dem diese sie dazu gebrauchten, den gefährlichsten Feind der <strong>von</strong> ihnen erfundenen Religion zubekämpfen.16Dieser Feind ist die Vernunft, das Denken und die daraus folgende Erkenntnis, die Wissenschaft.Die Macht der Priester und alle Religion beruhte auf der Phantasie, welche in der Kinderperiode derMenschheit die Götter erschuf. Die Spekulation der Priester bildete diesen traditionellen Glauben zueinem komplizierten System aus, welches aus Täuschungen und Erdichtungen zusammengesetztund <strong>von</strong> vornherein auf Einbildungen erbaut war.Je mehr sich in den Menschen die Vernunft entwickelte und sie anfingen zu beobachten und zudenken, das heißt aus Erfahrungen Schlüsse zu ziehen, desto häufiger entdeckten sie, daß manche<strong>von</strong> den Priestern als positive Wahrheiten ausgegebene Dinge gerade das Gegenteil waren, was natürlichMißtrauen gegen andere Behauptungen erzeugte, auf denen die Priestergewalt hauptsächlichgestützt war. Jeder Schritt, den die Wissenschaft vorwärts tat, trat irgendeiner Priesterlüge auf denKopf.Es war daher eine Lebensfrage für das Ansehen der Priester oder was sie mit sich selbst zu identifizierenverstanden, der Religion, die Entwicklung der Vernunft nach Kräften zu hemmen und dieVerbreitung der unvertilgbaren Resultate der Wissenschaft zu verhindern, was zunächst durch diedespotische Macht geschehen konnte.Da nun aber häufig Konflikte zwischen der Herrschsucht der Priester und derjenigen der Fürstenentstanden, so waren die ersteren darauf bedacht, für ihre Macht eine noch festere Begründung zuschaffen, als sie das sie mit den Despoten verbindende gemeinschaftliche Interesse darbot, welchesnur bis zu einer gewissen Grenze gemeinschaltlich war. Das Verfahren der Priester, um diesenselbstsüchtigen Zweck zu erreichen, war ebenso praktisch als für die Menschheit und deren geistigeEntwicklung verderblich; der menschliche Geist mußte der Aufklärung möglichst unzugänglich undschon <strong>von</strong> Kindheit an in eine Form gezwängt werden, welche ihn nötigte, sich in der gewünschtenWeise zu entwickeln. Zu diesem Ende bemächtigten sie sich der Erziehung der Jugend.Das genügte indessen ihrer Vorsicht noch nicht. Dieses Lehrerverhältnis mußte für das ganze Lebenbeibehalten und die Herrschaft der Priester über die Seele der Menschen in solcher Weise ausgedehntwerden, daß diese <strong>von</strong> der Wiege bis zum Tode keinen Gedanken denken konnten, <strong>von</strong> demdie Priester nicht Kenntnis erhielten.Das Mittel, dies vollkommen zu erreichen, war, in den Menschen die Furcht zu pflanzen vor entsetzlichenGefahren (die einzig in dem Gehirn der Priester ihren Ursprung fanden) und gegen welcheallein die Priester die Mittel zu vergeben hatten.Entfernte Textstelle:Es ist hier keineswegs gesagt, daß alle Priester bewußte Betrüger waren. Das wohlersonneneund konsequent durchgeführte System verfehlte seine Wirkung auf diePriester selbst nicht, welche aus dem Volke hervorgingen und nach der als zweckmäßigund notwendig erkannten Art erzogen worden waren. Ein großer Teil derPriester glaubte wirklich, was sie lehrten, und diejenigen, die nicht glaubten, begriffenbald den Vorteil, den es ihnen brachte, den Glauben im Volke zu erhalten.Der Glaube war der Hauptpfeiler des ganzen <strong>von</strong> den Priestern erbauten Religionsgebäudes, und damit seiner Zerstörung dasselbe durchaus fallen mußte, so war es die Hauptsorge aller Priester, diesenGlauben als das Heiligste und Unantastbarste hinzustellen und schon den bloßen Zweifel, welcherder Vernunft den Weg bahnte, als ein Verbrechen darzustellen, welches die Götter als dasschrecklichste <strong>von</strong> allen bestraften.
