sie lebte - keusch wie eine Henne, die mit einem Hunde zusammenwohnt.Johannes Colybita, der Sohn angesehener Eltern, wurde ebenfalls in der Brautnacht <strong>von</strong> dem frommenKanonenfieber gepackt; er floh die Versuchung und ging in die Wüste. Das unüberwindlicheHeimweh trieb ihn in die Vaterstadt zurück. Hier lebte er siebzehn Jahre als elender Bettler in einerHundehütte, die er neben die Wohnung seiner um ihn trauernden Eltern gestellt hatte, denen er sicherst in seiner Todesstunde zu erkennen gab. Dies waren die Früchte der Lehren solcher Männer wieSt. Hieronymus, der sagte: "Und wenn sich deine jungen Geschwister an deinen Hals werfen, deineMutter mit Tränen und zerstreuten Haaren und zerrissenen Kleidern den Busen zeigt, der dich ernährthat, dein Vater sich auf die Türschwelle legt, stoße sie mit Füßen <strong>von</strong> dir und eile mit trockenenAugen zur Fabne des Kreuzes."Sehr viele trieben auch die Eitelkeit und der Ehrgeiz zum asketischen Leben, denn die Einsiedlerund Mönche standen im höchsten Ansehen. Kamen sie in eine Stadt, so wurden sie im Triumphempfangen, und zogen sie bei einer solchen vorbei, dann strömten Tausende zu ihnen heraus, umsich ihren Rat und ihren Segen zu erbitten.
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