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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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185Der Abt des Klosters zu Guldholm bei Schleswig hatte ein Liebchen in der Stadt, bei welchemer oftmals die Nacht zuzubringen pflegte. Gewöhnlich nahm er des besseren Scheins wegen einenvertrauten Pater mit. Dieser wurde ihm endlich unbequem, und er ließ den Begleiter zu Hause. Diesverdroß denselben, und echt mönchisch dachte er sogleich auf Rache.Als nun der Abt wieder einmal die Nacht bei seiner Geliebten zubrachte, weckte der boshafteMönch das ganze Kloster und rief: Dominus noster Abbas mortuus est in anima. Die Mönche deutetendas auf den leiblichen Tod des Abts, und das war es eben, was der Pater wollte. Alsbald zogman mitten in der Nacht mit Fackeln, Kreuz und Fahne an den bezeichneten Ort, um die Leiche desAbts einzuholen, und war nicht wenig überrascht, den frommen Herrn anstatt auf der Totenbahrebei seiner Buhlerin zu finden.Doch ich brauche abermals nicht so weit zurückzugehen; die neuere Zeit liefert Beweise dieser Artin Menge, und Ammann, der dreißig Jahre im Kloster war, führt deren eine Menge an.Im Jahre 1832 pflegte ein Pater namens Amandäus jedesmal, wenn er sich unter einem frommenVorwand entfernen konnte, die Nacht bei einem berüchtigten Frauenzimmer in Mels zuzubringen.Um den frommen Heuchler auf der Tat zu ertappen, lauerten ihm einst einige junge Burschen aufund erwischten ihn richtig in den Armen der Buhlerin. Im Triumph schleppten sie ihn nach demKloster, und die Versetzung nach Schwyz war seine ganze Strafe.Zwei andere Klostergeistliche, Pater Augustin, Pfarrer in Tußnang, und P. Benedikt, Pfarrer inBettwiesen, verführten viele Frauen und gingen ganz ungescheut in ihre Häuser unter dem Vorwand,daß sie die Sterbesakramente dorthin zu bringen hätten.In mehreren Orten der Schweiz, wo Klöster waren, wagte sich kein Frauenzimmer am Abend aufdie Straße, denn die brünstigen Pfaffen fielen sie förmlich an, und ihre viehische Geilheit schonteselbst nicht unreife Kinder.Pater Friedrich aus dem Kapuzinerkloster in Appenzell hatte sich, solange er noch bloßer Frater warund nicht das Kloster verlassen durfte, mit unnatürlichen Ausschweifungen beholfen; als er aberPater wurde und mehr Freiheit hatte, verlangte er nach natürlichen. - Eines Tages zog er <strong>von</strong> Appenzellnach dem Flecken Teufen in das St. Galler Land, um in einigen katholischen Gemeinden zupredigen und Beichte zu hören. Als er nicht weit <strong>von</strong> Teufen sich einem Walde näherte, lief ihm einMädchen nach und bat ihn um ein Heiligenbildchen' wie die Kinder überall, wenn sie einen Kapuzinersehen, zu tun pflegten. - Pater Friedrich zog ein gemaltes Bildchen aus seiner Kapuze, zeigtees dem Mädchen und versprach, es ihm zu schenken, wenn es weiter mit ihm kommen wollte. Aufdiese Weise lockte er das unschuldige Kind in den Wald. Sobald er dasselbe in ein Gebüsch gebrachthatte, verübte er an ihm die brutalste Notzucht.Das kleine Mädchen schrie um Hilfe, und der Vater, der ihre Stimme hörte und erkannte, eilte aufdas schnellste herbei und ertappte den geilen Pfaffen auf der Tat. Er behielt Mäßigung genug, demMönche nicht auf der Stelle den verdienten Lohn zu geben, machte aber sogleich Anzeige <strong>von</strong> denschändlichen Handlungen des Paters. Dieser wurde festgenommen und nach Troegen gebracht, woman die Sache gerichtlich untersuchte.Es ergab sich, daß das arme Kind geschändet und bedeutend verletzt war.Höchst merkwürdig sind die Ansichten, welche den Pater zu diesem Verbrechen leiteten, die aberfast <strong>von</strong> allen Mönchen in den Klöstern geteilt werden. Er glaubte, die Reformierten wären alle soschlecht, daß sie nichts für Sünde hielten und daß bei ihnen alles erlaubt sei, weil sie nicht beichtenmüssen! Daher meinte er denn, in den Augen derselben kein Verbrechen zu begeben, wenn er einreformiertes Kind notzüchtigte!

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