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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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162dem Hund sein Schwanzerl? Dem Hund sein Schwanzerl ist gewachsen, damit er wedle undwackle, daß ihm nicht fahren die Mucken ins Loch. - Wir Geistlichen sind aber die wahrenSchwanzerl, wir müssen wedeln und wackeln, damit die Seelen der gläubigen Christen nicht fahrenins Loch des Teufels!"Wenn nun auch einzelne Spötter über solche Mönchspredigten lachten, so waren sie doch <strong>von</strong> Wirkungauf das Volk und dem Bildungsgrade derselben angemessen. Wäre dies nicht der Fall gewesen,so hätte Luther gewiß nicht in derselben Weise gepredigt. Einst predigte er über die letzte Posaune:"So geht es in die Feldschlacht; man schlägt die Trommel und bläst die Trompete Tara-tanta-ra!- man macht ein Feldgeschrei Her! Her! Her! - der Hauptmann ruft Hui-Hui-Hui! Bei Sodornund Gomorrha waren die Trommete und Posaune Gottes, da ging es Pumperlepump-Plitz-Platz-Schein! - Schmier! Denn wenn Gott donnert, so lautete es schier wie eine Pauke Pumperlepump -das ist das Feldgeschrei und die Tarantamtrara Gottes, daß der ganze Himmel und alle Luft wirdgehen Kir-Kir-Pumperlepump!" - Nun denke man sich dazu die Gebärden des heftigen Mannes undbewundere die Zuhörer, welche zitterten und bebten und nicht lachten!Von den evangelischen, protestantischen, lutherischen und anderen nichtrömischen Predigten hörtman auch zuzeiten Unsinn, welcher dem vorangeführten nicht viel nachgibt. Ich kannte einen GarnisonspredigerZiehe in Berlin, der sehr häufig in Knittelversen predigte. Meistens reden die Herrenaber langweilen Unsinn.Hätten die Mönche weiter nichts getan als schlechte Schauspiele aufgeführt und verrückte Predigtengehalten, dann könnte man ihnen ihr Dasein allenfalls verzeihen, allein sie übten einen unendlichunheilvollen Einfluß dadurch, daß sie sich derErziehung des Volkes bemächtigten und über die Schule hinaus demselben Laster einimpften, die inden Klostermauern ausgebrütet wurden und in denselben die größten Schandtaten und Niederträchtigkeitenhervorbrachten, die in der "Welt" sicher sehr selten vorkommen und dann mit den härtestenund entehrendsten Strafen, die das Gesetz vorschreibt, bestraft werden.Wer <strong>von</strong> den Klostergeistlichen nichts weiter kennt als ihre Lächerlichkeiten, der ist gar leicht geneigt,sie für harmlose Dummköpfe zu halten; wer aber tiefer in das Klosterleben hineinsieht, derentsetzt sich vor der Bosheit und Verworfenheit dieser "frommen" Herren, die in echt römischkatholischenLändern noch heute den größten Einfluß haben.Mönche zu Lehrern des Volkes zu machen ist das größte und verderblichste Unrecht, welches manan demselben begehen kann, und unbegreiflich bleibt es, daß die Erfahrungen <strong>von</strong> Jahrhundertendarüber noch nicht genügend aufgeklärt haben und daß in vielen Ländern Europas das Schulwesenmit dem Mönchswesen auf das engste verbunden und selbst in protestantischen Ländern <strong>von</strong> derKirche abhängig gemacht worden ist.Das pedantische Pennalwesen, welches noch heutzutage selbst in vielen - protestantischen Schulen,besonders in England, herrscht, ist die Folge der Mönchsschulen, wo die Kinder auf die schauderhaftesteWeise behandelt wurden.Man sollte es kaum für möglich halten, daß die preußische Regierung noch am Anfang dieses Jahrhundertsden Trappisten, den allerwahnsinnigsten Mönchen, die es gab, die Erlaubnis erteilte, zuBieren und Walda im Paderbornischen Schulen zu errichten!Diese fanatischen, bornierten Mönche übernahmen junge Leute, ja Kinder beiderlei Geschlechts<strong>von</strong> drei bis vier Jahren - zur Erziehung! Der Abt reiste überall selbst umher, leichtgläubige Elternzu verführen, ihm ihre armen Kinderchen zu übergeben. Auf diese Weise wurden Hunderte dieser

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