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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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156er dieser Freude einen Mönch opferte. Eigentlich hätte es ein Jesuit sein sollen; da er diesenaber nicht habe bekommen können, so möge der Geistliche diesmal mit einem Kapuziner vorliebnehmen."Wenn die Klöster nicht selbst stark genug waren, sich zu beschützen, so rechnete es sich irgendeinFürst zur Ehre, ihr Schutzherr zu sein, wofür ihm dann <strong>von</strong> den Klosterherren diese oder jene Rechteeingeräumt wurden. Aber nicht alle Schutzherren machten da<strong>von</strong> einen so ernsthaften Gebrauchwie der Herzog Julius <strong>von</strong> Braunschweig. Dieser ließ die Äbtissin <strong>von</strong> Gandersbeim, eine geborene<strong>von</strong> Warberg, die sich mit ihrem Stiftsverwalter zu tief eingelassen hatte, nach der Stauffenburgabführen und hier (1587) lebendig einmauern!Meistens brauchten die Klöster keinen Schutz; die Äbte und Prälaten waren große Herren, welcheLehnsleute hatten, die ihnen zu allerlei Diensten verbunden waren, wie auch Leibeigene. Oft war esbei diesen Lehnsleistungen übrigens nur auf einen gnädigen Spaß abgesehen, der mitunter sehr mittelalterlichderb war.Der Lehnsmann eines Klosters zu Bologna mußte jährlich dem Abt einen Topf mit Reis und einemHuhn darin bringen und diesen Sr. Hochwürden unter die Nase halten, denn - er war nur den Dampfda<strong>von</strong> schuldig.Ein Bauernhof in Soest in Westfalen hatte die Verpflichtung, dem Dominikanerkloster alljährlichein Ei auf einem vierspännigen Wagen zu bringen. Im Quedlinburgischen mußten Bräute den HerrenPfaffen ihren "Stech- oder Bunzengroschen" zahlen und im Paderbornschen eine Bockshautliefern. - Mehreren schwäbischen Klöstern mußten die Bräute einen kupfernen Kessel geben, "sogroß, daß sie darin sitzen konnten", und die Beweisführung war natürlich das Hauptgaudium für diefrommen Herren.Die Gräfin Hidda <strong>von</strong> Eulenberg ließ sich <strong>von</strong> den Witwen, die wieder heirateten, einen Beutel ohneNaht mit zwei "Schreckenbergern" darin liefern, und unfruchtbare Eheleute mußten im Hildesheimschenalljährlich, wegen des Abgangs an Taufgeld, damit man mit ihrem Unvermögen Geduldhabe, einen "Geduldshahn" opfern.Die Fuchsnatur der Pfaffen offenbarte sich auch in ihrer Lüsternheit nach Hühnern, und ihre Lehnsleutemußten da<strong>von</strong> herbeischaffen, soviel sie nur immer konnten. Es gab Haupt- und Leibhühner,Rauchhühner, Erbzins- und Fastnachtshühner, Pfingst-, Sommer-, Herbst-, Ernten-, Wald-, Garten-,Heu- und Ehrenhühner! Audubon hat diese Hühnerarten in seiner Naturgeschichte der Vögel vergessen;doch waren sie ja auch nur in Europa zu Hause, und Gloger, als er sein treffliches Werkschrieb, hätte sich darum bekümmern sollen.Manche Äbte und Bischöfe unterhielten Heere, wie es Fürsten nicht vermochten. Der Bischof Galen<strong>von</strong> Münster hatte 42 000 Mann Infanterie, 18 000 Reiter und die schönste Artillerie, und die meistenKlöster waren verbunden, ein mehr oder minder bedeutendes Kontingent zu den Truppen desLandesbischofs stoßen zu lassen. Als die Reformation und die Revolution die Klöster gehörig angezapfthatte, da wurde dies manchem schwer genug, und eine Äbtissin schrieb an die Kreisdirektion:"daß sie und ihre Kanonissinnen im letzten Krieg so <strong>von</strong> den Franzosen zugerichtet worden, daß sienicht imstande seien, auch nur einen halben Mann aufsitzen zu lassen."Ehe wir nun einen Blick in die Klöster tun, wollen wir einmal prüfen, welchen Nutzen die Möncheder Welt brachten.Wir werden leider finden, daß dieser zu dem Übel, dessen Ursache sie waren, so wenig im Verhältnissteht, daß er fast ganz und gar verschwindet.

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