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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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111Als Paul IV. 1559 gestorben war, schlug Pasquino folgende Grabschrift vor.- "Hier liegt Caraffa(aus dieser Familie stammte der Papst), verflucht im Himmel und auf Erden, dessen Seele in derHölle, dessen Aas im Boden ist. Der Erde mißgönnte er den Frieden, dem Himmel Gebet und Gelübde;ruchlos richtete er Klerus und Volk zugrunde; vor den Feinden kroch er, gegen Freunde warer treulos; wollt ihr alles auf einmal wissen? - er war Papst!"Der Name Papst war damals in Rom zum Schimpfwort herabgesunken. Pasquino erwiderte einemFragenden: "Warum jammerst du?" - "Ach, der Schimpf bricht mir das Herz!" - "Nun, was ist's?" -"Du errätst es nicht? Sie haben mich", ruft er unter Schluchzen, "sie haben mich einen Papst genannt."Paul war Kaiser Karls V. erbitterter Feind gewesen und wollte nach dessen Abdankung Kaiser FerdinandsWahl nicht anerkennen, weil dessen Sohn und Thronfolger, Maximilian, meist unter Lutheranernaufgewachsen sei.Der Kaiser kehrte sich wenig an den Papst, dazu angeregt durch den Reichs-Vizekanzler Dr. Seld,den Beust Ferdinands I. Dieser Minister sagte in einem Gutachten: "Man lacht jetzt über den Bann,vor dem man sonst zitterte; man hielt sonst alles, was <strong>von</strong> Rom kam, für heilig und göttlich, jetztspeiet männiglich, er sei alter oder neuer Religion, darÜber aus. Die alten Kaiser haben die Päpstebeim Kopfe genommen, gestöcket, gepflöcket und abgesetzt; wir haben selbst erlebt, wie Karl mitClemens umgegangen; solchen Ernstes sind Ew. Majestät nicht einmal benötigt. Übrigens weißman, daß Se. Heiligkeit die Kardinäle, welche Wahrheiten sagen, Bestien und Narren gescholten,solche mit Stecken geschlagen, woraus anzunehmen, daß dieselben Alters oder anderer Zufälle wegennicht wohl bei Vernunft und Sinnen seien."Unter Pius IV. wurde das berühmte Trientiner Konzil geschlossen (im Dezember 1563), welchesachtzehn Jahre versammelt gewesen war, um die schon längst als notwendig erkannte Reformationder Kirche an "Haupt und Gliedern" vorzunehmen.Das Konzilium stand unter der unmittelbaren Beaufsichtigung des Papstes. Kardinal del Montestand mit ihm durch eine ununterbrochene Kurierlinie zwischen Trient und Rom in fortwährenderVerbindung, und des Papstes Instruktionen hatten auf alle Beschlüsse den entschiedensten Einfluß.Alle Welt schrie, das Konzil sei nicht bei Trost, aber niemand konnte das ändern. Der Bischof Dudith<strong>von</strong> Tina in Dalmatien und mehrere andere sagten: "Der Heilige Geist, der die versammeltenVäter in Trient belehrte, kam im römischen Felleisen."Die Heiligen Väter strengten sich nicht übermäßig an. Alle Monate einmal eine Sitzung, wenn nichtFerien oder Festlichkeiten die Zeit wegnahmen, und hielt man einmal eine Sitzung, so verging dieselbemeistens mit sehr viel unnützen Redereien.Man disputierte mit allem Ernst, der so wichtigen Dingen gebührt, über den Rang der Abgeordneten,über Kleidung, Siegel und dergleichen. Dann fragte man, ob man vom Glauben oder <strong>von</strong> derReformation anfangen wolle? Endlich entschied man sich dann für den Glauben, da einige Vorwitzigeunverschämt genug waren, die Meinung zu äußern, daß die Reformation bei den Häuptern beginnenmüsse!Die Franzosen und selbst die so geduldigen Deutschen verloren die Geduld. Ein kaiserlicher Gesandterbehauptet gar, der Papst und seine Legaten "hätten die Hufeisen verkehrt aufgeschlagen, umsich den Schein zu geben, vorwärts zu gehen, während sie doch rückwärts gingen".Wenn das Volk, welches sich nach all den schönen Versprechungen auf die Konziliumsbeschlüssewie Kinder auf den Heiligen Christ freute, durch seine Vertreter deshalb anfragen ließ, dann erhieltes immer zur Antwort, daß der Bericht noch nicht fertig sei".

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