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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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81Dieser Gregor I. steht in der römischen Kirche in ganz besonders hoher Achtung, denn ihm verdanktsie die Einführung einer Menge sinnloser oder vielmehr dummer Zeremonien, die noch biszum heutigen Tag Geltung haben. Er war es, welcher aus der römischen Kirche die letzten Spurenwahren Christentums, wie es Jesus und allenfalls seine Apostel verstanden, austilgte. Er ist der Erfinderdes Fegefeuers, dieser päpstlichen Prellanstalt, die besser rentierte als irgendein Schwindelgeschäft,welches je ein beschnittener oder unbeschnittener Jude machte. Gregor ist auch der eifrigsteBeförderer des Mönchswesens. Er hinterließ einen Wust selbstverfaßter Schriften, die <strong>von</strong>dem wundervollsten Unsinn strotzen. In ihnen sind auch Regeln für Geistliche enthalten, aus denenich eine Probe anführe, damit die der römischen Kirche angehörigen Leser untersuchen können, obihr Bischof derselben entspricht. Es handelt sich nämlich darum, wie die Nase eines Bischofs beschaffensein müsse. "Ein Bischof darf keine kleine Nase haben - denn er muß Gutes und Böses zuunterscheiden wissen wie die Nase Gestank und Wohlgeruch, daher auch das hohe Lied sagt: 'DeineNase ist gleich dem Turm auf dem Libanon.' Ein Bischof darf aber auch keine allzugroße oder gekrümmteNase haben, um nicht spitzfindig oder niedergedrückt <strong>von</strong> Sorgen zu sein; - er darf nichttriefäugig sein, denn er muß helle sehen; noch weniger krätzig oder beherrscht vom Fleische."Im siebenten Jahrhundert trug sich eine Veränderung zu, welche zwar dem Christentum einen hartenStoß gab, aber für das Ansehen der römischen Bischöfe in der Folge höchst vorteilhaft wirkte.Mohammed trat als der Stifter einer neuen Religion auf.Mohammed lehrte: "Es ist nur ein einziger Gott, welcher die ganze Welt beherrscht; er will <strong>von</strong> denMenschen treu verehrt sein durch Tugend. Tugend besteht in Ergebung in den göttlichen Willen,andächtigem Gebete, Wohltätigkeit gegen die Armen und Fremden, Redlichkeit, Keuschheit, Nüchternheit,Reinlichkeit, tapferer Verteidigung der Sache Gottes bis in den Tod. Wer diese Pflichtenerfüllt, ist ein Gläubiger und empfängt den Lohn des ewigen Lebens."Diese Lehre mußte in der damaligen Zeit großen Anklang finden, denn sie war einfach und verständlich,während die der Christen sich <strong>von</strong> der Jesu so weit entfernt hatte, daß sie unverständlicher,unklarer, mystischer und unvernünftiger geworden war, als die der Heiden jemals gewesen.Dazu kam noch ein zwar auf sehr sinnliche Vorstellungen gegründeter, aber deshalb sehr praktischund verlockend erfundener Himmel, während ein Mensch mit gesunden Sinnen dem <strong>von</strong> den Mönchengeschilderten Christenhimmel weder eine faßliche Vorstellung noch den allergeringsten Geschmackabgewinnen kann.Der praktische Wert des Islam im Vergleich mit der zu jener Zeit als Christentum geltenden Religionwar besonders bei den Völkern des Orients überwiegend, und die Lehre Mohammeds verbreitetesich mit großer Schnelligkeit über ganz Asien und Nordafrika und vernichtete die christliche Kirchein diesen Ländern. Dadurch verschwanden die Patriarchen <strong>von</strong> Antiochien, Jerusalem und Alexandrienund mit ihnen die gefährlichsten Gegner der römischen Anmaßungen. Mohammed und die Kalifenarbeiteten für die römischen Päpste.Diese waren aber bis zum Ende des siebenden Jahrhunderts noch gar weit <strong>von</strong> ihrem Ziele entfernt.Die Kaiser küßten ihnen noch nicht den Pantoffel, wie sie es später taten, sondern gingen mit ihnenebenso um, wie die preußische Regierung es mit den evangelischen Bischöfen tut, das heißt, siebetrachteten sie einfach als Staatsbeamte.Der Bischof Liberius, welcher sich in Glaubenssachen nicht fügen wollte, wurde vom Kaiser Konstantinabgesetzt und verwiesen. Der stolze Bischof Leo "der Große" (452) mußte sich vom KaiserValentinian als Gesandter an den Hunnenkönig schicken lassen, und der Bischof Agapet wurde inderselben Eigenschaft <strong>von</strong> dem Ostgotenkönig Theodat an Kaiser Justinian abgesendet.Wie demütig Gregor war, haben wir gesehen, und das war wenigstens klug <strong>von</strong> ihm, denn die Kaiserließen nicht immer mit sich scherzen, wie es Konstanz dem Bischof Martin (649 bis 655) bewies.

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