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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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89nierte. Andere bewiesen, daß er Bischofstellen für Geld verkaufte und daß er einen zehnjährigenKnaben zum Bischof <strong>von</strong> Lodi machte. Die Unzucht will ich hier übergehen, da sie zuviel Platzwegnehmen würde. Man beschuldigte ihn ferner, daß er den Kardinal-Subdiakonus kastriert, mehrereHäuser in Brand gesteckt, beim Wein auf des Teufels Gesundheit getrunken und beim Würfelspieloftmals Venus und Jupiter angerufen habe.Nachdem die Synode feierlichst die Wahrheit dieser Aussagen beschworen hatte, bat sie den Kaiser,den Papst trotz aller Beweise nicht ungehört zu verdammen. St. Johannes wurde daherzitiert, aberstatt seiner kam ein Brief, in welchem er schrieb: "Wir hören, daß ihr einen andern Papst wählenwollt. Ist das eure Absicht, so exkommuniziere ich euch alle im Namen des allmächtigen Gottes,damit ihr außer Stand gesetzt werdet, weder einen Papst zu verdammen noch eine Messe zu halten."Nun machte <strong>Otto</strong> I. nicht viel Umstände mit dem liederlichen Hans, setzte ihn ab und den <strong>von</strong> Volk,Adel und Geistlichkeit erwählten Leo VIII. an seine Stelle. Hänschen hatte sich mit den Schätzender Peterskirche da<strong>von</strong>gemacht.Als Kaiser <strong>Otto</strong> mit seinen schwerfälligen Deutschen abmarschiert war, da verlangten die römischenDamen nach ihrem Liebling Johannes und wußten es durch ihren Anhang dahin zu bringen,daß er wieder im Triumph in Rom eingeholt wurde. Leo gelang es zu entkommen, aber mehrereseiner Freunde fielen Johannes in die Hände, der sie schändlich verstümmeln ließ. Otgar, Bischof<strong>von</strong> Speyer, einer dieser Freunde, der noch in Rom war, wurde so lange gepeitscht, bis er tot war!Der Heilige Vater, Johannes XII., genoß aber die neue Herrlichkeit nicht lange. Er entführte eineschöne Frau, wurde <strong>von</strong> dem Manne derselben auf der Tat ertappt und auf der Bresche der erstürmtenZitadelle totgeschlagen. Ein seltsames Sterbekissen für einen heiligen Papst!Ich habe die Taten dieses Johannes etwas ausführlicher erzählt, um die Leser vorzubereiten auf diespäteren Päpste, die noch heiliger waren als er. Die andern "Heiligkeiten" dieses Jahrhunderts willich kürzer abhandeln.Leo VIII. und Benedikt V. wurden bald abgetan, und es bestieg den päpstlichen Stuhl Johann XIII.(965-972), den die Römer wegjagten, weil er zu stolz und gewalttätig war und an dessen Stelle BenediktVI. zum Papst gemacht wurde. Dieser wurde aber auch bald <strong>von</strong> einem Sohn der Maroziaund des Papstes Johann X. ins Gefängnis geworfen und erdrosselt.Johann XIV. wurde ebenfalls <strong>von</strong> einem seiner Gegenpäpste, Bonifazius VII., eingesperrt und vergiftet;aber dieser Giftmischer starb bald darauf, und seine Leiche wurde <strong>von</strong> den erbitterten Römerndurch alle Pfützen geschleift und dann auf offener Straße liegengelassen wie ein Aas. EinigeGeistliche holten sie hinweg und begruben sie heimlich.Johann XV. (985-996) maßte sich das ausschließliche Recht der Seligsprechung und Heiligsprechungan, welches bisher jeder Bischof nach Gefallen ausgeübt hatte.Jobann XVI. wurde <strong>von</strong> seinem Gegner Gregor V. (996-998) gefangengenommen und hatte einklägliches Ende. Gregor ließ ihn an Augen, Ohren und Nase schrecklich verstümmeln, in einembeschmutzten priesterlichen Gewande rücklings auf einem Esel, den Schwanz in der Hand, durchdie Straße führen und dann in einem Kerker elend verhungern.Ich darf nicht vergessen, hier eine Sage einzuschieben, welche <strong>von</strong> den Feinden des Papsttums immermit großer Schadenfreude erwähnt wurde, wenn auch neuere Schriften sie als eine Erbdichtungbehandeln. Es ist die berüchtigte Geschichte <strong>von</strong> der Päpstin Johanna.

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