der Nachgeburt genossen hätten! - Übrigens ist er ein Antinachgeburtianer, da der Prophet Ezechielprophezeit habe: "Diese Tür wird verschlossen sein und nicht aufgemacht werden."58Man glaube indessen nicht, daß dieser ekelhafte Unsinn der größte ist, über welchen Pfaffen stritten,und verhöhne nicht die jüdischen Rabbiner, welche ernstlich untersuchten, ob Adam schon mitStahl und Stein Feuer geschlagen habe? Ob das Ei, welches eine Henne am Festtag gelegt habe,gegessen werden dürfe? Ich kann eine ganze Galerie solcher christlichen Streitfragen anführen, dieden erwähnten an Abgeschmacktheit durchaus nichts nachgeben, die mit der größten Erbitterungabgehandelt wurden und wobei es gar häufig zu Schlägereien und selbst Blutvergießen kam.Die Pfaffen stritten darüber: ob Adam einen Nabel gehabt habe? Zu welcher Klasse <strong>von</strong> Schwalbendie gehörte, welche Tobias ins Auge machte? Ob Pilatus sich mit Seife gewaschen, als er Jesum dasUrteil sprach? Ob ein Kind bei widernatürlicher Lage auf den Hintern getauft werden dürfte? Wasdas für ein Baum gewesen, auf den der kleine Zachäus stieg, als er Jesus sehen wollte? Mit welcherSalbe Maria Magdalena den Herrn gesalbt? Ob der ungenähte Rock, über den die Kriegsknechte dasLos warfen, Jesu ganze Garderobe gewesen sei? <strong>Wieviel</strong> Wein auf der Hochzeit zu Kana getrunkenworden sei? Was wohl Jesus geschrieben, als er mit dem Finger in den Sand schrieb? Wie Jesus dasErlösungswerk habe vollbringen können, wenn er als Kürbis zur Welt gekommen wäre? Ob Gottwie ein Hund bellen könne? Ob nicht schon ein einziger Blutstropfen hingereicht habe für die Sündeder Weit? Ob Gott der Vater sitze oder stehe? Ob er einen Berg ohne Tal, ein Kind ohne Vaterhervorbringen und eine Entjungferte wieder zur Jungfrau machen könne? Ob die Engel Menuettoder Walzer tanzten? Ob sie lauter Diskant- oder auch Baßstimmen hätten? Was man wohl in derHölle treibe, und zu welchem Thermometergrad die Hitze dort wohl steige? Eine Menge Fragenmuß ich ihrer Unflätigkeit wegen weglassen und will nur zwei als Probe in lateinischer Spracheausführen: An Christus cum genetalibus in coelum ascenderit, et S. Virgo semen emiserit in commerciocum Spiritu sancto?Die Lehren vom Abendmahl und <strong>von</strong> der Taufe boten gleichfalls Gelegenheit genug zu Streitigkeiten.Man zankte sich darüber, ob der Teufel rechtmäßig taufen könne? Ob man im Notfall auch mitWein, Bier, Sand usw. taufen könne? Oder ob auch bloßes Anspucken genüge? Ob eine Maus, dievom Taufwasser gesoffen, für getauft zu halten sei? Was zu tun, wenn ein Kind das Taufwasserverunreinige? Das tat der nachherige Kaiser Wenzel, und deshalb wurde ihm auch alles möglicheUnheil prophezeit.Doch die Untersuchung der Jungfernschaft der Mutter Gottes hat mich auf Abwege geführt; kehrenwir wieder zu ihr zurück.Albertus Magnus (Albrecht <strong>von</strong> Lauingen), Bischof <strong>von</strong> Regensburg, der 1280 zu Köln starb, hatsich sehr gründlich mit der Jungfrau Maria beschäftigt und untersucht, ob sie blond oder brünett, obsie schwarzäugig oder blauäugig, ob sie schlank oder dick, groß oder klein gewesen sei. Was ereigentlich herausuntersucht hat, finde ich nirgends und habe keine Lust, die einundzwanzig Foliobändedeshalb durchzulesen, die uns <strong>von</strong> seinen 800 Büchern erhalten worden sind. Nach den Überresten<strong>von</strong> ihrem Haar zu urteilen, ist es scheckig gewesen, denn man zeigt braune, blonde, schwarzeund rote. Diejenigen Haare, mit welchen sie an einem Marientage höchst eigenhändig das Hemddes Erzbischofs St. Thomas flickte, waren übrigens maliziös blond.Schön war Maria indes auf jeden Fall, denn wenn sich auch kein authentisches Porträt <strong>von</strong> ihr vorgefundenhat, so stimmen doch alle heiligen Kirchenväter darin überein, und als Heilige erschienihnen natürlich die "Himmelskönigin" häufig.St. Damiani, der 1059 starb, erzählt, "daß Gott selbst durch die Schönheit der heiligen Jungfrau inheftiger Liebe zu ihr entbrannt sei. In einem hierauf berufenen himmlischen Konvent habe er denverwunderten Engeln <strong>von</strong> der Erlösung des Menschengeschlechtes und der Erneuerung aller Dingeerzählt und ihnen <strong>von</strong> Maria Kunde gegeben. Der Engel Gabriel erhielt sogleich einen Brief, in dem
59ein Gruß an die Jungfrau, die Fleischwerdung des Erlösers, die Art der Erlösung, die Fülle derGnade, die Größe der Herrlichkeit und die Größe der Freuden enthalten waren. Gabriel kam zu Maria,und sobald er mit ihr gesprochen hatte, fühlte sie den in ihre Eingeweide hineingefallenen Gottund dessen in der Enge des jungfräulichen Bauches eingeschlossene Majestät."Im Koran ist erzählt, daß Maria an einem Palmenbaum stand, als der Engel zu ihr trat und sagte:"Ich will dir einen reinen Knaben schenken."Die Zahl der Wunder, welche der heiligen Jungfrau zugeschrieben werden, ist sehr groß, und es fälltmir schwer, eine Auswahl zu treffen. Später findet sich vielleicht eine Gelegenheit, das eine oderandere zu erzählen.Die Legende erzählt, daß Engel das ganze Haus der Maria aus Bethlehem nach Italien getragenhätten. Anfangs ließen sie es bei Tersatto in der Nähe <strong>von</strong> Fiume stehen; aber im Jahre 1294 trugensie es nach Loretto.Als das heilige Haus vorbeigetragen wurde, bogen sich die Balken - damals noch in ihrer Jugend alsBäume - vor demselben! Höchst merkwürdig ist es aber, daß zwei Jahrhunderte lang kein Schriftsteller<strong>von</strong> diesem höchst wunderbaren Transport erzählt! Die Inschrift des heiligen Hauses heißt:"Der Gottesgebärerin Haus, worin das Wort Fleisch geworden." Über dem unscheinbaren Haus,welches neueren Forschungen zufolge sich in Baumaterial und Form <strong>von</strong> den andern Bauernhütten- um Loretto - gar nicht unterscheiden soll, erhebt sich eine prachtvolle Kirche, und Tausende <strong>von</strong>Wallfahrern strömten hierher, um ihre Rosenkränze in dem Breinäpfchen Jesu umzurühren und, wasfür die Kirche die Hauptsache war, ein mehr oder minder beträchtliches Sümmchen zu opfern. Sowurde denn durch einen jedem vernünftigen Menschen offenbaren Betrug ein unermeßlicher Schatzzusammengestohlen!Doch die guten Katholiken waren <strong>von</strong> ihren Pfaffen so gut gezogen, daß sie lieber ihren eigenenAugen als einem Pater mißtrauten. Der Mönch Eiselin zog 1500 zu Aldingen in Württemberg umhermit einer Schwungfeder aus dem Flügel des Engels Gabriel. Wer diese küßte, sagte er, demsollte die Pest nichts anhaben. Ein solcher Kuß wurde natürlich nicht umsonst gestattet. Die kostbareFeder wurde dem Pfaffen gestohlen! Eiselin war indessen gar nicht verlegen. Im Beisein der Wirtinfüllte er sein leeres Kästchen mit Heu, welches wahrscheinlich auf ihrer eigenen Wiese gewachsenwar, und gab es aus für Heu aus der Krippe, in welcher Jesus in Bethlehem gelegen hatte; weres küßt, sollte pestfrei sein. Alles drängte sich zum Kuß herzu, und selbst die Wirtin küßte, so daßEiselin erstaunt flüsterte: "Und auch du, Schatz?"Die frommen Herrn Geistlichen und Mönche trieben mit den Reliquien den abscheulichsten Betrug.Jeder christliche Altar mußte seine Reliquie haben, und je heiliger diese war, desto größer war derNutzen, den sie da<strong>von</strong> zogen; denn die Reliquien waren weder umsonst zu sehen, noch wurden sieverschenkt. Der Reliquienhandel wurde bald sehr einträglich. Natürlich, alte Knochen, Lumpen unddergleichen fand man überall, man brauchte kein Anlagekapital, und der Preis, den man sich bezahlenließ, war hoch!Als die Bischöfe <strong>von</strong> Rom Päpste wurden, da steuerten sie etwas diesen Handel, aber nur, um selbstda<strong>von</strong> größeren Vorteil zu ziehen. Die Reliquien mußten in Rom geprüft werden und wurden nurfür echt befunden - wenn die Besitzer die echt römischen, klingenden Beweise beizubringen wußten.Eine gute Reliquie war ein wahrer Schatz für ein Kloster, und nicht alle Abtissinnen gingendamit so leichtsinnig um, wie die Nonnen zu Macon.Das dortige Kloster besaß die Haut des heiligen Dorotheus, der geschunden wurde; Simon, derGerber, hatte das heilige Fell gegerbt, und diese kostbare Reliquie war durch mancherlei Händeendlich in den Besitz der Nonnen zu Macon gekommen. Die stopften die Haut mit Baumwolle ausund stellten den Heiligen her, als ob er lebe. Sie gerieten aber aus übergroßer Verehrung auf ganz
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wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu