Disziplin. Doch damit war es noch nicht genug, es trafen sie noch eine Menge anderer Strafen,darunter auch die Degradation <strong>von</strong> dem Nonnenrang zu dem einer Laienschwester.180Sie beging die Unvorsichtigkeit, einen Brief an ihre Eltern zu schreiben, in welchem sie ihnen ihregrauenvolle Lage schilderte und auf rührendste Weise um Hilfe bat. Der Brief wurde abgefangenund sie gezwungen, einen andern lügenhaften abzuschicken, den ihr der Pater Olympius in die Federdiktiert hatte. Für das Verraten <strong>von</strong> Klostergeheimnissen an Laien erhielt sie abermals eine derbeGeißelung und wurde vier Wochen lang in den Turm gesperrt, wo sie einen Tag um den andernWasser und Brot erhielt.Ihre Lage verschlimmerte sich noch, als die Abtissin starb und ihre Hauptfeindin, die Priorin, anderen Stelle kam. Vergeblich bat Magdalena um Rückgabe des schwarzen Nonnenschleiers; siemußte nach wie vor als Laienmagd Dienste in der Küche verrichten. Für jedes kleine Vergehen erhieltsie hier die Rute, und als sie einstmals bei der Feier des Psalmenfestes einen aus Blei gegossenenund fünfzig Pfund wiegenden "heiligen Geist", weil derselbe ihr zu schwer war, fallen ließ, sodaß derselbe zerbrach, erklärte dies Olympius für absichtliche Bosheit, für ein Religionsverbrechen!Die Ärmste empfing in dem neben dem Refektorium gelegenen Gefängnisse eine starke Disziplin.Um diese Zeit erhielt sie Besuch <strong>von</strong> einigen Verwandten, welche sie jedoch nur hinter der Klausursprechen durfte. Was sie gesprochen hatte, wurde untersucht, und man erklärte sie für ein gänzlichverworfenes Geschöpf. -Die Sehnsucht nach "der Welt" wurde nun in Magdalena immer mächtiger,und sie sann auf Flucht. Sie war auch so glücklich, das Freie zu gewinnen, aber später wurde sieertappt und mußte wieder in das Kloster zurückkehren, obgleich ein hoher Geistlicher, den sie umHilfe angerufen hatte, sich für sie verwendete.Pater Olympius reizte die Äbtissin zu stets neuen Verfolgungen an, und Magdalena wurde endlichzum Gefängnis auf unbestimmte Zeit verurteilt. Als man sie dorthin bringen wollte, wehrte sie sichmit der Kraft der Verzweiflung, und man mußte einen Franziskanerlaienbruder zu Hilfe rufen. -Durch diesen Widerstand erbittert, ließ ihr die Äbtissin in Gegenwart der Priorin in dem Gefängnisauf einem Bunde Stroh abermals sehr derb die Rute geben.Als einst Magdalenas Gefängnis ausgebessert werden mußte, wurde sie in ein benachbartes gebracht,in welchem die Schwester Christine nun schon dreizehn Jahre saß. Sie war zum Gerippeabgezehrt, vom Geißeln lahm und dem Wahnsinn nahe.An Festtagen wurde Magdalena zum Abendmahl in die Kirche gelassen und mußte monatlich einmalbei Pater Olympius beichten. Dieser Schurke hatte seinen Verführungsplan noch immer nichtaufgegeben und drang mit unzüchtigen Anträgen in sie; allein sie schrie um Hilfe, und der Paterstellte sich, als habe er ihr nur die Disziplin geben wollen. Um wenigstens in etwas seinem Sinnenzu genügen, befahl ihr der heilige Mann, sich zu entblößen; allein es kamen einige Schwestern herbei,bei denen er sein Betragen schlecht genug entschuldigte.Die Einkerkerung des unglücklichen Geschöpfes hatte nun unter fort-währenden Mißhandlungendrei Jahre und acht Monate gedauert, als endlich ein Schornsteinfeger, der in der Nähe ihres Gefängnissesarbeitete und ihr Gewimmer hörte, die Sache der Obrigkeit anzeigte. Es wurde vombetreffenden Ministerium sogleich eine Kommission ernannt, welche in dem St. Klarenkloster eineUntersuchung anstellte.Als man Magdalena ihre Freiheit ankündigte, weinte sie laut vor Freuden; allein die Ärmste war soelend, daß sie sich kaum bewegen konnte. Man übergab sie sogleich dem Leibarzt des Kurfürstenund dem Hofwundarzt zur sorgfältigsten Pflege.Das <strong>von</strong> beiden über den Zustand des armen Mädchens abgegebene Gutachten sprach sich dahinaus, daß die unaufhörlichen Geißelungen ihr die heftigsten Schmerzen zugezogen hätten, an denen
181sie fortwährend leide, besonders bei verhärtetem Stuhlgange, ohne daß man dies als eine Wirkungder goldenen Ader betrachten könne. Durch die lange Einsperrung ohne alle Bewegung unddurch die heftigen Schläge auf die muskulösen und tendinösen Teile der Schenkel und Füße seiendiese so entzündet, und da man bei ihr keine verteilenden Mittel angewendet habe, so hätten sichdiese Teile dermaßen verhärtet und zusammengezogen, daß sie gänzlich exstorpiert und schwerlichHoffnung vorhanden sei, sie wieder so weit zu heilen, daß sie ihre geraden Glieder wieder würdegebrauchen können.Während ihrer ärztlichen Behandlung wurde Magdalena viermal verhört, und es kamen alle imKloster verübten Schändlichkeiten an den Tag, sosehr sich auch das Pfaffengezücht schlangengleichdrehte und wand.Eine Nonne, namens Paschalia, die ebenso wie Magdalena gequält worden war, sollte wahnsinniggeworden und an einem Nervenschlage gestorben sein; aber einige <strong>von</strong> den fünf Nonnen, die denMut hatten, die Wahrheit zu gestehen, behaupteten, sie habe sich in der Verzweiflung im Gefängnisan ihrem Busenschleier erhängt. Daß man auf einen solchen Selbstmord <strong>von</strong> seiten Magdalenasebenfalls gefaßt war, ergab sich aus den Papieren der Abtei.Obgleich alle Umstände gegen die Abtissin und ihr Gelichter sprachen, obgleich sich über MagdalenasBestrafung kein einziges Protokoll vorfand - die Schuldigen wußten sich doch so durchzulügen,daß sie ohne Strafe da<strong>von</strong>kamen, und die einzige Folge dieser Entdeckungen war eine Einschränkungder Macht der Abtissin und genauere Beaufsichtigung des Klosters.Magdalena sollte zeitlebens im kurfürstlichen Hospital bleiben und, wenn sie genesen würde, Freiheithaben, auszugehen, anständige Gesellschaften zu besuchen und zu empfangen. Das Klarenklostermußte ihr die nötige Ausstattung und außerdem jährlich zweihundert Gulden geben.Erst nach fünf bis sechs Jahren konnte Magdalena wieder gehen, und ihr geknickter Körper erholtesich allmählich. Im Klostergefängnis hatte sie im Fall der Befreiung eine Wallfahrt nach Lorettogelobt. Diese unternahm sie nun mit Erlaubnis der Behörde; allein sie kehrte nicht mehr in die Heimatzurück. Im August 1778 starb sie, fünfundvierzig Jahre alt, in einem Krankenhospital zu Narniin Italien.Trotz solcher Erfahrungen gibt es doch noch heute Klösterl Und daß in denselben noch ähnlicheSchandtaten verübt werden, beweisen die Schriften <strong>von</strong> Sebastian Ammann, Rafaelo Ciocci undandern.Von der Lieblosigkeit, mit welcher Kranke in den Klöstern behandelt werden, hat uns ebenfallsAmmann folgendes Beispiel erzählt: "Im Kloster Solothurn litt P. Theophil an einem ungeheurenLeistenbruch so schmerzhaft, daß er verzweifelte.Man legte ihn in einem Zimmer neben der Küche auf einen Strohsack und ließ ihn da zappeln.Niemand besuchte ihn als der Klosterknecht, der ihm dreimal des Tages Essen zutrug. Ich habe inden letzten Tagen seines Lebens nie einen Arzt bei ihm gesehen. Seine Unterleibsbeschwerden, daserschreckliche Elend und die gänzliche Verlassenheit mögen ihm sein martervolles Leben unerträglichgemacht haben. - An einem Tage vor dem Mittagessen, um halb elf Uhr, war ich noch bei ihmund fand ihn äußerst schwermütig; es ist aber gewiß, daß er um elf Uhr noch lebte. Um halb zwölfUhr wollte der Klosterknabe die Speisegeschirte bei P. Theophil abholen und fand ihn, an der Zimmerdeckeaufgeknüpft, leblos. Als wir die Anzeige <strong>von</strong> diesem Unglück hörten, sprangen wir allevom Tische auf; ich war der erste bei ihm und wollte mit einem Messer das Handtuch zerschneiden,an dem er hing; aber P. Guardian Raimund untersagte mir dies, weil es schade um das Handtuchsei. Man ging lieber langsam zu Werke, weil man keine Rettung versuchen wollte. Seine Hände undFüße waren noch ganz warm, und ich verlangte, daß man auf der Stelle einen Arzt herhole, damitman die möglichsten Anstalten zum Wiedererwecken des vielleicht noch nicht Entseelten treffe.
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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34zerstreut und mit ihnen die Chris
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genügen, nur in leichten Umrissen
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38häupter derselben; sie beriefen
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56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
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der Nachgeburt genossen hätten! -
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60kuriose Spielereien und Abwege, s
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62Schachtel; eine Flasche voll ägy
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jemals bezahlt wurde. - Der Papst u
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