140bezahlen oder unter die Armen verteilen. Tut er es in der Besoffenheit und zufällig, so darf ernur 40 Tage Buße tun. - Jeder muß sich vor Empfang des Abendmahls der Frau sieben, fünf oderdrei Tage enthalten."Die Kirche verdankt das große Licht St. Iso in St. Gallen nur dem Umstande, daß er <strong>von</strong> seinen vornehmenEltern in der Osternacht erzeugt wurde, welche darüber Gewissensskrupel hatten und ihnder Kirche widmeten.Schon früher bemerkte ich, daß der Eigennutz der Bischöfe großen Anteil an der Verdammung derPriesterehe hatte. Bekam ein verheirateter Priester keine Kinder - nun, dann sah man durch die Finger.Die Folge da<strong>von</strong> war, daß sie die Schwangerschaft ihrer Weiber entweder verhinderten, wieOnan, oder daß sie zu gefährlichen Mitteln ihre Zuflucht nahmen.Ein südamerikanischer Indianerstamm soll ein ganz unschädliches Mittel besitzen, die Empfängnisder Weiber zu verhindern, was oft <strong>von</strong> solchen Frauen angewendet wird, die nicht gleich eine Familiehaben wollen. Mich wundert, daß noch niemand dasselbe aufgefunden und nach Europa gebrachthat; er könnte sich große Verdienste um die römische Kirche und sonst erwerben.Den Beweis dafür, wie es der Kirche ganz hauptsächlich darauf ankam, daß die Geistlichen keineKinder bekommen, die sie beerben konnten, liefert ein Konzilium, welches Erzbischof Johann <strong>von</strong>Tours im Jahre 1278 in London hielt.Dort heißt es in einer der Verordnungen: "Da die Fleischelust den Klerikalstand vielfältig entehrt,besonders wenn es zum Kinderzeugen kommt, so verordnen wir, daß die Kleriker, besonders die inden heiligen Weihen sich befindlichen, sich nicht unterstehen, ihren im geistlichen Stand erzeugtenSöhnen und ihren Konkubinen etwas testamentarisch zu vermachen. Solche Vermächtnisse sollender Kirche des Testators zufallen."Das Leben der Geistlichen in den ersten Jahrhunderten lernen wir sehr genau aus den Schriften derKirchenväter kennen, welche sich bemühten, die unter denselben herrschende Verderbnis zu bekämpfen.Es erscheint oft unglaublich, daß die Religion, die Jesus lehrte, zu so abscheulichen Lasternführe konnte, wie sie uns in diesen Schriften berichtet werden. Daß die Geistlichen sich für dasVerbot der Ehe auf andere Weise zu entschädigen suchten, nun, das ist menschlich und an und fürsich zu entschuldigen. Bei solchen Vergehungen muß man nicht sowohl den schwachen Menschenals vielmehr das naturwidrige Verbot verdammen, welches zur Verletzung der Sittengesetze zwingt;aber anders ist es mit den <strong>von</strong> den Bischöfen begangenen Schändlichkeiten und Verbrechen, die indem Geiz, der Herrschsucht und anderen bösen Leidenschaften ihre Ursachen haben.Basilius schreibt an Eusebius, Bischof <strong>von</strong> Samosata: "Nur an die allernichtswürdigsten Menschenist jetzt die bischöfliche Würde gekommen"; in einem Briefe, welchen er und zweiunddreißig andereBischöfe an sämtliche Bischöfe Galliens und Italiens richten, wird der schmachvolle Zustand derKirche mit großer Wehmut geschildert: "Die Schlechtigkeit der Bischöfe und Kirchenvorsteher",heißt es darin, "sei so groß, daß die Bewohner vieler Städte keine Kirchen mehr besuchen, sondernmit Weib und Kind außerhalb der Mauern der Städte unter freiem Himmel für sich Gebete verrichteten."Gregor <strong>von</strong> Nazianz, Chrysostomus, Cyrill <strong>von</strong> Jerusalem usw. können nicht grell genug die Sittenverderbnisder Geistlichen schildern. Diese hatten es damit so weit gebracht, daß man die Unzuchtals förmlich zum Pfaffen gehörig betrachtete und nicht mehr für ein Verbrechen hielt. - Die afrikanischenSynoden sahen sich gezwungen, zu verordnen, daß kein Geistlicher allein zu einer Jungfrauoder Witwe gehen solle!Am lebhaftesten schildert die Geistlichen und den SittenVerfall der damaligen Zeit der schon oftgenannte heilige Hieronymus. Er schreibt in einem Briefe an Eustochium: "Sieh, die meisten Wit-
141wen, die doch verehelicht waren, ihr unglückliches Gewissen unter dem erlogenen Gewandeverbergen. Wenn sie nicht der schwangere Bauch oder das Geschrei der Kinder verrät, so gehen siemit emporgestrecktem Halse oder hüpfendem Gange einher. - Andere aber wissen sich unfruchtbarzu machen und morden den noch nicht geborenen Menschen. Fühlen sie sich durch ihre Ruchlosigkeitschwanger, so treiben sie die Frucht durch Gift ab. Oft sterben sie mit daran, und dreifachenVerbrechens schuldig, gelangen sie in die Unterwelt, als Selbstmörderinnen, als Ehebrecherinnen anJesus, als Mörderinnen des noch nicht geborenen Sohnes. Ich schäme mich, es zu sagen, o der Abscheulichkeit!es ist traurig, aber doch wahr.Woher brach die Pest der Agapetinnen in unsere Kirchen herein? Woher ein anderer Name derEheweiber ohne Ehe? Ja, woher das neue Geschlecht der Konkubinen? Ich will mehr sagen, woherdie Hure eines Mannes? Ein Haus, ein Schlafgemach, nur oft ein Bett umfaßt sie, und nennen unsargwöhnische Leute, wenn wir etwas Arges vermuten."Und weiter in demselben Briefe: "Es gibt andere, ich rede <strong>von</strong> Leuten meines Standes, welche sichdeshalb um das Presbyteriat und Diakonat bewerben, um die Weiber desto freier sehen zu können.Ihre ganze Sorgfalt geht auf ihre Kleider, auf daß sie gut riechen und die Füße unter einer weitenHaut nicht aufschwellen. Die Haare werden rund gekräuselt, die Finger schimmern <strong>von</strong> Ringen, unddamit ihre Fußsohlen kein feuchter Weg benetze, berühren sie ihn kaum mit der Spitze. Wenn dusolche siehst, solltest du sie eher für Verlobte als für Geistliche halten. Einige bemühen sich ihrganzes Leben hindurch nur darum, die Namen, Häuser und Sitten der Matronen kennenzulernen.Einen <strong>von</strong> ihnen, den vornehmsten in dieser Kunst, will ich kurz beschreiben, damit du desto leichteram Lehrer die Schüler erkennst.Er steht eilfertig mit der Sonne auf, entwirft die Ordnung seiner Besuche, sieht sich nach einemkürzeren Wege um, und der überlästige Alte geht beinahe bis in die Kammern der Schlafenden.Wenn er ein zierliches Kissen oder Tuch oder sonst etwas vom Hausrat sieht, so lobt, bewundertund berührt er es; indem er klagt, daß es ihm fehle, preßt er es mehr ab, als daß er es verlangte, weilsich eine jede Frau fürchtet, den Stadtfuhrmann zu beleidigen. Ihm sind Fasten und Keuschheit zuwider;eine Mahlzeit billigt er nach ihrem feinen Geruch und nach einem gemästeten jungen Kranich.Er hat ein barbarisches und freches Maul, das immer zu Schmeichelworten gewaffnet ist. Dumagst dich hinwenden, wohin du willst, so fällt er dir zuerst in die Augen." - Solcher geistlichen"Stadtfuhrleute" gibt es auch noch heutzutage, und ich könnte dem wackeren Hieronymus mehrerenennen, die zu seinem Porträt vortrefflich passen würden.Dergleichen Schilderungen erweckten dem Hieronymus natürlich viele Feinde, die sich dadurchrächten, daß sie ihn verlästerten. Viele Not hatte er mit einem Diakon namens Sabinian. Dieser hatteeine Wallfahrt zu allen liederlichen Häusern Italiens unternommen und nebenbei eine MengeJungfrauen genotzüchtigt und Ehefrauen verführt, <strong>von</strong> denen mehrere wegen dieser Verbrechenöffentlich hingerichtet wurden. Endlich verführte er auch die Frau eines vornehmen Goten, der diesenSchimpf entdeckte, echt gotisch darüber ergrimmte und den liederlichen Pfaffen auf Tod undLeben verfolgte. - Dieser kam mit einem Empfehlungsschreiben zu St. Hieronymus nach Bethlehem,wo er in ein Kloster gesteckt wurde. Hier sah er eines Tages eine Nonne aus dem Kloster derPaula, verliebte sich in dieselbe, schrieb ihr Liebesbriefe und erhielt die Versicherung, daß alle seineWünsche erfüllt werden sollten -als der Handel entdeckt und die Keuschheit der Nonne gerettetwurde. - Sabinian fiel Hieronymus zu Füßen und erhielt Verzeihung unter der Bedingung, daß erdie ihm auferlegte Buße tragen solle. Er versprach alles, hielt aber nichts, lebte lustig wie zuvor undverleumdete Hieronymus, wo er konnte. - Solche Galgenfrüchte trug schon damals der heiligeChristbaum der KirchelDie Gesetzgebung des Justinian war der Priesterehe durchaus nicht günstig, denn in einer Verordnung<strong>von</strong> 528 heißt es: "Indem wir die Vorschrift der heiligen Apostel befolgen, verordnen wir, daßso oft ein bischöflicher Stuhl in einer Stadt erledigt ist, die Bewohner derselben über drei Personen<strong>von</strong> reinem Glauben und tugendhaftem Leben sich vereinigen, um aus ihnen den Würdigsten her-
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genügen, nur in leichten Umrissen
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Zeit in der syrischen Wüste und sc
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St. Adalbert, der sogenannte Aposte
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56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu