138ne Wut meine Seele ängstigte, durch Fasten und Abtötung verlor er seine Hitze, und da ich ihnwieder suchte, fand ich kein Merkmal seiner Gewalt mehr in mir." Warum er ihn aber wieder suchte,das hat der fromme Mann vergessen anzugeben.Der heilige Bernhard war ebenfalls ehrlich genug, die Macht dieses "Gottlosen" anzuerkennen."Diesen Feind können wir weder fliehen noch in die Flucht schlagen, wenngleich Hieronymus dieFlucht vor dem Weibe anrät als der Pforte des Teufels, der Straße des Lasters - der Mann ist eineStoppel, nähert er sich, so brennt er."Was manche Heilige für wunderliche Dinge vornahmen, um, die verzehrende Liebesglut zu ersticken,haben wir schon früher gesehen. Der heilige Abt Wilbelm legte sich auf ein Bett <strong>von</strong> - glühendenKohlen und lud seine Verführerin ein, sich zu ihm zu legen! Ja, dieser Heilige ließ das Grabseiner verstorbenen Geliebten öffnen, weil er das Andenken an sie nicht ausrotten konnte, und nahmihren faulenden Körper mit in seine Zelle, um ihn sich als Stärkungsmittel unter die Nase zu halten,wenn ihn der Fleischteufel kitzelte.Solche Kämpfe hatten also sogar Heilige zu bestehen und gestanden ihre Schwachheit ein; aber wiewenige Heilige gibt es unter den Geistlichen! Die meisten gleichen wohl dem heiligen Augustin,Bischof <strong>von</strong> Hippo, der bekannte, daß er einst Gott gebeten habe: "Er möge ihm die Gabe derKeuschheit verleihen, aber nicht sogleich, indem er wolle, daß seine wollüstigen Triebe erst gesättigtwerden möchten." Dann ist die Keuschheit freilich leicht.So stark nun auch der Glaube in der ersten Zeit des Christentums war, so hieß es ihm doch etwas zuviel zumuten, nichts Böses zu denken, wenn ein junger Mann und ein junges Weib in einem Bettschliefen, und viele vernünftige Kirchenlehrer trachteten danach, dies anstößige und verdächtigeZusammenleben zu bekämpfen.Dies tat unter andern schon der heilige Chrysostomus. Er schrieb: "Ich preise glücklich diejenigen,welche mit Jungfrauen zusammen wohnen und keinen Schaden nehmen, und wünschte selbst, daßich solche Stärke hätte; auch will ich glauben, daß es möglich ist, solche zu finden. Aber ich wünscheauch, daß die, welche mich tadeln, mich überzeugen könnten, daß ein junger Mann, welchermit einer Jungfrau zusammen wohnt, sich an ihrer Seite befindet, mit ihr an einem Tische speist,sich mit ihr den ganzen Tag unterhält, mit ihr, um ein anderes zu verschweigen, lächelt, scherzt,schmeichelnde und liebkosende Worte wechselt, <strong>von</strong> Begierde ferngehalten werden könne. - -Ichhabe vernommen, daß viele zu Steinen und Statuen Neigung empfunden haben. Vermag aber soviel ein Kunstwerk, was muß da erst vermögen ein zarter lebender Körper?"Jedenfalls mußte solches Zusammenleben den Weltkindern Stoff zum Spott und zur Verdächtigunggeben, und wenn man einen Pfaffen angreifen wollte, so griff man ihn immer zuerst bei seiner Liebesschwesteran. Viele Jungfrauen bestanden zwar auf Untersuchung ihrer Jungfrauenschaft durchHebammen; aber der heilige Cyprian meint mit Recht: "Augen und Hände der Hebammen könnenauch getäuscht werden."Am sichersten war es freilich, wenn der Geistliche den Beweis seiner Unschuld führen konnte, wieder Patriarch Acacius, der <strong>von</strong> der Kirchenversammlung zu Seleucia (489) der Unzucht beschuldigtwurde. Er hob seine Kutte auf und bewies den ehrwürdigen Vätern durch den Augenschein, daßUnzucht bei ihm ein Ding der Unmöglichkeit sei.Schon Tertullian spricht <strong>von</strong> der oftmals vorkommenden Schwangerschaft solcher "Jungfrauen"und <strong>von</strong> den verbrecherischen Mitteln, welche sie anwendeten, dieselbe zu verheimlichen, denndamals konnten sie sich noch nicht damit entschuldigen, daß sie einen Papst gebären würden, wiees später oftmals vorkam, als die Lehre geltend gemacht wurde, daß der Vater der Päpste der - HeiligeGeist sei!
139Die Synode <strong>von</strong> Elvira fand es auch schon für nötig, ihr Augenmerk auf die platonischen Bündnissezu richten, und verordnete, daß Bischöfe und Geistliche nur Schwestern oder Töchter (ausfrüherer Ehe erzeugte) bei sich haben sollten, welche das Gelübde der Keuschheit geleistet hatten.Aber in den Verordnungen des Erzbischofs Egbert <strong>von</strong> York (um 750) finden wir Strafen festgesetztfür Bischöfe und Diakonen, welche mit Mutter, Schwester usw., ja mit vierfüßigen Tieren Unzuchttreiben! Ein Beweis, daß solche Vergehungen vorkamen.Später suchte man das Übel dadurch zu steuern, daß man das Alter, welches die Liebesschwesternhaben mußten, sehr hoch ansetzte. Schon Theodosius II. sah sich genötigt, zu bestimmen, daß dieim Dienste der Kirche stehenden Diakonissen über sechzig Jahre alt sein mußten, da es vorgekommenwar, daß ein Diakon eine vornehme Frau in einer Kirche <strong>von</strong> Konstantinopel geschändet hatte.Dieses Alter schützte jedoch nicht gegen die Unzucht, und ein ungenannter Bischof, der dagegeneiferte, kannte die geile Natur der Pfaffenspatzen - so nannte man später die Franziskaner zum Unterschied<strong>von</strong> den Dominikanern, die Schwalben hießen -, indem er schrieb: "Auch nicht ein altesnoch häßliches Frauenzimmer sollen die Geistlichen in ihr Haus nehmen, weil man da, wo man vorVerdacht sicher ist, am schnellsten sündigt; auch die Lust sich nicht an das Häßliche kehre, indemder Teufel ihr das hübsch mache, was abscheulich ist."Den Beweis, wie früh sich schon die verderblichen Folgen des Vorurteils gegen die Priesterehezeigten, liefern die Beschlüsse der ersten Konzilien. Das zu Elvira sah sich schon genötigt, Strafenfestzusetzen gegen unzüchtige Geistliche. "Wenn ein im Amte befindlicher Bischof, Priester oderDiakon", heißt einer ihrer Beschlüsse, "erfunden worden ist, daß er Unzucht getrieben habe, so soller auch am Ende seines Lebens nicht zur Kommunion gelassen werden."Das Konzil zu Neu-Cäsarea bestimmte, daß ein solcher Geistlicher abgesetzt werde und Buße tunsolle. Ja, diese Beschlüsse redeten auch schon <strong>von</strong> Knabenschändungen und Sodomiterei mit Tieren.Doch was nützen alle strengen Strafbestimmungen, wenn sie gegen eine Sache gerichtet sind,welche der Natur durchaus entgegen ist; sie können höchstens bewirken, daß sich die mit der StrafeBedrohten mehr Mühe geben, ihre Handlungen zu verheimlichen; und schon die hier genanntenKirchenversammlungen reden <strong>von</strong> Frauen der Geistlichen, die ihre im Ehebruch erzeugten Kinderumbrachten.Gar viele Geistliche, die sich nach ihrer Ordination nicht <strong>von</strong> ihren Frauen trennen wollten, gelobtensich ihrer zu enthalten; aber der heilige Bernhard sagt: "Eine Frau haben und mit dieser nichtsündigen ist mehr als Tote erwecken." - Wie oft wurde nicht dieses Gelübde gebrochen, und wie oftwurde es nicht eben mit dieser Absicht geleistet! War ein Geistlicher gewissenhaft, so hatte er dengrößten Schaden da<strong>von</strong>, denn die mit der Enthaltsamkeit ihres Mannes unzufriedene Frau suchtesich einen Stellvertreter, und zeigten sich die Folgen dieses Umganges, dann kam der unschuldigeMann in Verdacht, sein Gelübde gebrochen zu haben.Daß die Frauen der Geistlichen sich gar häufig auf solche Weise und manchmal selbst mit der Erlaubnisoder mit Wissen ihrer Männer entschädigten, beweisen abermals die Bestimmungen desschon oft genannten Konzils <strong>von</strong> Elvira. Eine derselben lautet: "Wenn die Frau eines Geistlichenhurt und ihr Mann dies weiß und sie nicht sogleich verstößt, so soll er auch nicht am Ende des Lebensdie Kommunion empfangen."Doch nicht allein die Ehe der Geistlichen, ja sogar die der Laien wurde <strong>von</strong> der Kirche auf das sorgfältigsteüberwacht. Ich finde augenblicklich dafür keinen früheren Beweis als in dem Buch <strong>von</strong> denKirchenstrafen, welches Regino, Abt <strong>von</strong> Prüm, im Jahre 909 auf Befehl des Erzbischofs Rathbod<strong>von</strong> Trier schrieb. Dort heißt es: "Der Verehelichte, der sich 40 Tage vor Ostern und Pfingsten oderWeihnachten, an jeder Sonntagsnacht, am Mittwoch oder Freitag, <strong>von</strong> der sichtbaren Empfängnisbis zur Geburt des Kindes <strong>von</strong> der Frau nicht enthält, muß, wenn ein Sohn geboren wird, 30 Tage,wenn eine Tochter geboren wird, 40 Tage Buße tun. Wer in der Quadragesima (der vierzigtägigenFastenzeit vor Ostern) seiner Frau beiwohnt, muß ein Jahr Buße tun, oder 16 Solidos an die Kirche
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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Zeit in der syrischen Wüste und sc
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56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu