172Die in den Klöstern herrschende Sittenlosigkeit übertrifft die kühnste Phantasie. Um die Folgenderselben zu verbergen, wurden sehr häufig die Mittelchen der Klosterapotheke in Anspruch genommen,und manches gefallene Mädchen blieb durch ihre Hilfe in den Augen der Welt eine reineJungfer; aber auch mancher Ehemann verschwand durch sie.Ammann kennt einen Pater, der einem Mädchen in Rapperswyl, das <strong>von</strong> ihm schwanger gewesensein soll, einen Trank zum Abtreiben gab. Der Vorgesetzte war genau da<strong>von</strong> unterrichtet; aber erhielt es "zur Ehre der Geistlichkeit" nicht für angemessen, viel Aufhebens da<strong>von</strong> zu machen.Mönche und Nonnen lebten in der innigsten Vertraulichkeit und schienen der Ansicht, daß sie nurdazu geschaffen wären, sich einander zu ergänzen. Der Humanist Bebel, der im Mittelalter lebte,wollte ein Nonnenkloster kennen, in welchem nur eine keusche Nonne gewesen, - die nämlich nochkein Kind gehabt hatte.Das Kinderbekommen war die Schattenseite des Nonnenlebens, aber die frommen Vestalinnenwußten sich zu helfen. Das Mittel war sehr einfach, "zur Ehre der Geistlichkeit" wahrscheinlichbrachten sie die Kinder um. Bei Abbrechung des Klosters Mariakron fand man "in den heimlichenGemächern und sonst - Kinderköpfe, auch ganze Körperlein versteckt und vergraben", und der BischofUllrich <strong>von</strong> Augsburg erzählt, daß Gregor I., der auch sehr für das Zölibat eingenommen gewesen,da<strong>von</strong> zurückgekommen sei, als einst aus einem Klosterteiche sechstausend Kinderköpfeherausgefischt wurden. Das Wort des Bischofs mag für diese fast unglaublich klingende Tatsachebürgen.Als Kaiser Joseph II. diese Wiedehopfnester ausnahm, fragte er einen Prior: "Wie stark sind sie?" -"Zweihundert, Ew. Majestät." - "Wie?" - "Ja, Ew. Majestät, wir haben aber auch vier Nonnenklösterzu versehen." - Der Kaiser drehte dem offenherzigen Prior den Rücken zu, um sein Lachen zu verbergen.Die Abtissinnen waren aber auch für ihre Freunde, die Mönche, auf das liebevollste besorgt. KrankeNonnen wurden nicht aufgenommen, ja nicht einmal solche, welche einen übelriechenden Atemhatten. Was dieser der Heiligkeit für Hindernisse in den Weg legen soll, kann ich nicht wohl begreifen;allein für die Unheiligkeit ist er höchst unbequem und bei Eheleuten, wenn ich nicht irre, inmanchen Ländern ein Grund zur Scheidung.Nichts ist possierlicher - erzählt der Ex-Prior Ammann -, als wenn sich die die Nonnen die körperlichenGebrechen ihrer geliebten Patres vorwerfen. Dies erinnert an andere keineswegs der Keuschheitgeweihten Häuser, und viele Geschichtsschreiber aus der Zeit der päpstlichen "babylonischenGefangenschaft" sagen auch wirklich geradezu: "Von Nonnen kann man aus Scham gar nicht sprechen;ihre Klöster sind Hurenhäuser, und ein Mädchen, das den Schleier nimmt, tut dasselbe, alsob sie sich für eine Hure erkläre."Schon die Synode zu Rouen (um 650) sah sich genötigt, das Gesetz zu erlassen: daß Nonnen, diemit Geistlichen oder Laien Unzucht getrieben, durchgeprügelt und ins Gefängnis geworfen werdensollten.Robert <strong>von</strong> Abrissel, der Stifter des oben erwähnten Klosters <strong>von</strong> Fontevrauld, ein sehr heiligerMann, brachte die Nächte bei Nonnen zu, um seine Stärke zu prüfen in der Tugend der Enthaltsamkeit.Sehr vernünftig war es <strong>von</strong> ihm, daß er sich zu dieser Probe nur die allerschönsten Nonnenaussuchte. Siegte er, dann war sein Sieg um so verdienstlicher, und unterlag er, nun, dann lohnte esdoch auch der Mühe.Bebel, den ich schon mehrmals nannte, ist sehr reich an spaßhaften Anekdoten <strong>von</strong> Mönchen undNonnen. Zwei mögen hier einen Platz finden.
173Ein Mönch, der in einem Nonnenkloster einkehrte, wurde <strong>von</strong> den Nonnen auf das freundlichsteaufgenommen und bewirtet. Er sprach so viel <strong>von</strong> Tugendsinn, Gottesfurcht und Züchtigung, daßihn die Nonnen für ein Muster der Enthaltsamkeit hielten und ihm sogar in ihrem eigenen Schlafsaalein Bett anwiesen.Mitten in der Nacht fing der Mönch plötzlich an zu schreien: Ich mag nicht! Ich mag nicht! Mankann sich denken, wie die Nönnchen die Ohren spitzten und wie eifrig sie herbeiliefen, um sichnach der Ursache des sehr verdächtig klingenden Ausrufs zu erkundigen.Der Schalk erzählte ihnen nun, daß ihm eine Stimme vom Himmel befohlen habe, sich zu derjüngsten Nonne ins Bette zu legen, denn sie beide wären dazu ausersehen, einen Bischof hervorzubringen;er aber wolle nicht.Die frommen Nonnen waren hocherfreut, wußten ihn zum Gehorsam gegen Gottes Stimme zu bekehrenund führten ihn endlich an das Bett der glücklichen Schwester. Als diese einiges Bedenkenfand, erklärten sich sogleich alle übrigen bereit, ihre Stelle zu vertreten, so daß sie sich bestimmenließ und den Mönch zu sich nahm. -Das Resultat war aber - eine Tochter! Diese konnte freilich nicht Bischof werden, und als man denMönch zur Rede stellte, schob er den mißratenen Bischof darauf, daß die Nonne nicht freiwilliggekommen wäre.Einen ähnlichen Streich spielte den Nonnen der Pförtner ihres Klosters, welcher den sonderbarenNamen Omnis mundus führte. Während einer Nacht kroch er in die Feueresse und brüllte durch eingroßes Rohr in den Kamin ihres Schlafsaals: "O ihr Nonnen, hört das Wort Gottes!" Die Nonnenzitterten und zagten; als sie aber in der nächsten Nacht wieder dieselbe Stimme hörten, fielen siealle nieder, denn sie meinten, ein Engel spräche zu ihnen, und sangen: "O Engel Gottes, verkündeuns deinen Willen!"Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten; sie lautete: "Haec est voluntas Domini ut Omnis mundusinclinet vel suppont vos!" - Was bedeutet dieser Orakelspruch? fragten sich die Nonnen undkamen bald dahin überein, daß der Pförtner Omnis mundus bei ihnen schlafe, woraus wohl ein Bischofoder gar ein Papst entstehen sollte.Der schlaue Pförtner wurde gerufen. Er fügte sich, und die Abtissin, welche zuerst mit ihm alleinblieb, sang beim Hinausgehen: "Wie freut mich das, was mir gesagt worden ist." - Nun kam diePriorin an die Reihe. Diese sang: "Herr Gott, dich loben wir!" Die dritte Schwester: "Der Gerechtewird sich im Herrn freuen", und die vierte: "Lasset uns alle fröhlich sein."Aber nun hatte das Latein des Pförtners ein Ende, und als er da<strong>von</strong>lief, schrien ihm die übrigenNonnen nach: "Wann erhalten wir denn nun den Ablaß 1 )!"1 ) Die Einführung der erzwungenen Priesterehelosigkeit usw. <strong>von</strong> Theiner, Bd. 2 S. 108.Aber nicht immer kam ein reisender Mönch, der angenehme Offenbarungen hatte, und nicht jedesKloster besaß einen brauchbaren Pförtner; aber das Verlangen war da und wollte befriedigt sein.Viele behalfen sich so gut es ging; aber was wollte das sagen? Einige verliebten sich in Jesus undschwärmten so lange für ihn, bis sie sich wirklich einbildeten oder träumten, Besuche <strong>von</strong> ihm zuempfangen.Die Nonne Armelle glaubte wirklich in der Seitenwunde Jesu zu wohnen, und Maria de la Coqueerhielt gar <strong>von</strong> ihm die Erlaubnis, ihr Herz in das seinige Zu legen. Dann bekam sie es wieder; aberJesus riet ihr, wenn sie <strong>von</strong> der Operation Seitenstechen empfinde, sich zur Ader zu lassen.
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6bens. Kardinal Johann, ein Englän
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8Sind Regierungen so verblendet, da
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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26Katholische Priester, welche von
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28anerkannt werden, so mußte er Ha
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32daß sich die Götter unter die M
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34zerstreut und mit ihnen die Chris
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genügen, nur in leichten Umrissen
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38häupter derselben; sie beriefen
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40Der Übergang zu dem Gedanken, da
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daß überall Geschwüre hervorbrac
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Zeit in der syrischen Wüste und sc
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St. Adalbert, der sogenannte Aposte
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50Die Tiere hatte er sehr lieb und
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der Nachgeburt genossen hätten! -
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62Schachtel; eine Flasche voll ägy
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jemals bezahlt wurde. - Der Papst u
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68Es ist ordentlich spaßhaft zu se
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70Leo X. fand es vorteilhaft, den A
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72Er blieb bei dem "Gotteskasten" s
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78Völker ließen sich von diesen e
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90Man erzählt nämlich, daß zwisc
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sich bereits seinen Bruder Dschem e
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