88Der Strom der päpstlichen Nichtswürdigkeit und Unfläterei wird nun immer breiter und stinkender.Mit dem zehnten Jahrhundert beginnt die Zeit, welche in der Geschichte als das "römische Hurenregiment"berüchtigt ist. Gemeine Huren regieren die Christenheit und schalten und walten nachGefallen über den sogenannten Apostolischen Stuhl.Ich könnte leicht parteiisch erscheinen, wenn ich diese schmachvolle Periode der Wahrheit getreucharakterisierte, deshalb mag für mich ein durchaus päpstlicher Schriftsteller reden, nämlich KardinalBaronius. Er sagt: "In diesem Jahrhundert war der Greuel der Verwüstung im Tempel undHeiligtum des Herrn zu sehen, und auf Petri Stuhl saßen die gottlosesten Menschen, nicht Päpste,sondern Ungeheuer. Wie häßlich sah die Gestalt der römischen Kirche aus, als geile und unverschämteHuren zu Rom alles regierten, mit den bischöflichen Stühlen nach Willkür schalteten undihre Galane und Beischläfer auf Petri Stuhl setzten."Doch man darf ja nicht glauben, daß nur die Päpste ein so unwürdiges Leben führten, nein, verdorbenwie das Haupt, so waren auch die Glieder. König Edgard sagte in einer Rede <strong>von</strong> der englischenGeistlichkeit: "Man findet unter der Klerisei nichts anderes als Üppigkeiten, liederliches Leben,Völlerei und Hurerei. Ihre Häuser haben sie ganz infam gemacht und sie in Hurenherbergenverwandelt. Tag und Nacht wird darin gesoffen, getanzt und gespielt. Ihr Bösewichte, müsset ihrdie Vermächtnisse der Könige und die Almosen der Fürsten so anwenden?" - Ich werde später hinlänglicheBeweise anführen, daß König Edgard die Wahrheit sprach und daß seine Strafrede nichtallein die Geistlichen Englands, sondern aller Länder anging.Nicht der Heilige Geist, sondern die Mätresse des mächtigen Markgrafen Adalbert <strong>von</strong> Toskana,Marozia, erhob Sergius III. auf den Päpstlichen Stuhl und zeugte mit ihm hier ein Söhnlein, welchesspäter ebenfalls Papst wurde. Als Sergius starb, gab ihm Marozia und ihre Schwester Theodoraihren Liebhaber Anastasius II. zum Nachfolger. Diesem folgte in kurzer Zeit, weil das Schwesternpaarviel Päpste konsumierte, Johannes X., der es aber mit Marozia verdarb, die ihn gefangensetzenund ersticken ließ. Leo VI., der ihm folgte, wurde ebenfalls nach einigen Monaten ermordet.Endlich machte Marozia ihren mit Sergius III. erzeugten Sohn Johannes XI., der noch fast ein Kindwar, zum Papst. Mord und Totschlag erfüllte Rom. Einer der Feinde des Papstes bemächtigte sichdesselben und ließ ihn im Gefängnis vergiften.Die tolle Wirtschaft, die in Rom und überhaupt in Italien zu dieser Zeit herrschte, ist zu bunt undverwirrt, als daß ich mich auf Einzelheiten einlassen könnte.Im Jahre 956 gelang es einem Enkel der Marozia, namens Oktavian, den Päpstlichen Stuhl zu erobern,obwohl er erst neunzehn Jahre alt und niemals Geistlicher gewesen war. Er nannte sich JohannesXII. und ist ein wahres Juwel <strong>von</strong> einem Papst, der es noch toller trieb als sein gleichzeitigerKollege, der griechische Patriarch Theophylaktus - ein Junge <strong>von</strong> sechzehn Jahren! Johannes verkaufteBistümer und Kirchenämter an den Meistbietenden und verwandte ungeheure Summen aufPferde und Hunde. Von den ersteren hielt er nicht weniger als 2 000, und diese fütterte er aus bloßerVerschwendungssucht mit Pistazien, Rosinen, Mandeln und Feigen, die vorher in gutem Wein eingeweichtwaren. Guter Hafer und Heu wäre ihnen wahrscheinlich lieber gewesen.Unter seiner Regierung ging es recht lustig zu, man lachte und tanzte in der Kirche und sang dazuliederliche Lieder. Der päpstliche Palast wurde <strong>von</strong> Johannes XII. in einen Harem verwandelt."Kein Weib war so keck, sich sehen zu lassen, denn Johannes notzüchtigte alles, Mädchen, Frauenund Witwen, selbst über den Gräbern der heiligen Apostel." So erzählt <strong>von</strong> ihm der Bischof <strong>von</strong>Cremona, Luitprand.Diese Wirtschaft wurde endlich Kaiser <strong>Otto</strong> I. zu toll. Er berief ein Konzil, und hier erfuhr er <strong>von</strong>dem "Heiligen Vater" höchst unheilige Dinge. Die achtungswertesten Bischöfe traten gegen ihn alsAnkläger auf. Einer sagte, daß er gesehen, wie der Papst einen im Pferdestalle zum Bischof ordi-
89nierte. Andere bewiesen, daß er Bischofstellen für Geld verkaufte und daß er einen zehnjährigenKnaben zum Bischof <strong>von</strong> Lodi machte. Die Unzucht will ich hier übergehen, da sie zuviel Platzwegnehmen würde. Man beschuldigte ihn ferner, daß er den Kardinal-Subdiakonus kastriert, mehrereHäuser in Brand gesteckt, beim Wein auf des Teufels Gesundheit getrunken und beim Würfelspieloftmals Venus und Jupiter angerufen habe.Nachdem die Synode feierlichst die Wahrheit dieser Aussagen beschworen hatte, bat sie den Kaiser,den Papst trotz aller Beweise nicht ungehört zu verdammen. St. Johannes wurde daherzitiert, aberstatt seiner kam ein Brief, in welchem er schrieb: "Wir hören, daß ihr einen andern Papst wählenwollt. Ist das eure Absicht, so exkommuniziere ich euch alle im Namen des allmächtigen Gottes,damit ihr außer Stand gesetzt werdet, weder einen Papst zu verdammen noch eine Messe zu halten."Nun machte <strong>Otto</strong> I. nicht viel Umstände mit dem liederlichen Hans, setzte ihn ab und den <strong>von</strong> Volk,Adel und Geistlichkeit erwählten Leo VIII. an seine Stelle. Hänschen hatte sich mit den Schätzender Peterskirche da<strong>von</strong>gemacht.Als Kaiser <strong>Otto</strong> mit seinen schwerfälligen Deutschen abmarschiert war, da verlangten die römischenDamen nach ihrem Liebling Johannes und wußten es durch ihren Anhang dahin zu bringen,daß er wieder im Triumph in Rom eingeholt wurde. Leo gelang es zu entkommen, aber mehrereseiner Freunde fielen Johannes in die Hände, der sie schändlich verstümmeln ließ. Otgar, Bischof<strong>von</strong> Speyer, einer dieser Freunde, der noch in Rom war, wurde so lange gepeitscht, bis er tot war!Der Heilige Vater, Johannes XII., genoß aber die neue Herrlichkeit nicht lange. Er entführte eineschöne Frau, wurde <strong>von</strong> dem Manne derselben auf der Tat ertappt und auf der Bresche der erstürmtenZitadelle totgeschlagen. Ein seltsames Sterbekissen für einen heiligen Papst!Ich habe die Taten dieses Johannes etwas ausführlicher erzählt, um die Leser vorzubereiten auf diespäteren Päpste, die noch heiliger waren als er. Die andern "Heiligkeiten" dieses Jahrhunderts willich kürzer abhandeln.Leo VIII. und Benedikt V. wurden bald abgetan, und es bestieg den päpstlichen Stuhl Johann XIII.(965-972), den die Römer wegjagten, weil er zu stolz und gewalttätig war und an dessen Stelle BenediktVI. zum Papst gemacht wurde. Dieser wurde aber auch bald <strong>von</strong> einem Sohn der Maroziaund des Papstes Johann X. ins Gefängnis geworfen und erdrosselt.Johann XIV. wurde ebenfalls <strong>von</strong> einem seiner Gegenpäpste, Bonifazius VII., eingesperrt und vergiftet;aber dieser Giftmischer starb bald darauf, und seine Leiche wurde <strong>von</strong> den erbitterten Römerndurch alle Pfützen geschleift und dann auf offener Straße liegengelassen wie ein Aas. EinigeGeistliche holten sie hinweg und begruben sie heimlich.Johann XV. (985-996) maßte sich das ausschließliche Recht der Seligsprechung und Heiligsprechungan, welches bisher jeder Bischof nach Gefallen ausgeübt hatte.Jobann XVI. wurde <strong>von</strong> seinem Gegner Gregor V. (996-998) gefangengenommen und hatte einklägliches Ende. Gregor ließ ihn an Augen, Ohren und Nase schrecklich verstümmeln, in einembeschmutzten priesterlichen Gewande rücklings auf einem Esel, den Schwanz in der Hand, durchdie Straße führen und dann in einem Kerker elend verhungern.Ich darf nicht vergessen, hier eine Sage einzuschieben, welche <strong>von</strong> den Feinden des Papsttums immermit großer Schadenfreude erwähnt wurde, wenn auch neuere Schriften sie als eine Erbdichtungbehandeln. Es ist die berüchtigte Geschichte <strong>von</strong> der Päpstin Johanna.
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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genügen, nur in leichten Umrissen
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