17Dieser Gedanke, welcher schon seit Jahrtausenden <strong>von</strong> Priestern aller Religionen den Kinderneingeprägt wurde und sich <strong>von</strong> Generation zu Generation forterbte, behauptete sich unter den Menschenmit solcher Gewalt, daß noch heute, nachdem die Vernunft und die trotz aller Hemmnisseunaufhaltsam fortschreitende Wissenschaft die Abgeschmacktheit aller auf den Glauben gegründetenReligionen erkannt hatte, selbst Nichtgläubige es nicht wagen dürfen zu sagen: ich glaube nichtan Gott, ohne unter Millionen Entsetzen zu erregen, obwohl mit diesen Worten doch weiter nichtsausgedrückt ist als: die Vorstellung, welche ich, ein Kind des neunzehnten Jahrhunderts, <strong>von</strong> derWeltursache, <strong>von</strong> Gott habe, ist eine durchaus andere als diejenige, welche die Mehrzahl der Menschenvor Jahrtausenden hatte und welche noch die Basis der heutigen herrschenden Religion bildet.Entfernte Textstelle:Da nun der Glaube sich als der Hauptfeind des menschlichen Fortschritts erwies undnoch erweist, und es Zweck dieses Buches ist, zu der Wegräumung dieses mächtigenHindernisses beizutragen, so wird es nötig sein, die Natur desselben zu untersuchen.Was ich aus eigener Erfahrung kenne, brauche ich nicht zu glauben, das weiß ich; ichkann nur glauben oder nicht glauben, was ich aus dieser Erfahrung schließe, oderwas mir andere als ihre Erfahrung, oder als Schlüsse, die aus derselben gezogen sind,mitteilen.Es gibt zwei Arten <strong>von</strong> Glauben: der vernünftige und der unvernünftige, und ihreErklärung liegt schon im Beiwort. Was meine Vernunft als möglich annimmt, kannich glauben ohne unvernünftig zu sein, selbst wenn das mir als Faktum mitgeteiltenicht wahr sein sollte; glaube ich aber an das Geschehensein einer Handlung, welchemeine Vernunft als unmöglich erkennen muß, so ist mein Glaube ein unvernünftiger.Der Maßstab, den die Vernunft für die Möglichkeit einer Sache hat, ist ursprünglicheinzig und allein die Erfahrung. Beispiele werden meine Ansicht klarer machen alsDefinitionen.Erzählt mir jemand, er habe im Oktober einen Kastanienbaum blühen gesehen undich glaube ihm, so ist mein Glaube ein vernünftiger, selbst wenn derjenige, der mirdie Sache erzählt, eine Unwahrheit sagen sollte. Ich selbst habe Kastanienbäumeoder andere Pflanzen um diese Zeit blühen gesehen, welche sonst nur im Frühjahr zublühen pflegen, und dasselbe ist mir <strong>von</strong> vielen Personen bekannt, <strong>von</strong> denen ichkeinen Grund habe anzunehmen, daß sie eine Unwahrheit sagen.Man sagt, die Sonne sei einundzwanzig Millionen Meilen entfernt. Ich glaube es,und mein Glaube ist kein unvernünftiger, obwohl ich die Entfernung nicht gemessenhabe, da mir dazu die Mittel, das heißt die nötigen Kenntnisse fehlen. Ich habe aberKenntnisse genug, um durch Berechnung der Entfernung <strong>von</strong> mir zu Punkten zumessen, zu denen ich nicht mit dem Maßstab gelangen kann, und habe die Richtigkeitmeiner Rechnung durch Abschreiten oder mit dem Maßstab nicht selten geprüft,wenn das Hindernis, welches mich <strong>von</strong> dem Gegenstand trennte, vielleicht späterhinweggeräumt wurde. Ich weiß daher, daß die Wissenschaft Mittel bietet, die Entfernung<strong>von</strong> Punkten zu messen, zu denen man nicht gelangen kann. Mein Glaube istdaher auf Erfahrung begründet, also vernünftig.Es teilt mir jemand mit, ein Mensch sei <strong>von</strong> Liverpool nach Neuyork durch die Luftgeflogen. Wenn ich es glaube, so mag man mich leichtgläubig nennen, allein meinGlaube ist kein absolut unvernünftiger, denn ich weiß aus Erfahrung, daß der Unterschiedzwischen der Schwere des Körpers und der Luft durch verschiedene Mittel
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sondern begleitete ihn selbst zu Fu
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ich in meinem Königreiche vor eine
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sich bereits seinen Bruder Dschem e
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