150müsse man annehmen, daß er sie segne!" - Allerdings befanden sie sich nach solchem Segen garhäufig in "gesegneten Umständen"!Einer derjenigen Schriftsteller früherer Zeit, welche die Schandtaten der Pfaffen mit der größtenRücksichtslosigkeit aufdeckten, war Pogio Bracciolino, den ich schon früher nannte. Die ganzeKuttenwelt geriet in Alarm, und sein berühmter Gönner Cosmo de Medici empfahl ihm die größteVorsicht. Im siebenten Kapitel, wo wir über den Mißbrauch des Beichtstuhls reden, werden einigeder <strong>von</strong> ihm erzählten Fälle mitgeteilt werden.Felix Hämmerlin, gestorben 1457, Chorherr zu Zürich und Zofingen und Propst zu Solothurn,schildert besonders die Verdorbenheit der Mönche, aber auch <strong>von</strong> den Weltgeistlichen weiß ermanche Dinge zu erzählen, die man für ganz unglaublich halten müßte, wenn sie nicht auch noch<strong>von</strong> anderen geachteten, ernsten und wahrheitsliebenden Männern jener Zeit bestätigt würden. - Diebestialische Roheit mancher Pfaffen überstieg alle Begriffe. Selbst die Beschlüsse der Konzilienlieferten die Beweise da<strong>von</strong>. Bald wird ihnen durch dieselben verboten, barfuß oder in zerrissenenJacken und Hosen den Gottesdienst zu halten; bald, keine obszönen Grimassen am Altar zu machenund keine schmutzigen Lieder zu singen.Dies mußte ich vorausschicken, um folgender Geschichte Glauben zu verschaffen, die Hämmerlinerzählt: Ein Priester lebte in einem unerlaubten Verhältnis mit einer sehr angesehenen Frau. DieSache wurde bekannt, und er wurde gezwungen, <strong>von</strong> seiner Pfarre zu fliehen. Als er verzweiflungsvollim Walde umherirrte, begegnete ihm ein Mönch, der ihn fragte, weshalb er so betrübt umherlaufe.Der Priester erzählte ganz treuherzig sein Leiden. Aber der vermeintliche Mönch war derSatan - vielleicht auch ein Schalk in einer Kutte - und erwiderte: "Nicht wahr, wenn du das böseGlied nicht hättest, dann könntest du in deiner Pfarrei sicher wohnen?" - "Allerdings, mein Herr",antwortete der Pfarrer. - "Nun, so hebe dein Gewand auf, damit ich es berühre, wie sie es ja auchberührt hat, dann kannst du dich ohne Scheu deiner Gemeinde zeigen, und es wird in dem Augenblickverschwunden sein." Der Geistliche tat, was der Mönch wollte, und rannte dann voller Freudein seine Pfarrei zurück, ließ die Glocken läuten, versammelte die Gemeinde und bestieg die Kanzel.Voll Zuversicht hob er seine Kleider auf - et mox membrum suum abundantius quam prius apparuit.Sehr lesenswert sind die Schriften <strong>von</strong> Johann Busch, der Propst der regulierten Chorherrn zu Soltau,in der Nähe <strong>von</strong> Hildesheim, und Visitator des Erzbistums Magdeburg war. Er verfolgte mitgroßem Eifer die Priester, welche Konkubinen hielten, und bestrafte sie nicht mit Geld, wie sie esbis dahin gewohnt waren, sondern mit kanonischen Strafen.Einst lud er einen Pfarrer samt seiner Konkubine zu sich. Ersteren ließ er in das Kloster kommen,aber die Dirne mußte draußen bleiben. Auf das schärfste befragt, leugnete der Pfarrer standhaft undbeteuerte mit einem heiligen Eid, daß er ganz keusch mit seiner Magd lebe. Nun ging Busch vor dieTür zu dem Mädchen und sagte: "Ich habe gehört, daß du bei deinem Herrn zu schlafen pflegst",aber sie leugnete und meinte, daß sie nur mit Kühen, Kälbern und Schweinen zu tun habe. Als aberBusch sagte, daß ihr Herr bereits gestanden habe, da gestand sie auch, und der geistliche Herr hattefalsch geschworen.Von den Satirendichtern jener Zeit will ich gar nicht einmal reden, denn es ist wahrscheinlich, daßsie hin und wieder etwas erfanden, um die Pfaffen lächerlich zu machen. Ihre Schriften wurden indesüberall mit Beifall gelesen, denn alle Welt war über die freche Sittenlosigkeit der Pfaffen empört.Johann Franz Piko, Prinz <strong>von</strong> Mirandola, der die seltsame Unterredung mit Papst Alexander VI.hatte, schilderte in einer Eingabe an Papst Leo X. (1513) den Verfall des Klerus und ist besondersdarüber empört, daß solche Knaben, welche den höheren Geistlichen zur Befriedigung ihrer unnatürlichenWollust gedient, zum Kirchendienste erzogen wurden.
151Geiler <strong>von</strong> Kaisersberg (starb 1510) war Lehrer der Theologie zu Freiburg und wurde dannPrediger zu Straßburg. Er erklärte einst dem Bischof: daß, wenn ein Unkeuscher keine Messe lesendürfe, er nur die Geistlichkeit des ganzen Sprengels suspendieren möge, denn die meisten lebten ineinem ärgerlichen Konkubinate.Dieser ebenso sittenreine als gelehrte originelle Mann schilderte in seinen trefflichen Predigten dieMönche und Pfaffen nach dem Leben. In einer derselben "Vom menschlichen Baum" heißt es: "Sollnämlich die Frucht der ehelichen Keuschheit auf den Ästen des Baumes wachsen, so hüte dich, siehdich vor, schäme dich. Zum ersten hüte dich vor den Mönchen. Diese Tengerferlin gehen nicht ausden Häusern, sie tragen etwas <strong>von</strong> der Frucht hinweg.Ja, wie soll ich sie aber erkennen! Zu dem ersten erkenne sie, wenn einer in dein Haus kommt, soketscht er ein kleines Novizlein mit sich, es ist kaum eine Faust groß, das bleibt in einem Winkelsitzen, dem gibt man einen Apfel, bis die Frau ihn durch das ganze Haus geführt hat. Zum andern,so siehe seine Hände an, so bringt er Gaben, das schenkt er dir, das der Frau, das den Kindern, dasder Dienerin.Das dritte Zeichen ist, wenn er dir unbescheidene Ehre antut. Wenn du ein Handwerksmann bist,nennt er dich Junker. - Wenn du ein semmelfarbenen Mönch siehst, so zeichne dich mit dem heiligenKreuze, und ist der Mönch schwarz, so ist es der Teufel, ist er weiß, so ist es seine Mutter, ist ergrau, so hat er mit beiden teil.Zu dem andern hüte dich vor den Pfaffen, die mache dir nicht geheim, besonders die Beichtväter,Leutpriester, Helfer und Kapläne. Ja, sprichst du, meine Frau hasset Mönche und Pfaffen, sieschwört, sie habe sie nicht lieb. Es ist wahr, sie wirft es so weit weg, daß es einer in drei Tagen miteinem Pferd nicht errennen möchte. Glaub ihr nicht, denn der Teufel treibt die Frauen, daß sie dergeweihten Leut begehren."Interessante Belege zu der Liederlichkeit der Geistlichen enthalten die Schriften der Ärzte. Aus ihnenlernt man die schrecklichen Folgen des Zölibats an den Leibern der Pfaffen selbst erkennen. Eswar nur ein Unglück, daß sie diese weiter mitteilten und auch die Menschen körperlich zugrunderichteten, welche sie bereits geistig elend gemacht hatten. Alle Ärzte klagten, daß die Lustseuche,welche deutsche Landsknechte aus Frankreich mitgebracht haben sollten, durch die Pfaffen auf einegrauenerregende Weise verbreitet wurde.Vergebens waren alle Ermahnungen zur Mäßigkeit. Kasper Torella, erster Kardinal am Hofe AlexandersVI., Bischof <strong>von</strong> St. Justa in Sardinien und Leibarzt des Papstes, bat die Kardinäle undsämtliche Geistlichen, "doch ja nicht des Morgens bald nach der Messe Unzucht zu treiben, sonderndes Nachmittags, und zwar nach geschehener Verdauung, sonst würden sie ihre Sündhaftigkeit mitAbzehrung, Speichelfluß und ähnlichen Krankheiten zu büßen haben, und die Kirche würde ja ihrerschönsten Zierden beraubt werden".Einige Ärzte waren sogar boshaft genug, die Besorgnis auszusprechen, daß die Geistlichen dieLustseuche auch in den Himmel verpflanzen würden; und der Arzt Wendelin Hock forderte denHerzog <strong>von</strong> Württernberg auf, der Liederlichkeit der Pfaffen Einhalt zu tun, da sonst das ganzeLand verpestet werde. Diese Besorgnis war keineswegs aus der Luft gegriffen, denn die venerischenKrankheiten nahmen so überhand, daß man in den meisten größeren Städten eigene Spitälerdafür erbaute, welche man Franzosenhäuser nannte.Bartholomäus Montagna, Professor der Heilkunde zu Padua, hatte an den Leiden seiner geistlichenFreunde die beste Gelegenheit, die Lustseuche zu studieren, und schrieb daher ein Buch, in welchemer einige Kardinalkrankheiten schrecklich genug schilderte. Alexander VI. selbst hatte fürchterlichzu leiden, und der Kardinalbischof <strong>von</strong> Segovia, der die Aufsicht über die Hurenhäuser zuRom hatte, widmete ihnen so große Sorgsamkeit, daß er darüber sein Leben einbüßte.
