10Einige wohlmeinende Freunde sprachen gegen mich die Meinung aus, daß mein Buch eine nochbessere Wirkung hervorgebracht haben würde, wenn ich die empörendsten Tatsachen weggelassenund bei Beurteilung der mitgeteilten mehr Mäßigung beobachtet hätte.Gegen diese Ansicht muß ich mich entschieden erklären. Wollte ich handeln, wie diese Wohlmeinendenes verlangen, so handelte ich jesuitisch. Eine Linie, die nicht gerade ist, ist krumm, und entstellteWahrheit ist Lüge.Es ist allerdings möglich, daß einigen Katholiken die <strong>von</strong> mir mitgeteilten Tatsachen so unglaublichscheinen, daß sie dieselben für böswillige Erfindungen halten, worin sie natürlich <strong>von</strong> ihren Geistlichenbestärkt werden, allein sollte ich aus diesem Grunde mich gerade der wirksamsten Waffenberauben? Wer mich Lügen beschuldigt, der mag offen auftreten; ich will ihm beweisen, daß, waser als Lüge bezeichnet, den Schriften eines verehrten Heiligen, Bischofs oder Prälaten wörtlich entnommenist.Was nun meine Urteile anbetrifft, so sind sie allerdings oft in herben und derben Worten ausgedrückt,allein ich frage, welche Ansprüche hat denn die römische Kirche auf eine rücksichtsvolleund zarte Behandlung? Die Wahrheit sagen ist in der Tat nicht so grob, als jemand verbrennen, weiler an eine handgreifliche Lüge nicht glauben kann! Nein! was ich für schlecht halte, das werde ichschlecht nennen.Die römische Kirche ist kein Freund der Menschheit, dessen Schwächen und Gebrechen aufzudeckenund zu verhöhnen mir Schande bringen könnte. Torheit und Schwäche wäre es, im offenenund ehrlichen Kampfe mit dem Todfeinde dieser Freiheit die Blößen nicht zu benutzen, die er bietet:ich stoße hinein mit aller Kraft, und wenn ich kann, nach dem Herzen.Das Buch ist nicht für den Gelehrten, auch nicht für den Salon bestimmt, es ist für das Volk geschrieben,und damit dasselbe es lese, ist es geschrieben, wie es geschrieben ist. Sind darin vorkommendeTatsachen und Worte nicht immer anständig, dann halte man sich deshalb an diejenigenHeiligen, Päpste oder Priester, welche solche unanständigen Handlungen begingen oder unanständigeWorte gebrauchten.Der zweite Band, "Die Geißler", folgte bald dem ersten; allein ehe der dritte noch erscheinen konnte,brach der Sturm <strong>von</strong> 1848 los, der mich in Paris fand, wo ich Zeuge der Februar-Revolutionwurde. Die Zeit des Schreibens war nun vorläufig vorüber, und mit Tausenden Gleichgesinnter griffich zum Schwert. Ich focht in erster Reihe und bis zuletzt. Die fürstliche Gewalt hatte bereits überallin Deutschland gesiegt, als wir die Festung Rastatt übergaben, deren Verteidigung ich als Chefdes Generalstabes geleitet hatte.Ich wurde zum Tode verurteilt, aber nicht einstimmig. Die eine dissentierende Stimme, die Anwendungeines in bezug darauf erlassenen Gesetzes und ein Zusammentreffen anderer glücklicher Umständeerretteten mich vom Tode; allein ich ward volle sechs Jahre in der einsamen Zelle einespennsylvanischen Gefängnisses lebendig begraben.Wen die Einsamkeit eines solchen Gefängnisses nicht geistig zertrümmert, den läutert und kräftigtsie. Manche meiner Leidensgefährten starben, manche kehrten mit zerstörtem Körper und Geisthilflos in die Welt zurück. Es war im Herbst 1855, als ich mein Grab verließ. Weder mein Geistnoch meine Gesundheit hatten gelitten, im Gegenteil, was andere zerstörte, hatte mich gekräftigt.Wer kümmert sich heute noch um die Leute, welche die Bäume pflanzten, die uns Schatten undNutzen gewähren! - Ich war mit dem zufrieden, was ich in Deutschland sah. Das Blut der Märtyrer<strong>von</strong> 1848 und 49 und die Tränen ihrer Weiber und Kinder sind nicht umsonst geflossen. Die Veränderungenin der menschlichen Gesellschaft entwickeln sich eben in ähnlicher Weise wie die in der
Natur - allmählich und langsam, und es ist unvernünftig <strong>von</strong> denen, die doch sonst die Wunderleugnen, Wunder zu verlangen.11Von den politischen Folgen der Jahre 1848 und 49 will ich indessen hier nicht reden; ich habe mitihnen hier nichts zu tun, ich will nur den geistigen Fortschritt in Betracht ziehen.Unsere Aufgabe ist es, die errungenen Vorteile zu benützen, und der zweckmäßigste Weg dazu, dasWissen unter dem Volke zu verbreiten und vor allem danach zu streben, den Pfaffen mit und ohneTonsur die Erziehung der Jugend aus den Händen zu winden.1868 im Oktober.Aus der Vorrede zur dritten AuflageIch war freilich vollständig da<strong>von</strong> überzeugt, daß mein <strong>Pfaffenspiegel</strong> ein zeitgemäßes Buch sei;allein dennoch überraschte es mich sehr angenehm, daß bereits nach einigen Wochen eine dritteAuflage nötig wurde, welche hoffentlich nicht die letzte sein wird.Ein günstiges Geschick unterstützte die in dem Buche vertretene gute Sache dadurch, daß es geradeum die Zeit seines Erscheinens Dinge an das Tageslicht brachte, welche die in demselben aufgestellteBehauptung bewahrheiteten, daß die in früheren Zeiten innerhalb der römischen Kirche, namentlichin den Klöstern, verübten Ruchlosigkeiten und himmelschreienden Verbrechen keineswegsallein barbarischen Zeitaltern angehörten, sondern daß sie eine natürliche Folge des in derrömischen Kirche herrschenden, unwandelbaren Prinzips sind und heute noch ebenso vorkommenwie vor tausend Jahren, nur in vielleicht noch schrecklicherer und mehr raffinierter Nichtswürdigkeit.Als die römische Kirche noch über Kaiser, Könige und Volk unumschränkt gebot, hielten es diePfaffen kaum für der Mühe wert, ihre Gewalttätigkeiten zu verbergen, da die Kirche selten den Willenund das weltliche Gesetz nicht die Macht hatte, die unter dem Deckmantel der Religion verübtenScheußlichkeiten zu verhindern oder zu bestrafen. Das hat sich indessen seit der Reformationund den aus derselben sich entwickelnden Revolutionen geändert. Selbst solche Kaiser und Könige,welche noch sehr geneigt wären, die römische Kirche gewähren zu lassen, weil die durch dieselbegeförderte Verdummung der Despotie günstig ist, sind <strong>von</strong> der öffentlichen Meinung, welche durchden Arm des Volkes manchmal Throne zertrümmert und Kronen - samt den Köpfen - herunterschlägt,gezwungen worden, ihrer unumschränkten Gewalt feierlich zu entsagen und ihre despotischenGelüste hinter sogenannten Konstitutionen zu verbergen, über welche sie lachen mögen, dieaber das Volk sicher zur Wahrheit machen wird, wenn es sich erst <strong>von</strong> der geistigen Knechtschaftder Kirche befreit und damit unehrlichen Fürsten alle Hoffnung auf die Rückkehr zur alten despotischenHerrlichkeit abgeschnitten hat.Rorschach am Bodensee, August 1869.Aus der Vorrede zur vierten AuflageDie Notwendigkeit einer vierten Auflage des "<strong>Pfaffenspiegel</strong>" in so kurzer Zeit ist der beste praktischeBeweis, daß dies Buch den Zweck erfüllt, den ich mir vorsetzte, als ich es schrieb. Aus verschiedenen,streng katholischen Ländern der Welt, wie Spanien, Italien, Südamerika, erhielt ichzustimmende und ermutigende Briefe und hatte auch die Freude, ein eigenhändiges Schreiben <strong>von</strong>dem alten Helden Garibaldi zu empfangen, in welchem er sich freudig anerkennend über die Tendenzmeines Buches ausspricht.
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- Seite 16 und 17: dem diese sie dazu gebrauchten, den
- Seite 18 und 19: 18ausgeglichen werden kann und sehe
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- Seite 26 und 27: 26Katholische Priester, welche von
- Seite 28 und 29: 28anerkannt werden, so mußte er Ha
- Seite 30 und 31: 30Wenn wir als wahr annehmen, daß
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- Seite 34 und 35: 34zerstreut und mit ihnen die Chris
- Seite 36 und 37: genügen, nur in leichten Umrissen
- Seite 38 und 39: 38häupter derselben; sie beriefen
- Seite 40 und 41: 40Der Übergang zu dem Gedanken, da
- Seite 42 und 43: daß überall Geschwüre hervorbrac
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- Seite 50 und 51: 50Die Tiere hatte er sehr lieb und
- Seite 52 und 53: 52Eine höchst merkwürdige Antipat
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- Seite 56 und 57: 56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
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sondern begleitete ihn selbst zu Fu
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ich in meinem Königreiche vor eine
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sich bereits seinen Bruder Dschem e
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