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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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do-Isidorischen Dekretalen, bilden die unheilige Dreieinigkeit, auf welcher die päpstliche Machtgegründet ist. Mord, Diebstahl, Fälschung! Ein sauberes Fundament!Das Gebäude, welches darauf erbaut wurde, hielt bis auf den heutigen Tag, denn es war gemörteltmit der Dummheit der Menschen, und die Risse, welche die Vernunft zu manchen Zeiten darinmachte, wurden zugeleimt mit dem Blute <strong>von</strong> Millionen! Die Pseudo-Isidorischen Dekretalen äußertenschon ihre Kraft unter dem obengenannten Papst Nikolaus I. und noch mehr unter JohannesVIII., der 872 den Römischen Stuhl bestieg. Er gebärdete sich schon wie ein rechter Papst undsprach <strong>von</strong> dem Kaiser Karl dem Kahlen: "da er <strong>von</strong> Uns zum Kaiser gekrönt sein will, so muß erauch zuerst <strong>von</strong> Uns gerufen und erwählt sein." Er war der erste, welcher den Kronkandidaten eineförmliche Kapitulation vorlegte, ehe sie zur Krönung nach Rom kommen durften.Karl dem Dicken, der einige Klostergüter verschenkt hatte, schrieb er: "Wenn du solche binnensechzig Tagen nicht wieder schaffst, sollst du gebannt sein, und wenn auch dies nicht hilft, durchderbere Schläge klug werden."Er sprach in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe mit dürren Worten aus, wohin das Strebenaller Päpste zielte: "Was schaffen wir denn in der Kirche an Jesu Statt, wenn wir nicht für Jesusgegen der Fürsten Übermut kämpfen? Wir haben, sagt der Apostel, nicht mit Fleisch und Blut, sondernwider die Fürsten und Gewaltigen zu kämpfen." -Stephan V. (885-891) war schon nicht mehr damit zufrieden, ein Mensch zu sein, denn er sagte:"Die Päpste werden, wie Jesus, <strong>von</strong> ihren Müttern durch die Überschattung des Heiligen Geistesempfangen; alle Päpste seien so eine gewisse Art <strong>von</strong> Gott-Menschen, um das Mittleramt zwischenGott und den Menschen desto besser betreiben zu können; ihnen sei auch alle Gewalt im Himmelund auf Erden verliehen worden."Doch nicht nur die Päpste der alten Zeit beanspruchten solche Gottmenscherei; alle römischenPriester tun es bis in die neueste Zeit, und als Beweis dafür will ich eine Stelle aus einer Predigtanführen, welche am 16. August 1868 in der Pfarrkirche zu Ebersberg <strong>von</strong> dem Kooperator inOberdorfen, Anton Häring, gehalten wurde. Dieser Gott-Häring sagt: "Mit der Absolutionsgewalthat Jesus dem Priestertum eine Macht verliehen, die selbst der Hölle furchtbar ist, der selbst Luzifernicht zu widerstehen vermag; eine Macht, die sogar hinüberreicht in die unermeßliche Ewigkeit, wosonst jede irdische Macht ihre Grenze und ihr Ende findet; eine Macht, sage ich, die Fesseln zu brechenvermag, welche für eine Ewigkeit geschmiedet waren durch die begangene schwere Sünde. Ja,fürwahr! diese Macht der Sündenvergebung macht den Priester gewissermaßen zu einem zweitenGott, denn - Sünden vergeben kann naturgemäß eigentlich nur Gott. Und doch ist das noch nicht diehöchste Spitze der priesterlichen Macht, seine Gewalt reicht noch höher; Gott selbst nämlich vermager sich dienstbar zu machen! Wieso? Wenn der Priester zum Altare schreitet, um das heiligeMeßopfer darzubringen, da erhebt sich gleichsam Jesus Christus, der da sitzt zur Rechten des Vaters,<strong>von</strong> seinem Thron, um bereit zu sein auf den Wink seines Priesters auf Erden. Und kaum beginntder Priester die Konsekration, da schwebt auch schon Jesus, umgeben <strong>von</strong> himmlischen Scharen,vom Himmel zur Erde und auf den Opferaltar nieder und verwandelt auf die Worte des Priestershier Brot und Wein in sein seliges Fleisch und Blut und läßt sich dann <strong>von</strong> den Händen desPriesters heben und legen, und wenn er auch der sündhaftigste und unwürdigste Priester ist. Fürwahr,eine solche Macht übertrifft selbst die Macht der höchsten Himmelsfürsten, ja, sogar dieMacht der Himmelsköniginnen. Darum pflegte der heilige Franziskus <strong>von</strong> Assisi mit Recht zu sagen:'Wenn mir ein Priester und ein Engel zugleich begegnen würden, so würde ich zuerst denPriester grüßen, dann erst den Engel, weil der Priester eine viel höhere Macht und Hoheit besitzt alsdie Engel.'"Ich führe diese Stelle aus einer erst wenige Jahre alten Predigt nur deshalb an, um zu beweisen, daßder dumme Glauben unter den römisch-katholischen Christen noch kein überwundener Standpunktist, wie viele Leute im Norden <strong>von</strong> Deutschland glauben. - Doch kehren wir zu den Päpsten zurück.87

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