- Seite 2 und 3:
2InhaltAus der Vorrede zur ersten A
- Seite 4 und 5:
Entfernte Textstelle:4Überall renn
- Seite 6 und 7:
6bens. Kardinal Johann, ein Englän
- Seite 8 und 9:
8Sind Regierungen so verblendet, da
- Seite 10 und 11:
10Einige wohlmeinende Freunde sprac
- Seite 12 und 13:
12Für die gebildeten Klassen der G
- Seite 14 und 15:
Auch der Wechsel der Jahreszeiten m
- Seite 16 und 17:
dem diese sie dazu gebrauchten, den
- Seite 18 und 19:
18ausgeglichen werden kann und sehe
- Seite 20 und 21:
Eigentliche Wunder, das heißt Ding
- Seite 22 und 23:
andere Körper; denn wenn auch das
- Seite 24 und 25:
deter der Verstand eines Menschen i
- Seite 26 und 27:
26Katholische Priester, welche von
- Seite 28 und 29:
28anerkannt werden, so mußte er Ha
- Seite 30 und 31:
30Wenn wir als wahr annehmen, daß
- Seite 32 und 33:
32daß sich die Götter unter die M
- Seite 34 und 35:
34zerstreut und mit ihnen die Chris
- Seite 36 und 37:
genügen, nur in leichten Umrissen
- Seite 38 und 39:
38häupter derselben; sie beriefen
- Seite 40 und 41:
40Der Übergang zu dem Gedanken, da
- Seite 42 und 43:
daß überall Geschwüre hervorbrac
- Seite 44 und 45:
44Die ganze Gegend, in welcher ein
- Seite 46 und 47:
Zeit in der syrischen Wüste und sc
- Seite 48 und 49:
St. Adalbert, der sogenannte Aposte
- Seite 50 und 51:
50Die Tiere hatte er sehr lieb und
- Seite 52 und 53:
52Eine höchst merkwürdige Antipat
- Seite 54 und 55:
54Ärger konnten die Pfaffen die ch
- Seite 56 und 57:
56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
- Seite 58 und 59:
der Nachgeburt genossen hätten! -
- Seite 60 und 61:
60kuriose Spielereien und Abwege, s
- Seite 62 und 63:
62Schachtel; eine Flasche voll ägy
- Seite 64 und 65:
64ziemlich ernsthaft den Pater Guar
- Seite 66 und 67:
jemals bezahlt wurde. - Der Papst u
- Seite 68 und 69:
68Es ist ordentlich spaßhaft zu se
- Seite 70 und 71:
70Leo X. fand es vorteilhaft, den A
- Seite 72 und 73:
72Er blieb bei dem "Gotteskasten" s
- Seite 74 und 75:
Die Statthalterei Gottes in Rom74"A
- Seite 76 und 77:
76Stolz, Herrschsucht und Geldgier
- Seite 78 und 79:
78Völker ließen sich von diesen e
- Seite 80 und 81:
80Selbst im Abendland, wo doch der
- Seite 82 und 83:
82Martinus wagte es, den Befehlen d
- Seite 84 und 85:
sondern begleitete ihn selbst zu Fu
- Seite 86 und 87:
86fällt? Wir kennen dich nicht und
- Seite 88 und 89:
88Der Strom der päpstlichen Nichts
- Seite 90 und 91:
90Man erzählt nämlich, daß zwisc
- Seite 92 und 93:
auf den Mund küssen, und keiner du
- Seite 94 und 95:
94Feindin, aber barmherziger war, u
- Seite 96 und 97:
ich in meinem Königreiche vor eine
- Seite 98 und 99:
98Innozenz IV. verlieh den Kardinä
- Seite 100 und 101: 100Bonifaz VIII. ist derjenige Paps
- Seite 102 und 103: 102wenn ich die Schandtaten und Ver
- Seite 104 und 105: sich bereits seinen Bruder Dschem e
- Seite 106 und 107: 106vieren zwischen den Leuchtern du
- Seite 108 und 109: 108verstehe". Hadrian war ein hölz
- Seite 110 und 111: 110Wenn es heutzutage ein Schriftst
- Seite 112 und 113: 112Als aber der Bericht endlich fer
- Seite 114 und 115: machen; ihr habt einen dazu gemacht
- Seite 116 und 117: 116Der erste Papst im 17. Jahrhunde
- Seite 118 und 119: 118Nachdem er einst dem Herzog von
- Seite 120 und 121: 120Kaiser Joseph II. machte mit dem
- Seite 122 und 123: 122Mit Zittern und Zagen ging Pius
- Seite 124 und 125: 124Die Unzufriedenheit im Kirchenst
- Seite 126 und 127: 126Reichstag ausgesprochene teilwei
- Seite 128 und 129: 128Teil der Geistlichen, die ich ha
- Seite 130 und 131: verkennbaren Einfluß. Ein Unverhei
- Seite 132 und 133: schwingen. - Der Irrtum lag in der
- Seite 134 und 135: 134ständig als Muster auf und erz
- Seite 136 und 137: hinweg: Ich verdamme nicht das Heir
- Seite 138 und 139: 138ne Wut meine Seele ängstigte, d
- Seite 140 und 141: 140bezahlen oder unter die Armen ve
- Seite 142 und 143: 142vorzuheben. Doch treffe die Wahl
- Seite 144 und 145: 144Mehrere Anhänger Gregors, welch
- Seite 146 und 147: 146Im Jahre 1409 wurden zu Augsburg
- Seite 148 und 149: 148des Fleisches ihre Köchinnen un
- Seite 152 und 153: 152Zur Zeit der Reformation kamen u
- Seite 154 und 155: 154den! Durch die Reformation und d
- Seite 156 und 157: 156er dieser Freude einen Mönch op
- Seite 158 und 159: 158Von den unendlich vielen Beispie
- Seite 160 und 161: Steh'n, heilige Liebe, hier alle di
- Seite 162 und 163: 162dem Hund sein Schwanzerl? Dem Hu
- Seite 164 und 165: 164Wehe dem Unglücklichen, der es
- Seite 166 und 167: 166behandeln müssen, da er in der
- Seite 168 und 169: Rindvieh der Urheber der Geißelpro
- Seite 170 und 171: 170Die beschuhten oder graduierten
- Seite 172 und 173: 172Die in den Klöstern herrschende
- Seite 174 und 175: 174Andere, die nicht so schwärmeri
- Seite 176 und 177: 176Sein Vorgänger habe die Krankhe
- Seite 178 und 179: 178Der Hausfreund Baumanns war der
- Seite 180 und 181: Disziplin. Doch damit war es noch n
- Seite 182 und 183: 182Allein P. Raimund tobte und verb
- Seite 184 und 185: 184müssen sie die Grundsätze lock
- Seite 186 und 187: 186Der Pater wäre zur öffentliche
- Seite 188 und 189: 188den Evangelien findet, denn die
- Seite 190 und 191: 190Schon im Jahre 428 hatte Papst C
- Seite 192 und 193: 192malen. -Auf solche Weise verfuhr
- Seite 194 und 195: es möglich sei, im ehelichen Stand
- Seite 196 und 197: 196Nach einer mehrwöchigen Vorbere
- Seite 198 und 199: 198Die vielen Reden von fleischlich
- Seite 200 und 201:
200Cornelius opponierte und drohte
- Seite 202 und 203:
202Katharina war längere Zeit kran
- Seite 204 und 205:
204Durch die Unvorsichtigkeit einer
- Seite 206 und 207:
wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
- Seite 208:
ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu