Zeit in der syrischen Wüste und schrieb ein Werk, betitelt "Lob des einsamen Lebens", welchesfür ein Meisterstück der Beredsamkeit gilt. Ich werde später noch manchmal Stellen aus seinenSchriften anführen müssen. Er war 331 in Strydon in Dalmatien geboren, hielt sich lange Zeit inRom auf und starb 422 in seinem Kloster in Bethlehem.46Der Hang zum asketischen Leben nahm nun schnell in Europa überhand, und Heilige und Klösterschossen überall wie Pilze auf. Der heilige Martin war der erste, welcher Klöster in Frankreich anlegte.Er war 316 in Panonien geboren und hatte das Kriegshandwerk ergriffen. Als er einst einemArmen die Hälfte seines Mantels gab, bildete er sich ein, Jesu Stimme zu hören, welche ihm zurief:"Was du andern getan hast, hast du mir getan." Dies bewog ihn, sein Regiment zu verlassen undunter die Heiligen zu gehen. Sein Ruf verbreitete sich bald; er wurde Erzbischof <strong>von</strong> Tours und einsehr stolzer Heiliger. Als er vor Kaiser Valentinian erschien, wollte dieser sich nicht <strong>von</strong> seinemThrone erheben, um St. Martin zu begrüßen. Diesen verdroß solcher Hochmut, er betete, und - soerzählt die "Geschichte" - feurige Flammen schlugen aus dem Thronsessel empor, so daß seine kaiserlicheMajestät schnell in die Höhe fahren mußte, wollte sie nicht ihren allerhöchsten allerdurchlauchtigstenAllerwertesten verbrennen.Die Zahl der europäischen Heiligen ist sehr groß, und ich möchte gern ihr ganzes heiliges Lebenund all ihre Wunder erzählen; allein leider habe ich weder Zeit noch Raum zu einem so umfassenden,interessanten Werk und will mich daher damit begnügen, nur <strong>von</strong> denjenigen zu reden, die fürdie Welt als Stifter <strong>von</strong> Mönchsorden oder als sogenannte Apostel wichtig wurden, und auch dannnoch ist ihre Zahl so groß, daß ich eine Auswahl treffen muß.Ehe ich aber dazu schreite, will ich die gläubigen Christen darüber belehren, was denn eigentlichsolch ein Heiliger bedeutet und wozu er noch heute gut ist. Es versteht sich <strong>von</strong> selbst - so lehrt natürlichdie römische Kirche -, daß ein Heiliger nicht nur selig ist, sondern daß er auch im Himmeleinen besonders hohen Platz einnimmt, gewissermaßen zu der Familie des lieben Gottes gehört undbeständig mit Jesus, der Jungfrau Maria, der neuerdings unbefleckt empfangenen Frau Mutter, demHeiligen Geist, den vornehmsten Engeln und den Aposteln verkehrt. Man kann sich also wohl denken,daß solch ein Heiliger direkten oder indirekten Einfluß bei dem lieben Gott hat und nicht leichtvergebens bittet. Die Heiligen haben ganz außerordentlich viel zu tun, denn sie haben nicht alleindiejenigen auf Erden lebenden Menschen zu beschützen und zu behüten, deren spezielle Schutzpatronesie sind, sondern auch noch spezielle Zweige der Heiligenwissenschaft zu vertreten. Die angesehenerenHeiligen sind außerdem Vorsteher ganzer Nationen oder besonderer Städte, und somitsieht jeder ein, daß ihr Amt im Himmel keine Sinekure ist. Damit nun jeder, den irgendeine religiöseBlähung oder ein körperliches Gebrechen quält, welches er wohlfeiler kuriert haben will, als es<strong>von</strong> einem irdischen unheiligen Doktor geschehen kann, weiß, was er zu tun hat, so will ich einigeHauptheilige nebst ihren Funktionen anführen.Der Adel steht unter der besonderen Protektion der drei großen Heiligen St. Georg, St. Moritz undSt. Michael; der Patron der Theologen ist höchstseltsamerweise der zweifelsüchtige "ungläubige"St. Thomas, und der Schutzheilige der Schweine ist St. Antonius. Die Jurisdiktion über die Juristenhat St. Ivo, über die Ärzte St. Cosmus und St. Damian, über die Jäger St. Hubertus, und die Trinkerstehen unter dem Schutze St. Martins. So hat auch jedes Gewerbe seinen besonderen Heiligen, denendie römisch-katholischen Handwerker wahrscheinlich ihr Geschäft anvertrauen, wenn die vielenFesttage oder die Wallfahrten zur heiligen Garderobe sie abhalten, selbst dafür zu sorgen.Auch jede Nation hat ihren besonderen Schutzheiligen. Die Portugiesen haben St. Antonius, derneben den Schweinen auch sie behütet; die Spanier St. Jakob, welcher sich kürzlich als der wahreJakob erwiesen hat; die Franzosen St. Denis, die Engländer St. Georg, die Venezianer St. Markus,und die Deutschen werden einen eigenen Schutzheiligen bekommen, wenn sie eine Nation sind;einstweiligen besorgen die Schutzheiligen anderer Nationen ihre diplomatischen Geschäfte, imHimmel.
47Auch haben einige Heilige, die mit der Leitung <strong>von</strong> Nationen und besonderen Ständen nicht zusehr beschäftigt sind, ihre Muße im Himmel benutzt, einige Übel der armen Erdenwürmer besondersgründlich zu studieren, und der liebe Gott, der doch nicht alles selbst tun kann, hat ihnen nachdem Glauben vieler Katholiken erlaubt, ihm hier und da auszuhelfen.St. Aja hat die Rechtswissenschaft studiert und hilft in Prozessen; St. Cyprian beim Zipperlein, St.Florian bei Feuersgefahr, St.Nepomuk gegen Wasserflut und in Verleumdung; St. Benedikt gegenGift; St. Hubertus gegen die Hundswut, St. Petronella im Fieber, St. Rochus gegen die Pest, St. Ulrichgegen die Ratten und Mäuse, St. Apollonia gegen Zahnweh, wenn es nicht <strong>von</strong> Schwangerschaftkommt, denn in diesem schmerzlichen Fall muß man sich an St. Margaretha wenden, welcheauch bei schweren Geburten hilft. St. Blasius bläst das Halsweh weg, und St. Valentin hilft gegendie fallende Sucht; St. Lucia gegen Augenübel, und Vieharzt im Himmel ist St. Leonhard.St. Benedikt ist der Vater der zahlreichen Benediktinermönche. Er wurde 480 in Nursia in Umbriengeboren und starb 543. Die Legende erzählt <strong>von</strong> ihm merkwürdige Dinge. Schon im Mutterleibesang er Psalmen, und wenn er als Kind weinte, dann brachten ihm die Engel Bischofsstäbe, Bischofsmützenund Breviere zum Spielen und machten Musik auf Instrumenten, die erst viele Jahrhundertespäter unter den Menschen erfunden wutden. Sein erstes Wunder war, daß er einen zerbrochenenTopf wieder ganz betete!Im Beten besaßen diese Heiligen, wenn wir den Kirchenschriftstellern glauben wollen, eine ordentlichschauerliche Innigkeit und Ausdauer. Einige erhoben sich vor lauter Inbrunst einige Fuß überdie Erde und blieben so in der Luft hängen. Ein irländischer Heiliger, namens Kewten, betete sohartnäckig und lange, daß eine Schwalbe in seine gefalteten Hände Eier legen und ausbrüten konnte!Es versteht sich <strong>von</strong> selbst, daß St. Benedikt vom Teufel heftig verfolgt wurde, der ihn, als derfromme Mann sich in eine Einöde vergraben hatte, beständig in Gestalt einer Amsel umschwärmte.Als er, nämlich der Heilige und nicht der Teufel, Abt eines Klosters wurde, verführte der Teufeleinen Pfaffen, sieben schöne Mädchen in der Naturuniform im Klostergarten laufen zu lassen, sodaß fast alle Mönche des Teufels wurden. Nahe daran waren sie, denn sie machten Versuche, ihrenstrengen Abt zu vergiften, die natürlich alle mißlangen, denn bald betete er den Giftbecher entzwei,bald kam ein Rabe, der das vergiftete Brot sofort in die Wüste trug.Benedikt stiftete eine große Menge <strong>von</strong> Klöstern, darunter das berühmte <strong>von</strong> Monte Casino, undgab seinen Mönchen eine Regel, die für einen Heiligen und sein Zeitalter sehr vernünftig ist. SeineMönche sollten arbeiten; allein <strong>von</strong> Selbstquälerei und dergleichen ist darin nichts vorgeschrieben.Seine Klosterregel wurde bald die Grundlage aller anderen, und die Benediktinerklöster waren dieZufluchtsorte für Künste und Wissenschaften, welche ohne sie vielleicht ganz und gar im rohenMittelalter <strong>von</strong> dem Christentum verschlungen sein würden. Wir mögen daher immerhin St. Benediktals einen der achtungswertesten Heiligen verehren und ihm die dummen Wunder nicht zur Lastlegen, welche ihm spätere Verehrer andichteten.Von seiner Klosterregel weicht die des irdischen Mönches Columbanus merklich ab; in seinemZuchtbuche regnet es für das geringste Vergehen Dutzende <strong>von</strong> Hieben. Wer einem Bruder widersprach,ohne hinzuzufügen: "Wenn du dich recht erinnerst, Bruder", erhielt fünfzig Hiebe, und wergar allein mit einem Frauenzimmer redete - zweihundert, wohlgezählt.Der englische Mönch Winfried, der nachher St. Bonifazius hieß, wird gewöhnlich der Apostel derDeutschen genannt. Er führte die Klöster in Deutschland ein und mit ihnen allen Segen Roms. DieFriesen erwarben sich das Verdienst, ihn nebst dreiundfünfzig Pfaffen totzuschlagen (am 5.Juni759). Hätten sie es früher getan, dann wüßten wir vielleicht nichts <strong>von</strong> Ehelosgikeit der Priester,Wallfahrten, Bilderdienst, Reliquien und dergleichen Dingen, die er in Deutschland heimisch machte.
- Seite 2 und 3: 2InhaltAus der Vorrede zur ersten A
- Seite 4 und 5: Entfernte Textstelle:4Überall renn
- Seite 6 und 7: 6bens. Kardinal Johann, ein Englän
- Seite 8 und 9: 8Sind Regierungen so verblendet, da
- Seite 10 und 11: 10Einige wohlmeinende Freunde sprac
- Seite 12 und 13: 12Für die gebildeten Klassen der G
- Seite 14 und 15: Auch der Wechsel der Jahreszeiten m
- Seite 16 und 17: dem diese sie dazu gebrauchten, den
- Seite 18 und 19: 18ausgeglichen werden kann und sehe
- Seite 20 und 21: Eigentliche Wunder, das heißt Ding
- Seite 22 und 23: andere Körper; denn wenn auch das
- Seite 24 und 25: deter der Verstand eines Menschen i
- Seite 26 und 27: 26Katholische Priester, welche von
- Seite 28 und 29: 28anerkannt werden, so mußte er Ha
- Seite 30 und 31: 30Wenn wir als wahr annehmen, daß
- Seite 32 und 33: 32daß sich die Götter unter die M
- Seite 34 und 35: 34zerstreut und mit ihnen die Chris
- Seite 36 und 37: genügen, nur in leichten Umrissen
- Seite 38 und 39: 38häupter derselben; sie beriefen
- Seite 40 und 41: 40Der Übergang zu dem Gedanken, da
- Seite 42 und 43: daß überall Geschwüre hervorbrac
- Seite 44 und 45: 44Die ganze Gegend, in welcher ein
- Seite 48 und 49: St. Adalbert, der sogenannte Aposte
- Seite 50 und 51: 50Die Tiere hatte er sehr lieb und
- Seite 52 und 53: 52Eine höchst merkwürdige Antipat
- Seite 54 und 55: 54Ärger konnten die Pfaffen die ch
- Seite 56 und 57: 56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
- Seite 58 und 59: der Nachgeburt genossen hätten! -
- Seite 60 und 61: 60kuriose Spielereien und Abwege, s
- Seite 62 und 63: 62Schachtel; eine Flasche voll ägy
- Seite 64 und 65: 64ziemlich ernsthaft den Pater Guar
- Seite 66 und 67: jemals bezahlt wurde. - Der Papst u
- Seite 68 und 69: 68Es ist ordentlich spaßhaft zu se
- Seite 70 und 71: 70Leo X. fand es vorteilhaft, den A
- Seite 72 und 73: 72Er blieb bei dem "Gotteskasten" s
- Seite 74 und 75: Die Statthalterei Gottes in Rom74"A
- Seite 76 und 77: 76Stolz, Herrschsucht und Geldgier
- Seite 78 und 79: 78Völker ließen sich von diesen e
- Seite 80 und 81: 80Selbst im Abendland, wo doch der
- Seite 82 und 83: 82Martinus wagte es, den Befehlen d
- Seite 84 und 85: sondern begleitete ihn selbst zu Fu
- Seite 86 und 87: 86fällt? Wir kennen dich nicht und
- Seite 88 und 89: 88Der Strom der päpstlichen Nichts
- Seite 90 und 91: 90Man erzählt nämlich, daß zwisc
- Seite 92 und 93: auf den Mund küssen, und keiner du
- Seite 94 und 95: 94Feindin, aber barmherziger war, u
- Seite 96 und 97:
ich in meinem Königreiche vor eine
- Seite 98 und 99:
98Innozenz IV. verlieh den Kardinä
- Seite 100 und 101:
100Bonifaz VIII. ist derjenige Paps
- Seite 102 und 103:
102wenn ich die Schandtaten und Ver
- Seite 104 und 105:
sich bereits seinen Bruder Dschem e
- Seite 106 und 107:
106vieren zwischen den Leuchtern du
- Seite 108 und 109:
108verstehe". Hadrian war ein hölz
- Seite 110 und 111:
110Wenn es heutzutage ein Schriftst
- Seite 112 und 113:
112Als aber der Bericht endlich fer
- Seite 114 und 115:
machen; ihr habt einen dazu gemacht
- Seite 116 und 117:
116Der erste Papst im 17. Jahrhunde
- Seite 118 und 119:
118Nachdem er einst dem Herzog von
- Seite 120 und 121:
120Kaiser Joseph II. machte mit dem
- Seite 122 und 123:
122Mit Zittern und Zagen ging Pius
- Seite 124 und 125:
124Die Unzufriedenheit im Kirchenst
- Seite 126 und 127:
126Reichstag ausgesprochene teilwei
- Seite 128 und 129:
128Teil der Geistlichen, die ich ha
- Seite 130 und 131:
verkennbaren Einfluß. Ein Unverhei
- Seite 132 und 133:
schwingen. - Der Irrtum lag in der
- Seite 134 und 135:
134ständig als Muster auf und erz
- Seite 136 und 137:
hinweg: Ich verdamme nicht das Heir
- Seite 138 und 139:
138ne Wut meine Seele ängstigte, d
- Seite 140 und 141:
140bezahlen oder unter die Armen ve
- Seite 142 und 143:
142vorzuheben. Doch treffe die Wahl
- Seite 144 und 145:
144Mehrere Anhänger Gregors, welch
- Seite 146 und 147:
146Im Jahre 1409 wurden zu Augsburg
- Seite 148 und 149:
148des Fleisches ihre Köchinnen un
- Seite 150 und 151:
150müsse man annehmen, daß er sie
- Seite 152 und 153:
152Zur Zeit der Reformation kamen u
- Seite 154 und 155:
154den! Durch die Reformation und d
- Seite 156 und 157:
156er dieser Freude einen Mönch op
- Seite 158 und 159:
158Von den unendlich vielen Beispie
- Seite 160 und 161:
Steh'n, heilige Liebe, hier alle di
- Seite 162 und 163:
162dem Hund sein Schwanzerl? Dem Hu
- Seite 164 und 165:
164Wehe dem Unglücklichen, der es
- Seite 166 und 167:
166behandeln müssen, da er in der
- Seite 168 und 169:
Rindvieh der Urheber der Geißelpro
- Seite 170 und 171:
170Die beschuhten oder graduierten
- Seite 172 und 173:
172Die in den Klöstern herrschende
- Seite 174 und 175:
174Andere, die nicht so schwärmeri
- Seite 176 und 177:
176Sein Vorgänger habe die Krankhe
- Seite 178 und 179:
178Der Hausfreund Baumanns war der
- Seite 180 und 181:
Disziplin. Doch damit war es noch n
- Seite 182 und 183:
182Allein P. Raimund tobte und verb
- Seite 184 und 185:
184müssen sie die Grundsätze lock
- Seite 186 und 187:
186Der Pater wäre zur öffentliche
- Seite 188 und 189:
188den Evangelien findet, denn die
- Seite 190 und 191:
190Schon im Jahre 428 hatte Papst C
- Seite 192 und 193:
192malen. -Auf solche Weise verfuhr
- Seite 194 und 195:
es möglich sei, im ehelichen Stand
- Seite 196 und 197:
196Nach einer mehrwöchigen Vorbere
- Seite 198 und 199:
198Die vielen Reden von fleischlich
- Seite 200 und 201:
200Cornelius opponierte und drohte
- Seite 202 und 203:
202Katharina war längere Zeit kran
- Seite 204 und 205:
204Durch die Unvorsichtigkeit einer
- Seite 206 und 207:
wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
- Seite 208:
ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu