jemals bezahlt wurde. - Der Papst unterhält nämlich eine kleine Anzahl Lämmer, die er über denGräbern der Apostel geweiht hat und aus deren Wolle die Pallien gewebt werden.66Das Pallium ist ursprünglich ein römischer Mantel. Die Kaiser schenkten ein solches Kleidungsstück,welches <strong>von</strong> Purpur und köstlich mit Gold bestickt war, den Patriarchen und ausgezeichnetenBischöfen, um ihnen ihre Zufriedenheit und Gnade zu bezeugen, wie heutzutage die Geistlichen inmanchen Staaten Orden erhalten, wenn sie in den Geist der Regierungen einzugehen verstehen.Papst Gregor I. erlaubte sich zuerst, ohne Anfrage beim Kaiser ein solches Pallium den Bischöfenzuzusenden, bald als Zeichen der Zufriedenheit, bald als Zeichen der Bestätigung. In dem Usurpieren<strong>von</strong> Rechten sind die Päpste groß, ja, ihre ganze Macht ist darauf gegründet, und so kam es balddahin, daß sie sich nicht nur ausschließlich das Recht anmaßten, dergleichen Pallien zu erteilen,sondern gingen bald so weit, einen jeden Erzbischof wie auch einige größere Bischöfe zu zwingen,sich das Pallium <strong>von</strong> Rom zu holen - denn die Gnadensache hatte sich in eine Abgabe verwandelt.Ein solches Pallium kostete 30 000 Gulden, und diese Einnahme behagte den Päpsten so wohl, daßjeder Erzbischof als abgesetzt zu betrachten sei, der sein Pallium nicht innerhalb drei Monaten <strong>von</strong>Rom habe.Die Päpste waren so geizig und so gewohnt, aus nichts Geld zu machen, daß ihnen trotz des hohenPreises der Mantel zu kostbar war. Dieser schrumpfte gar bald zu einer Art <strong>von</strong> Hosenträger zusammen,zu vier Finger breiten, wollenen, mit rotem Kreuz versehenen Bändern, die über Rückenund Brust herabhängen. Diese Bänder sind aus der geweihten Wolle <strong>von</strong> Nonnenhänden gearbeitetund mögen vielleicht sechs Lot wiegen. Die Päpste verkauften demnach den Stein ihrer Wolle fürnicht weniger als vierthalb Millionen Gulden!Diese Palliengelder brachten den Päpsten ungeheure Summen, denn die Erzbischöfe sind meistensalte Herren und lösen einander schnell ab, und jeder neue Erzbischof muß ein neues Pallium kaufen;er muß dies sogar tun, wenn er versetzt wurde. Wie einige Geheimräte die Exzellenz haben, so hattenauch einige deutsche Bischöfe, wie die <strong>von</strong> Würzburg, Bamber und Passau, das kostbare Pallienrecht.Salzburg zahlte innerhalb neun Jahren 97 000 Skudi (etwa 5 Mark) Palliengelder. Der ErzbischofMarkulf <strong>von</strong> Mainz mußte das linke Bein eines goldenen Jesus verkaufen, um sein Pallium zu bezahlen.Er bekam also wahrscheinlich mehr für dieses Bein als der Verräter Judas für den ganzenJesus! -Der Erzbischof Arnold <strong>von</strong> Trier geriet in nicht geringe Verlegenheit, als ihm <strong>von</strong> zwei Gegenpäpstenzwei Pallien zugeschickt wurden, natürlich mit doppelter Rechnung. Wie er sich aus der Verlegenheitzog, weiß ich nicht, vielleicht durch den heiligen Rock. Sein Nachfolger, Bischof Arnoldi,der 1844 diesen alten Kittel ausstellte, wäre sicherlich nicht um lumpige 60 000 Gulden in Verlegenheitgewesen. Eine Million Wallfahrer, jeder taxiert zu fünf Silberlingen, macht 166 0666 Talerpreußisch Kurant oder 300 000 Gulden.Da nun die Erzbischöfe vom Papste so gebrandschatzt wurden, ist es ganz natürlich, daß sie wiederihre Untertanen oder Angehörigen ihres Sprengels brandschatzten, denn das Volk ist ja das Schafmit dem Goldenen Vlies, dem ein Stück nach dem andern <strong>von</strong> seinem Fell abgeschunden wird, umdie Bedürfnisse der großen Herren zu befriedigen, heißen sie nun Erzbischöfe oder Fürsten.Die Päpste hatten Geld wie Heu, aber die meisten <strong>von</strong> ihnen verstanden es auch lustig durchzubringen.Sixtus Vl. (1471 bis 1484) verschwendete schon als Kardinal in zwei Jahren 200 000 Dukaten(zu fast 10 Mark), was nach dem jetzigen Goldwert weit über das Doppelte mehr ist. Eine seinerMahlzeiten kostete manchmal 20 000 Florenen; aber was tat das, er verspeiste ja nur die Sünden derChristenheit, und dann verstand er es auch, sich Extraeinnahmen zu schaffen. So erlaubte er zumBeispiel einigen Kardinälen für eine bedeutende Abgabe während der Monate Juni, Juli und August
67- Sodomiterei! Auch legte er in Rom öffentliche Bordelle an, welche ihm jährlich an sogenanntemMilchzins 40 000 Dukaten einbrachten. - Nun, wir werden später noch heiligere Päpste kennenlernen.Eine wahrhaft goldene Idee hatte Papst Bonifaz VIII.; er erfand das Jubeljahr! Die Römer feiertenden Anfang eines neuen Jahrhunderts durch große Festlichkeiten und auch die Juden ihr Jubel- oderVersöhnungsjahr. Dies brachte den genannten Papst höchstwahrscheinlich auf den Gedanken, solcheJubeljahre in der Christenheit einzuführen. Wer in dem Jubeljahr nach Rom wallfahrte und hiersein Scherflein auf dem Altar niederlegte, der erhielt vollkommenen Ablaß für alle Sünden, die er inseinem Leben begangen hatte, und war wieder unschuldig wie ein neugeborenes Kind oder nochunschuldiger, denn in diesem steckt doch nach der Kirchenlehre noch der Teufel, welcher erstdurch die Taufe ausgetrieben wird. -Wer wäre nicht gern seiner Sünden ledig. Ein ganz kurzer Mord kann einem ehrlichen Menschendas ganze lange Leben verbittern! Wer erhielte nicht gern die Versicherung, daß dieser fatalenKleinigkeit am Tage des Gerichts nicht weiter gedacht werden soll? Kurz, <strong>von</strong> allen Seiten strömtendie Sünder nach Rom. Im Jahre 1300 brachten 200 000 Fremde das Jahr in dieser Stadt zu, und derGewinn, den sowohl die Einwohner derselben als auch der Schatz des Papstes da<strong>von</strong> hatten, warunermeßlich.Was <strong>von</strong> den reichen Leuten an Gold und Silber geopfert wurde, hat die päpstliche Schatzkammernicht für gut befunden, laut werden zu lassen; allein nur an Kupfergeld kamen in diesem goldenenJahre 50 000 Goldgulden ein. Nach einer ungefähren Schätzung belief sich der ganze Ertrag desJubeljahres auf 15 Millionen. Für die damalige Zeit war das eine ganz außerordentliche, unerhörteSumme.Die ganz unerwartet reiche Ernte machte den Päpsten natürlich Lust zu einer baldigen Wiederholung.Hundert Jahre sind gar zu lang, und Papst Clemens VI. hatte die beispiellose Güte zu bestimmen,daß das Jubeljahr alle 50 Jahre gefeiert werden solle, denn ihm war ein ehrwürdiger Greis mitzwei Schlüsseln - also wahrscheinlich St. Peter - erschienen, der ihm mit drohender Gebärde zugerufenhatte: "Öffne die Pforte!" Da mußte er natürlich gehorchen.Urban Vl. verkürzte diese Zeit noch bis auf 33 Jahre, zum Andenken an die Lebensjahre Jesu! Aneinem anständigen Vorwande hat es den Päpsten nie gefehlt. Sixtus IV. war "wegen der Kürze desMenschenlebens" noch gnädiger und setzte diese Zeit auf 25 Jahre herab.Das zweite Jubeljahr unter Clemens VI. (1350) fiel noch reichlicher aus als das erste. In der Jubelbulle"befiehlt er den Engeln des Paradieses auch die vom Fegefeuer erlösten Seelen derjenigen, dieauf der Reise nach Rom gestorben sind, in die Freuden des Paradieses einzuführen".Solche überschwengliche Gnade war natürlich für die dummgläubige Menge höchst anlockend.Rom wurde so mit Fremden überschwemmt, daß die Gastwirte, die sich doch sonst auf das Geldnehmenvortrefflich verstehen, damit nicht fertig werden konnten.Am Altar St. Pauls lösten sich Tag und Nacht zwei Priester mit Croupiersrechen in der Hand ab,die unaufhörlich das geopferte Geld einstrichen und fast unter der Last ihrer Arbeit erlagen. DasGedränge in der Kirche war so groß, daß viele der Gläubigen erdrückt wurden. Zehntausend derWallfahrer erhielten gleich Gelegenheit, die Nützlichkeit des Ablasses zu erproben, denn sie starbenan der Pest; aber man merkte ihren Abgang gar nicht, denn ihre Zahl gibt man auf eine Million undeinige Hunderttausende an und den Ertrag dieser Jubelernte auf mehr als zweiundzwanzig Millionen!
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