148des Fleisches ihre Köchinnen und Mädchen <strong>von</strong> ihnen oder vielleicht <strong>von</strong> den anderen geschwängertsind, so leugnen sie die Sünde nicht ab, sondern achten es sidi zur hohen Ehre, die Väteraus so verdammlichem Beischlafe erzeugter Kinder zu sein. - Ja, sie laden die benachbartenGeistlichen und Laien beiderlei Geschlechts zu Gevattern ein und stellen große Festlichkeiten undFreudengelage über die Geburt solcher Kinder an. Verflucht seien die, welche durch eigenes Geständnisdas kund werden lassen, was sie durch Leugnen noch zweifelhaft machen, und so einigermaßender rechtlichen Strale entgehen könnten!" - Es ist dies ein schönes Pröbchen bischöflicherMoral.Die Regierungen mancher Länder, welche einsahen, daß nur dadurch größerem Ärgernis vorgebeugtwerde, waren vernünftig genug, das Konkubinat der Geistlichen beinahe als rechtmäßige Ehegelten zu lassen. Dies taten zum Beispiel mehrere Regierungen in der Schweiz, und die Obrigkeitschützte hier die Konkubinen der Geistlichen und deren Kinder gegen die Habsucht der geistlichenVorgesetzten, indem sie Testamentsvermächtnisse für die ersteren als gültig anerkannte.Zu dem Bischof <strong>von</strong> Tarent, der Legat des Papstes in der Schweiz war, sagte jemand, daß die Nonnendort tun könnten, was sie wollten, es würde nicht untersucht usw., bekämen sie aber Kinder,dann erwarte sie ein fürchterlicher finsterer Kerker. Darauf erwiderte der Legat: "Selig sind die Unfruchtbaren!"Doch mit den Klöstern haben wir es noch nicht zu tun, sondern vorläufig nur mit den Weltgeistlichen.- Das Konkubinat derselben, selbst wenn es gewissermaßen vom Gesetz geschützt war, konntedoch niemals die Ehe ersetzen und diente nur dazu, die Geistlichkeit verächtlich und lächerlich zumachen. Es lag in der Natur dieses Verhältnisses, daß selten Frauen <strong>von</strong> einigem Wert ein solcheseingingen. Kam auch wohl hin und wieder ein Fall vor, wo sich ein Mädchen aus Liebe über diebestehenden Vorurteile hinwegsetzte, so waren es doch meistens nur gemeine Dirnen, welche nurdarauf trachteten, die Geistlichen zu plündern. "Pfaffengut fließt in Fingerhut", sagt ein altesSprichwort.Dieses halbgeduldete Verhältnis konnte niemals ein geachtetes werden und bleibt stets eine Entwürdigung.Es kam wohl vor, daß einzelne Geistliche ihren Konkubinen alle Achtung zollten, wiesie einer Gattin zukommt, allein meistens und besonders <strong>von</strong> den Gebildeten wurden sie als Köchinnenoder sonstige Dienstboten im Hause gehalten. Solche Personen wußten nun den erlangtenVorteil trefflich zu ihrem Vorteil zu benützen. Sie schämten sich des Verhältnisses nicht, wohl aberder gebildete Geistliche, der ihr Herr war und der sich viel gefallen, ja oft ganz und gar unter denPantoffel bringen ließ, damit nur seine menschlichen Schwachheiten nicht unter die Leute gebrachtwürden; denn diese ermangelten nicht, ihre Späße über die "Pfaffenköchinnen" anzubringen, undgar mancher Geistliche mußte sich still wegschleichen, wenn die jungen Burschen sangen:Mädchen, wenn du dienen mußt,So diene nur den Pfaffen,Kannst den Lohn im Bett verdienenUnd darfst nicht viel schaffen.Viele verdorbene Geistliche waren froh, daß die Ehe sie nicht an eine Frau fesselte, sie konnten ihreLüsternheit nach Abwechslung befriedigen, indem sie die Dirne, die ihnen nicht gefiel, wegjagtenund eine neue nahmen. Solche Konkubinate, die leider sehr häufig vorkamen, waren gemeine Hurerei,und dadurch wurde bei den Pfaffen eine Gemeinheit und Roheit erzeugt, die sich besonders inihrer Denkungsart über geschlechtliche Dinge äußerte, wie sie in der Ehe wohl nur selten entstehenkönnen. Solche Pfaffen machten aus ihrer Liederlichkeit gar kein Geheimnis; ja sie rühmten sichderselben, und gleichzeitige, sehr glaubwürdige Schriftsteller erzählen, daß bei Freß- und Saufgelagendiese "Pfarrfarren" und "Kuttenhengste", wie sie Fischart nennt, mit den Bauern Wetten machten,deren Gegenstand so obszön war, daß ich sie gar nicht einmal näher andeuten mag, obwohl miralle Prüderie sehr fernliegt.
149Ja, diese Pfaffen scheuten sich nicht, ihre unzüchtigen Verhältnisse auf der Kanzel zu erwähnen,und oft machten ie diese Ungeschicklichkeit dadurch noch schlimmer, daß sie dieselbe mit irgendwelchenrohen Späßen würzten.An den Kirchenweihen wurden <strong>von</strong> ihnen die wildesten und liederlichsten Gelage gefeiert. Allebenachbarten Pfarrer mit ihren Köchinnen besuchten den Geistlichen, der sein Kirchweihfest feierte,und dann wurde gefressen, gesoffen und andere Liederlichkeiten getrieben.Als der Bischof <strong>von</strong> Mainz den Bischof <strong>von</strong> Merseburg einst besuchte und unterwegs bei einemPfarrer einkehrte, wo eben das Kirchweihfest gehalten wurde, begleitete ihn sein Leibarzt, der da<strong>von</strong>folgende ergötzliche Erzählung liefert:"Der Bischof steigt abe, und nahet zu der Pfarrhe zu, zu seinem Handwerk. Nun hatte der Pfarrherzehn ander Pfarren geladen zur kirchweyhe, und ein yeglicher hatte eine köchin mit sich gebracht.Do sie aber leutte kommen sahen, lauffen die Pfaffen mit den huren alle in einen stalle, sich zu verbergen.Indes gehet ein Grafe, der an des Bischoffs hofe war, in den Hofe, seinen gefug zu thun,und da er in den stall will, darin die hüren und büben geflohen waren, schreyt des pfarrers köchin,Nicht Junker, nicht. Es seind böse hunde darinnen, sie möchten euch beissen. Er leßt nicht nach,gehet hinein vnd findet einen großen hauffen hüren und büben im stalle.Da der Grafe in die stuben kumpt, hatt man dem Bischoff eyn feyste Ganß fürgesetzt zu essen, hebtder Graf an, vnd sag diß geschicht dem Bischoff zum Tischmerlein, gen abend, kamen sie genMerßburg, daselbs sagt der Bischoff <strong>von</strong> Mentz, dies geschicht dem Bischoff <strong>von</strong> Merßburg. Da dasder heylig vatter hörete, betrübet er sich nicht vmb das, daß die Plaflen hüren haben, sondern darumbdaß die Köchin die büben im stalle hunde geheißen hätte, vnd spricht, Ach Herre Gott, vergebees Gott dem weibe, das die gesalbten deß Herren hunde geheißen hat. Das hab ich darumb erzeletdas man sehe, wie wir Deutschen das Sprichwort so festhalten, Es ist kein Dörflein so klein, eswird des jars einmal kirmeß darinne. Das aber geschrieben stehet, Es kumpt kein hurer im Himmel,des achten wir nit.""Da wir uns nun genug mit der Hurerei beschäftigt haben", heißt es in der Predigt, "so wollen wirzum Ehebruch übergehen."Das Konkubinat war noch am Ende das allerunschuldigste Ergebnis des Zölibatsgesetzes. Einenweit verderblicheren Einfluß auf die Moralität des Volkes hatten die sonstigen aus demselben entstehendenFolgen.Man kann es als Regel annehmen, daß es noch immer der bessere Teil der Geistlichen war, welchermit ständigen Konkubinen in einem der Ehe ähnlichen Verhältnis lebte. Die echten Pfaffen betrachtetenaber die Frauen und Töchter der Laien als Wild, auf welches sie Jagd machten und welches siedurch alle möglichen niederträchtigen Verführungskünste in ihre Netze zu locken trachteten.Diese Künste mußten einen um so größeren Erfolg haben, als ihr Stand die Pfaffen mit den Frauenin häufige Berührung brachte und die Dummheit der Männer diesen Verkehr noch erleichterte.Trotz aller Beispiele und täglich unter ihren Augen vorgehenden Niederträchtigkeiten wurden dieMänner nicht klug, denn die Pfaffen wußten sich einen solchen heiligen Schein zu geben, daß dieEhetölpel es kaum wagten, auch nur einen Verdacht zu haben.Alle Erzählungen <strong>von</strong> ihrer Liederlichkeit erklärten die Pfaffen natürlich für schamlose Lügen, undwar ein Fall einmal gar zu offenkundig geworden, dann verboten sie strenge, da<strong>von</strong> zu reden, undverwiesen auf das Beispiel des Kaisers Konstantin, der einst einen Priester in flagranti ertappte, mitseinem kaiserlichen Mantel zudeckte, und prägten ihren Beichtkindern ein, was der fromme RabanusMaurus sagt: "Wenn man einen Geistlichen sähe, die Hand auf dem Busen eines Weibes, so
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wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu